Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
verschont.
Als ich wieder aufwachte war es zu dunkel um die Zeit ablesen zu können. Ich betätigte den Schalter der Nachttischlampe, kurz vor acht. Entsetzt sprang ich auf. Ich hatte den ganzen Nachmittag verschlafen! Und nun musste ich mich beeilen, denn ich hatte vor, mir die Judo-Gruppe des nahegelegenen Sportvereins anzusehen und deren Training der fortgeschrittenen Gruppe würde um halb neun beginnen. Ich dachte wieder einmal an meine Tante, die mir beigebracht hatte relevante Informationen immer sofort einzuholen und gut aufzubewahren, als ich den ausgedruckten Stadtplan mit dem Weg zur Sporthalle unter meinem Rucksack auf dem Esstisch fand. Hastig suchte ich meine Judo-Kleidung heraus, packte alles in den Rucksack, schnappte mir die Karte und verließ die Wohnung. Kurz bevor die Tür ins Schloss fiel eilte ich noch einmal zurück um meinen Schlüssel einzupacken. Den durfte ich nicht vergessen!
Die Karte aus dem Internet tat durchaus ihren Dienst, leider wurde mir wieder einmal bewusst wie schlecht mein Orientierungssinn tatsächlich war. Wie so oft, wenn ich es nicht gebrauchen konnte, beschloss mein Bewusstsein auf Reisen zu gehen. Zu vielen der Häuser, die durchweg in schlechtem Zustand waren, sah ich Gesichter von Menschen, Szenen aus dem Leben dieser Unbekannten, die teilweise schon Jahrelang der Vergangenheit angehören mussten. In dem Wust an Informationen, die mein Gehirn ersann war es mir unmöglich, nicht gelegentlich einer Erscheinung aus einem meiner Tagträume zu folgen. So war es nicht verwunderlich, dass es sehr viel länger dauerte die Sporthalle zu finden, als ich eingeplant hatte. So war ich erst um neun an der Halle. Das Training war in vollem Gange, als ich eintrat.
Die fortgeschrittenen Gruppe bestand anscheinend aus etwa zwanzig Männern und Frauen. Die Altersstufen waren bunt durcheinander gewürfelt, die Jüngsten mochten in meinem Alter sein, die Ältesten schienen schon auf die siebzig zuzugehen. Gerade wurden Wurftechniken geübt, wobei jedes Trainingspaar einen anderen Wurf übte und ein älterer Trainer durch die Reihen ging und Fehler korrigierten und Tipps gab. Ich hockte mich auf eine Bank am Rand des Dojo. Der Trainer hatte mich hereinkommen sehen, wollte aber seine Erläuterungen nicht unterbrechen. Er ließ mich etwa eine viertel Stunde warten. Geduld war auch eine der Tugenden der asiatischen Kampfkunst und diese hatte ich bereits gelernt. Allein die Anwesenheit trainierender Menschen und die Tatsache, dass ich meinen Trainingsdress bei mir hatte ließ die parallelen Welten, die ich auf dem Weg hierher durchquert hatte, zu einer einzigen, meiner Wirklichkeit, verschmelzen. Das Warten empfand ich als eine beruhigende Zeit, von Minute zu Minute fühlte ich mich wohler. Der Duft von menschlichem Schweiß, den Plastikmatten und die Kampfschreie der Trainierenden gaben mir das Gefühl, Zuhause zu sein.
Als der Trainer schließlich doch zu mir kam, und sich mein Anliegen erklären ließ runzelte er die Stirn, als ich die Frage nach meiner Gürtelfarbe mit „Schwarz“ beantwortete. Er maß mich von oben bis unten mit einem so forschenden Blick, dass ich sofort, und wie ich später erfuhr, korrekt vermutete, dass er Polizist war. Ich entsprach nicht dem Idealbild eines Sportlers, ich war kleiner als die meisten Männer und sehr schlank. Vielleicht erschien ich ihm auch zu jung für den schwarzen Gürtel.
„ Na dann zeige ich dir mal die Umkleideräume und wenn du dich umgezogen hast können wir beide ein bisschen zusammen trainieren.“
Ich nickte zustimmend. Ich vermutete, dass er mein Können erst prüfen wollte bevor er mich in seine fortgeschrittenen Gruppe aufnehmen würde. Das war kein Problem für mich, ich verstand den Mann sogar sehr gut. Im Kampfsport gab es genauso viele Aufschneider wie überall sonst.
Die Umkleidekabine war alt und stickig. Kein Schweiß noch so vieler Trainingsstunden würde mich in diese Duschräume treiben. Ich beeilte mich, meine Kleider abzuwerfen und die weißen Hosen und das weite Judo-Hemd anzuziehen und mit dem Gürtel fest zu binden. Mit meinen nackten Füßen in Flipflops ging ich zurück zum Dojo. Als ich die Matte betrat verbeugte ich mich, um den anderen meinen Respekt zu bekunden. Der Trainer kam sogleich auf mich zu, wir verbeugten uns voreinander und er nannte mir die Würfe, Schläge und Tritte, die er von mir sehen wollte. Er hatte sich als Klaus vorgestellt und schnell merkte ich, dass Klaus ein sehr guter Kämpfer war.
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