Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
eines der kleineren Kinder fixiert und wies es zurecht. Ich konnte es keinen Augenblick mehr ertragen weiter herumzusitzen. Sylvia rettete mich. Sie erhob sich und begann abzutragen. Sofort halfen Tina und ich mit. Liebend gerne hätte ich alles von Hand gespült, wenn ich damit nur der alten Frau entkommen konnte. Ich blieb in der Küche und räumte die Spülmaschine ein während sich Sylvia bei Tina entschuldigte.
„ Weißt du, sie war nicht immer so. Sie ist eben alt geworden, wir dürfen ihr das nicht übel nehmen. Sie meint es gar nicht so.“
Sie lächelte mich und Tina verzeihungs-heischend an. Tina erwiderte ihren Blick, ich aber sah weg. Natürlich meinte sie alles genau so, wie sie es sagte. Schon immer hatte sie die Frauen herunter gemacht, die ihre Söhne geheiratet hatten. Tina hatte es nur mir zu verdanken, dass sie öfter in die gefürchtete Schusslinie geriet als die anderen. Obwohl ich Oma Nies nie etwas getan hatte hasste sie mich seit dem Moment in dem wir uns das erste Mal begegnet waren.
Als Sylvia die Küche noch einmal verließ sprach Tina mich wieder an.
„ Es tut mir leid Lex.“
„ Es ist nicht deine Schuld.“
„ Sie hasst dich nicht. Sie ist einfach eine alte unglückliche Frau.“
Am liebsten hätte ich gelacht. Warum wurde Oma Nieß nur immer in Schutz genommen? Ich hätte nichts sagen sollen, aber ich tat es doch.
„ Natürlich hasst sie mich, aber das ist mir egal. Ich hasse sie genauso.“
„ Wie war das Junge?“
Es musste meinem unglaublichen Talent anzurechnen sein, immer das Fettnäpfchen zu treffen. Schon seit Jahren hatte Oma Nieß an ihren Geburtstagen keinen Finger gerührt um zu helfen und ausgerechnet jetzt musste sie sich in die Küche bequemen. Ich wolle schon etwas entgegnen, als Tina mir beruhigend den Arm tätschelte.
„ Wir haben nur geredet Oma. Es ging um jemand anderen.“
Die kleinen Äugelein in dem faltigen Gesicht blitzten mich böse an.
„ Dieser Junge hat sich das Vermögen meines Sohnes erschlichen, durch deine Hilfe. Du hättest ihn in ein Waisenhaus bringen sollen. Er hat immer nur Unglück gebracht.“
Tina schnappte entsetzt nach Luft. Jede Erwiderung blieb ihr im Halse stecken, und mir auch. Das Vermögen ihres Sohnes erschlichen? Meine Mutter hatte ihrer Schwester Geld vererbt womit sie für mich Sorgen konnte. Noch hatte ich mich unter Kontrolle, aber die nächsten Worte ließen mich jegliche Beherrschung verlieren.
„ Schon der Anblick seiner verkommenen Mutter hat mir gezeigt, dass deine Familie mit unserer nichts zu tun haben sollte, meine Liebe. Wilhelm konnte sich gegen dich nicht durchsetzen und jetzt habt ihr diesen verkommenen Bengel bei euch und er hat es sogar geschafft, den lieben Michael zu einem Flegel zu machen.“
Eine noch nie gekannte Wut überkam mich und versuchte meinen Verstand beiseite zu fegen. In einer plötzlichen Vision sah ich, wie ich die alte Frau umbrachte. Sie zerfiel unter meiner bloßen Berührung zu Staub. Entsetzt starrte ich sie an. Das Trugbild hatte meine Wut weggewischt. Was immer sie sagte, sie war ein Mensch und ich durfte nicht töten. Ich fühlte instinktiv, dass mich ein Mord zerstören würde. Ich sah die Gesichter all der Verwandten um mich, die nun einmal Oma Nieß ungläubig anstarrten. Wenn sie auch teilweise dasselbe dachten, so gehörte es sich doch nicht, solche Worte auszusprechen. Tina war leichenblass und umklammerte noch immer meinen Arm. Ich sah Wilhelm hereinkommen, doch noch bevor er mich erreichen konnte löste ich mich geschickt aus Tinas Griff und stürmte durch die Tür, drängte mich unsanft an den Tanten und Onkeln vorbei und rannte durch die Gartentür. Nichts wie weg. Ich konnte die Beleidigung meiner Mutter nicht vergessen, aber alles was ich nun noch hätte tun können hätte es schlimmer gemacht. Allein dass ich daran gedacht hatte, einen Menschen aus Zorn zu töten hatte mich tief erschüttert. Was war nur aus mir geworden? Komischerweise bezweifelte ich nicht eine Sekunde, dass ich in der Lage war zu tun was die Vision mir zeigte.
Ich hörte ein keuchendes Rufen hinter mir
„ Lex, Lex, warte!“
Tina rannte so schnell sie konnte. Sie hatte keine Chance mich einzuholen, doch ich blieb stehen. Sie schien einem Herzinfarkt nahe zu sein und hielt sich an mir fest. Ich führte sie zur Bank einer Bushaltestelle. Sie versuchte etwas zu sagen, war aber so außer Atem, dass sie sich verschluckte und nun keuchend hustete. Ich klopfte ihr auf den Rücken und
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