Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
musste reichlich ratlos nach oben gestarrt haben, denn als Klaus auf mich zu kam hatte er schon ein breites Grinsen im Gesicht.
„ Na großer Hexenmeister, wo geht es lang?“
Ich schenkte ihm nur einen grimmigen Blick, antwortete aber nicht.
„ Also, erste Pfadfinderregel: Süden ist da.“
Er zeigte tiefer in den Wald hinein. Ich verbiss es mir zu fragen, woher zum Teufel er das wusste. Endlich war auch Helmut fertig. Sein dunkel grauer Mohair Mantel mit dem Weinroten Wollschal wirkten so fehl am Platz, dass ich mir ein leises Lächeln nicht verkneifen konnte. Auch Klaus runzelte die Stirn.
Schweigend machten wir uns auf den Weg. Nach wenigen Schritten wusste ich woher Klaus die Himmelsrichtungen kannte. Er hatte einen Kompass in der Tasche, den er vorsichtshalber alle paar Minuten kontrollierte. Meine Bewunderung schwand ein wenig. Die Wanderung war schwer, denn wir folgten keinem Pfad, sondern mussten uns durch zum Teil dichtes Unterholz schlagen. Besonders die Stellen, an denen ein Sturm alle größeren Bäume gefällt hatte waren schwierig, da sich hier die jungen Gehölze gegenseitig den Platz an der Sonne strittig machten. Helmut trat mit dem Fuß unglücklich auf einen Stein, rutschte ab und fiel der Länge nach hin. Es war eine der seltenen Gelegenheiten seine immer korrekte und saubere Kleidung verdreckt zu sehen. Zum Glück war er mit dem Schreck und dem Dreck davon gekommen. Ein Marsch von nur zwei Kilometern hätte höchstens eine halbe Stunde dauern sollen, doch wir waren länger als eine Stunde unterwegs als endlich ein Zaun den Beginn des privaten Grundstücks markierte.
Erleichtert blieben wir stehen.
„ Wir hätten näher parken sollen“, sagte Klaus mit einem Seitenblick auf Helmut, der seinen Wagen eigentlich noch weiter weg hatte parken wollen.
Hinter dem Zaun ging der Wald weiter, doch er wurde zunehmend lichter.
„ Wir müssen da rüber“, sagte ich und prüfte mit der Hand die Beschaffenheit des Zauns.
Ich hätte eine Zange oder etwas Ähnliches mitnehmen sollen. Klaus packte sein Schweizer Taschenmesser aus. Sicher würde es gehen, aber dieser Versuch würde uns viel zu lange aufhalten.
„ Warum steigen wir nicht einfach darüber?“
Klaus schüttelte entschieden den Kopf.
„ Falls diese Leute wirklich so gefährlich sind, wie ihr glaubt, müssen wir unbedingt einen Fluchtweg haben, durch den wir im Notfall schnell entkommen können.“
Weder Helmut noch ich hatten daran gedacht, dass wir womöglich entdeckt werden könnten und dann gezwungen wären zu flüchten. Ich wollte schon widersprechen. Wenn wir flüchten müssten würde der steinige, unwegsame Waldboden eine Flucht wahrscheinlich schnell stoppen, doch Helmut kam mir zuvor. Er nickte zustimmend.
„ Wir werden also diesen Zaun zerschneiden.“
Klaus schüttelte nur ungläubig den Kopf.
„ Das ist wohl nicht euer Ernst. Mit nur einem stumpfen Messerchen wird das Stunden dauern. Wir sind doch mit einem mächtigen Zauberer unterwegs, oder etwa nicht? Kannst du nicht einfach ein Loch in diesen Zaun zaubern?“
Tatsächlich war ich noch nicht einmal auf diesen Gedanken gekommen. Helmut aber scheinbar schon.
„ Sind Sie sich ganz sicher, dass von Wellerswerde nicht hier ist? Zauberer können es auf eine recht große Entfernung spüren, wenn die Macht entfesselt wird.“
Klaus zückte sein Handy und rief noch mal bei einem Beamten an, der von Wellerswerde überwachte. Er war ganz sicher noch immer in der Stadt. Helmut nickte mir zu. Es war ein merkwürdiges Gefühl diese unheimliche Fähigkeit für etwas so banales, wie das Zerschneiden eines Zaunes zu benutzen. Ich bat die beiden etwas Abstand zu halten und schloss die Augen. Ich dachte fest an ein großes Loch im Zaun. Stellte es mir bildlich vor. Und tatsächlich, als ich die Augen öffnete erschien ein Paralleluniversum vor meinen Augen, in dem der Zaun genau dieses Loch hatte. Ich konzentrierte mich, spannte meinen Geist und verschmolz die beiden Welten zu einer. In einer gewaltigen Anstrengung gelang es mir, den heilen Zaun aus meiner Wirklichkeit zu verbannen und die Verbindung zu trennen.
Halt suchend griff ich ins Leere. Die Schwäche ließ bunte Ringe vor meinen Augen tanzen, doch jemand griff zu und hielt mich aufrecht. Ich musste kämpfen um meine Kräfte wieder zu gewinnen, doch schließlich gelang es mir und ich konnte wieder ohne fremde Hilfe stehen. Wie durch ein Wunder hatte der Zaun ein hübsches, großes Loch, durch das wir bequem
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