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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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glaubte nicht, dass die beiden Typen den Fluss überquert hatten. Ich nahm an, dass sie den Miata unweit von ihrer Bleibe gefunden oder entführt hatten.
    »Ich weiß nicht, was wir jetzt tun sollen«, sagte ich erschöpft.
    Meine Füße waren klamm und eiskalt, meine Augen brannten vor Müdigkeit. Mr.
    Contreras ist einundachtzig; ich konnte nicht verstehen, wie er sich überhaupt noch auf den Beinen hielt.
    »Ich auch nicht, Herzchen, ich auch nicht. Ich hätte niemals...« Er brach seine Anklage ab, bevor ich es tun konnte. »Haben Sie das gesehen?«
    Er wies auf einen dunklen Umriss weiter vorne. »Vermutlich nur irgendein Wildtier, aber schalten Sie das Licht an, Liebchen, schnell.«
    Ich tat wie geheißen, sprang dann aus dem Wagen und ging in die Hocke. »Mitch? Mitch? Komm hierher, mein Junge, komm!«
    Sein Fell war schlammverkrustet, und die Zunge hing ihm aus dem Maul vor Erschöpfung. Als er mich erblickte, gab er ein kurzes erleichtertes »Wuff« von sich und leckte mir das Gesicht ab. Mr. Contreras stolperte aus dem Wagen, umarmte den Hund und beschimpfte ihn nach Strich und Faden, drohte Mitch, ihn bei lebendigem Leibe zu häuten, wenn er so eine Nummer noch mal abzöge.
    Hinter uns hupte ein Wagen, und wir zuckten alle drei zusammen. Wir hatten vergessen, dass wir auf einer Straße standen, weil wir so lange niemandem begegnet waren. Mitchs Lederleine hing noch an seinem Halsband. Ich wollte ihn zum Wagen führen, aber er stemmte die Pfoten auf den Boden und knurrte.
    »Was ist los, Junge? Hm? Hast du was in der Pfote?« Ich tastete seine Pfoten ab und fand ein paar kleine Risse, aber nichts, das feststeckte.
    Er hob etwas von der Straße auf und ließ es vor meinen Füßen fallen. Dann drehte er sich um, blickte die Straße Richtung Westen entlang, von wo er gekommen war, nahm das Ding wieder ins Maul und ließ es erneut fallen.
    »Er will, dass wir in diese Richtung gehen«, sagte Mr. Contreras. »Er hat was gefunden und will, dass wir mitkommen.«
    Ich betrachtete das Ding im Licht der Taschenlampe. Es handelte sich um ein Stück Stoff, das aber so verdreckt war, dass ich es nicht identifizieren konnte. »Wollen Sie uns mit dem Wagen nachfahren, während ich ihm folge?«, fragte ich zögernd. Vielleicht hatte er einen der Typen totgebissen und wollte mir die Leiche zeigen. Oder er hatte durch den Geruch des T-Shirts Josie gefunden, aber dieser Fetzen hier war zu klein für ein T-Shirt.
    Ich entdeckte noch eine Flasche Wasser im Wagen und goss etwas in eine leere Papptasse, die ich am Straßenrand fand. Mitch hatte es so eilig, dass ich ihn nur mit Mühe zum Trinken überreden konnte. Ich trank den Rest selbst aus und ließ ihm dann seinen Willen. Den schmutzigen Stofffetzen wollte er unbedingt wiederhaben. Inzwischen kamen öfter Autos vorbei, Leute, die im trüben Morgengrauen zur Arbeit fuhren. Ich nahm die Taschenlampe in die rechte Hand, damit uns entgegenkommende Fahrzeuge sehen konnten. Dann tappten wir die * Street entlang; Mr. Contreras folgte im Wagen, und Mitch schaute immer wieder unruhig zu mir und dann auf die Straße. Nach etwa einem Kilometer, an der Torrence, schien er die Fährte verloren zu haben und lief ein Weilchen am Straßengraben auf und ab. Dann hielt er sich Richtung Süden.
    An der rd wandte er sich nach Westen. Wir marschierten am gewaltigen Lagerhaus von By-Smart vorbei. Ein Laster nach dem anderen bog auf die Zufahrt ein, und ein Strom von Men sehen näherte sich von der Bushaltestelle. Die Morgenschicht schien zu beginnen. Während unseres Marschs hatte sich der Himmel erhellt; es war Morgen geworden. Ich bewegte mich wie eine Bleifigur, setzte mechanisch einen schweren Fuß vor den anderen. Alles schien weit entfernt zu sein: die vielen Autos und Laster, die braunen Gräser im Sumpf, sogar der Hund. Mitch kam mir vor wie ein Phantom, ein schwarzer Geist, dem ich willenlos folgte. Hinter Mr. Contreras hupten genervte Autofahrer, aber nicht einmal das drang richtig zu mir durch.
    Plötzlich bellte Mitch kurz und bog scharf vom Straßenrand in den Sumpf ab. Ich war so verblüfft, dass ich das Gleichgewicht verlor und schwerfällig in den kalten Schlamm fiel. Da lag ich dann wie benommen und wollte nicht mehr aufstehen, aber Mitch zerrte an mir, bis ich mich schließlich aufrappelte. Seine Leine wieder aufzuheben, war mir jetzt zu mühevoll.
    Mr. Contreras rief von der Straße herüber, was Mitch vorhabe. »Weiß nicht«, krächzte ich.
    Mr. Contreras schrie noch etwas,

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