Feuereifer
willst 'n das wissen?« »Es heißt >wieso wollen Sie das wissen, Ma'am<«, knurrte ich. »Ich will das wissen, weil ich Detektivin bin und dieser Wagen eine Rolle spielt in einem Entführungsfall. Wenn ich eine Leiche drin finde, könnt ihr beiden euch glücklich schätzen, wenn ihr nicht im Todestrakt landet.«
»Wir haben den Wagen hier gefunden, er war schon hier.« Inzwischen winselten sie beinahe, und mir wurde übel von meinem eigenen Benehmen - gib einer Frau eine Knarre und einen großen Hund, und sie demütigt andere Menschen genauso wie ein Mann.
»Sie können nichts beweisen, wir wissen nichts, wir... «
»Lassen Sie die nicht aus den Augen«, sagte ich zu Mr. Contreras.
Ich ging rückwärts zu dem Auto, zielte dabei weiterhin auf die Typen. Mein Nachbar hielt Mitch an der Leine, der immer noch unruhig war. Im Kofferraum, den die beiden Gestalten aufgebrochen hatten, stieß ich nur auf ein Handtuch und ein paar Bücher von Billy - Rieh Christians in an Age of Hunger und The Violence ofLove. Die beiden Typen standen da wie angewurzelt. Ich drehte mich um, schlug mich durch das Gestrüpp und spähte ins Innere des Wagens. Keine Josie, kein Billy. Die Windschutzscheibe vor dem Fahrersitz war gesplittert, das Seitenfenster eingeschlagen, das Dach zerfetzt. Vielleicht war das alles passiert, als der Wagen in den Schutt chauffiert wurde. Oder die beiden Typen mit ihren Radeisen hatten hier ihre Spuren hinterlassen.
Ein ständiges unrhythmisches Vibrieren ging von den rostigen Pfeilern der Brücke aus. Die Lichter huschten vorüber, waren aber nicht hell genug, um etwas im Inneren des Wagens zu erkennen. Ich schaltete die kleine Taschenlampe an meinem Handy ein, steckte den Kopf durch das Loch im Stoffdach des Miata und leuchtete umher. Glassplitter waren auf dem Armaturenbrett und dem Sitz verstreut. Es roch nach Whiskey, Bourbon oder Rye Whiskey. Vor dem Beifahrersitz lag eine offene Thermosflasche; unter dem Deckel hatte sich eine kleine Lache gebildet. Die Flasche war ein Designermodell aus Titan, von Nissan. Dieselbe hatte ich Morrell geschenkt, als er nach Afghanistan aufbrach. Sie hatte ein Vermögen gekostet, war aber auch enorm stabil; nicht mal, als er angeschossen wurde, hatte sie eine Delle abgekriegt, nur das / aus dem Firmennamen war abgesplittert. Genau wie bei dieser hier. Ich zerrte an der Beifahrertür, bis sie aufging. Benommen nahm ich die Flasche an mich und steckte sie in meine Manteltasche. Wie war Morrells Flasche in Billys Wagen gelandet? Vielleicht hatte Billy auch so eine, und das / brach leicht ab. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, dass Billy oder Josie Whiskey tranken.
Morrell war am Samstag bei mir gewesen, als Buffalo Bill hereinmarschiert war und seinen Enkel verlangt hatte, aber selbst wenn Morrell jemand wäre, der nach Billy suchen würde, ohne es mir zu sagen, konnte er das zurzeit gar nicht schaffen. Und er hatte nicht viel übrig für Whiskey.
Ich klappte mein Handy auf und drückte die Taste für Morrells Nummer, aber dann schaltete ich es wieder aus, weil mir klar wurde, dass es nach halb drei war. Ich brauchte ihn nicht zu wecken wegen einer Frage, die ich ihm auch am nächsten Morgen stellen konnte. Außerdem hatte ich noch die beiden Typen an der Hand, die den Kofferraum aufgebrochen hatten. Die konnten auch ein paar Fragen beantworten. Wie auf Stichwort gab es einen Tumult hinter mir: Mr. Contreras schrie, Mitch bellte wie wild, und Schotter spritzte auf, als die beiden Typen lossprinteten. Ich hastete so schnell wie möglich durch das Gestrüpp und ließ dabei die beiden Bücher fallen. Die Kerle rannten die Ewing entlang. Mitch riss sich los und setzte sich auf ihre Fährte. Ich brüllte, er solle zurückkommen, doch er reagierte nicht. Ich setzte ihm nach. Ein paar Meter weit hörte ich noch Mr. Contreras hinter mir, dann nur noch das Dröhnen des Verkehrs von der Autobahn. An der th Street bogen die Typen Richtung Fluss ab, Mitch dicht auf den Fersen. Ich folgte ihnen noch eine Weile, musste mir dann aber eingestehen, dass ich sie verloren hatte. Ich stand still und horchte, doch ich hörte nur das Donnern der Laster auf der Brücke und das Plätschern des Flusses irgendwo zu meiner Linken.
Ich ging zur Ewing zurück. Wenn Mitch die beiden erwischt hätte, würde man das Geschrei hören. Aber sich zu Fuß durch die Sackstraßen und das sumpfige Gelände zu schlagen, auf dem diese Burschen zu Hause waren, war hirnrissig.
27
Tod im Sumpf
Hinter
Weitere Kostenlose Bücher