Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
den Brotkorb, doch ich lehnte ab. Ich musste wirklich an meiner Selbstbeherrschung arbeiten. Ich konnte es nicht zulassen, ständig von den Visionen beherrscht zu werden. Nach ein paar Schlucken heißen, starken Kaffees fühlte ich mich besser und aß zu Veras Freude doch ein Brötchen. Erst als Vera das Frühstück abgetragen hatte wagte ich es wieder mit Helmut über den gestrigen Tag zu sprechen.
Wir kamen beide zu dem Schluss, dass wir Klaus ein bisschen Zeit gönnen sollten, damit er die Chance hatte sich wieder zu fangen. Helmut gab auch endlich zu, dass es nicht sinnlos gewesen war das Haus zu besuchen. Er zeigte mir die Fotos noch einmal. Auf dem viel größeren Flachbildschirm in Helmuts Arbeitszimmer konnte ich jeden Strich sehen. Diese Bilder waren eine Warnung für alle Zauberer. Der Dämon war zu mächtig um von einem Menschen beherrscht zu werden. Doch mir ging es nicht nur darum. Ich musste seine Inkarnation verhindern, denn die würde mich das Leben kosten.
Schweren Herzens ließ ich Helmut sitzen. Ich musste mich noch anziehen und dann zu diesem Geburtstag. Wo es doch so viel Wichtigeres gegeben hätte. Es ging mir nicht um Oma Nies. Sie konnte mich ohnehin nicht ausstehen, aber Tante Tina würde es mir übel nehmen, wenn ich nicht auftauchte. Erstaunlicherweise zeigte sich Helmut verständnisvoll und half mir sogar, mein Gesicht mit Theaterschminke etwas ansehnlicher zu machen. Trotzdem nahm ich meine Sonnenbrille mit. Ich hatte Helmuts Angebot mich hinzufahren abgelehnt. Wenn ich aus dem teuren Auto eines älteren Herrn steigen würde, konnte das nur noch weitere Spekulationen in der Familie aufsteigen lassen. Vor allem aber wollte ich Tante Tina nicht verunsichern, die mir schließlich geraten hatte mich nicht wieder mit Helmut zu treffen.
Ich verließ das Haus also zu Fuß. Unterwegs kaufte ich den hässlichsten Blumenstrauß, den die Tankstelle zu bieten hatte. Seine kitschige Scheußlichkeit brachte mich zum Lächeln, ebenso wie der misstrauische Blick des Kassierers, der meine Sonnenbrille mit unverhohlener Neugierde zu durchdringen versuchte. Ich sah an seinem Gesichtsausdruck, dass von meinem blauen Auge wenigstens auf den ersten Blick nichts zu sehen war. Ich war eigentlich schon zu spät, trotzdem beeilte ich mich nicht. Meine Verwandtschaft hatte ohnehin eine derart schlechte Meinung von mir, dass es darauf auch nicht mehr ankam. So konnte ich die lange Zeit ein wenig verkürzen. Zusätzlich verzögerte sich mein Eintreffen noch durch den Busfahrplan. Unter der Woche fuhr der Bus im viertel Stunden Takt, am Wochenende hingegen nur zur vollen Stunde.
So kam es, dass ich nicht einmal unglücklich über mein Zuspätkommen an der Tür klingelte. Onkel Will öffnete. Er würdigte meine Sonnenbrille eines kalten Blickes, der mir verriet, dass die ganze Feier an seinen Nerven zerrte. In diesem Zustand war nicht gut mit ihm Kirschenessen.
„ Du kommst schon wieder zu spät. Weißt du eigentlich, dass deine Tante die einzige war, die daran geglaubt hat, dass du wenigstens dieses eine mal pünktlich bist?“
Ich sah ihm an, dass er noch mehr sagen wollte, doch er verkniff es sich, was seine Zuneigung zu mir deutlich machte. Er umarmte mich beinahe vorsichtig.
„ Wie geht es dir denn?“
Die warme Sorge in seiner Stimme ließ mich den Tadel sofort vergessen, aber er hatte es geschafft mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich hatte nicht daran gedacht, wie Oma Nies Tina löchern würde.
Ich kam nicht dazu Onkel Wills Frage zu beantworten, denn Tante Tina kam raschen Schrittes aus der Küche und ihr gestresster Blick wurde sofort weich, als sie mich sah. Wir umarmten uns herzlich.
„ Es tut mir leid, dass ich so spät komme.“
„ Macht doch nichts mein Schatz.“
Sie schob mich auf Armeslänge von sich und musterte mich kritisch und besorgt.
„ Du siehst schlimm aus“, fasste sie das Ergebnis ihrer Musterung zusammen.
Ich sagte ihr, dass es mir gut gehe, aber sie hatte die Lüge mit der Sicherheit einer Mutter sofort durchschaut. Sie schüttelte nur den Kopf.
„ Du kannst doch eine Weile bei uns wohnen, Lex. Will würde sich freuen.“
Pflichtschuldig nickte er, doch ich sah die echte Sorge auch in seinem Blick. Das Angebot war ernst gemeint, doch in konnte es beim besten Willen nicht annehmen.
„ Lass nur, es geht schon“, ich legte meine Jacke ab und mir blieb nichts anderes übrig, als auch die Sonnenbrille abzunehmen. Tina schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Will
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