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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Portier sagen, er soll sie wieder in ihr Bett tragen, wenn er sie unten in der Lobby sieht.« Ich lachte matt, äußerte aber meine Sorge um Billy und Josie. Morrell fragte, ob ich mehr Ruhe hätte, wenn sie bei Mr. Contreras unterkämen. »Er möchte sich so gerne nützlich machen, und wenn er sich um die beiden kümmern könnte, wäre er vielleicht weniger geknickt, weil du bei Lotty bist.« »Ich weiß nicht, ob sie dort sicher sind«, sagte ich besorgt.
    »An diesem Wochenende behalten sie Grobian ohnehin noch in Haft. Und am Montag wirst du dich schon kräftiger fühlen und dir einen besseren Plan überlegen können.« Ich musste ihm zustimmen: Ich hatte im Moment nicht die Kraft, irgendetwas anderes zu tun. Ich musste sogar einwilligen, dass Morrell Amy Blount zu Mary Ann schickte, um die beiden Ausreißer abzuholen. Ich ärgerte mich, dass ich mich nicht selbst um sie kümmern konnte, und ärgerte mich noch mehr, als Morrell zu allem Überfluss äußerte, ich könne nicht alles auf der Welt im Alleingang regeln.
    Den Rest des Tages schlief ich. Als ich abends aufwachte, brachte Lotty mir eine Schale ihrer selbst gekochten Linsen suppe. Ich lag in ihrem Gästezimmer, genoss die Ordnung, die sauberen Sachen, die ich anhatte, ihre liebevolle Fürsorge.
    Erst am nächsten Morgen zeigte sie mir Marcenas roten Füller. »Ich habe deine verschmutzten Sachen in die Wäscherei gebracht, Liebes, und dabei habe ich das hier gefunden. Ich nehme an, das wolltest du behalten?«
    Ich konnte kaum glauben, dass ich den Füller in dem Getümmel nicht verloren hatte - und dass Bysen und Grobian ihn nicht entdeckt hatten, als ich ohnmächtig und ihnen ausgeliefert war. Ich riss ihn Lotty aus der Hand. »O mein Gott, ja, das wollte ich allerdings behalten.«

47
    Büroparty
    Wenn der Schock ihn umbringt, singe ich bei seinem Begräbnis.« Williams dünne, kalte Stimme hing in der Luft wie Giftgas. Wir saßen in meinem Büro. Buffalo Bills Wangen wirkten eingefallen, seine Augen unter den buschigen Brauen sahen blass und wässrig aus - die Augen eines schwachen, alten Mannes, nicht die scharfen Adleraugen des Firmendiktators.
    »Hörst du das, May Irene? Er will, dass ich sterbe! Mein eigener Sohn will, dass ich sterbe!«
    Seine Frau beugte sich über meinen Couchtisch und tätschelte seine Hand. »Wir waren zu streng mit ihm, Bill. Er konnte nie so hart werden, wie du es wolltest.« »Ich war zu streng mit ihm, und deshalb wünscht er mir den Tod?« Die Entrüstung sorgte dafür, dass Farbe in Buffalo Bills Wangen zurückkehrte. »Seit wann bist du für diesen liberalen Unfug, schont die Rute, verwöhnt die Kinder?« »Ich glaube nicht, dass Mrs. Bysen es so gemeint hat«, murmelte Mildred. »Mildred, lassen Sie mich bitte ausnahmsweise einmal für mich selbst sprechen. Mein Gott, Sie müssen meine Worte nicht meinem Mann übersetzen! Wir haben die Aufnahme von Ms. Warshawski alle gehört. In der Tat ist dies ein trauriges Kapitel unserer Geschichte, aber wir sind eine Familie, wir sind stark, wir werden das überstehen. Linus hat dafür gesorgt, dass nichts davon in der Presse auftaucht.« Sie warf dem Unternehmensanwalt, der auf einem der Sessel am Rand saß, einen dankbaren Blick zu. »Und ich bin sicher, mit Ms. Warshawski hier können wir eine Einigung erzielen.«
    Ich lehnte mich bequem in meinem Sessel zurück. Meine Schultern schmerzten noch immer, weil meine Arme zwei Stunden lang gefesselt waren, und ich war erschöpft. Diverse gebrochene Rippen hatte ich davongetragen, und mein Körper sah nach wie vor aus wie ein Haufen reifer Auberginen, aber ich fühlte mich großartig -sauber, wie neugeboren, quicklebendig und euphorisch.
    Als Lotty auf den kleinen Recorder stieß, war die Batterie leer. Sie erlaubte mir nicht, rauszugehen und ein Ladegerät zu besorgen, aber nachdem ich ihr erklärt hatte, warum ich mir die Aufnahme dringend anhören musste, gestattete sie gnädig, dass Amy Blount mich mit meinem Laptop besuchte. Als ich den Recorder an mein ibook anschloss, erwachte er schlagartig zum Leben und offenbarte mir seine Geheimnisse. Am Donnerstagabend im Lagerhaus war das Ding noch kräftig genug gewesen, um die Äußerungen von William, Grobian und Jacqui aufzuzeichnen. Der Schuss hallte brutal durch Lottys Wohnzimmer, gefolgt von einem befriedigten Ausruf von William, den ich erst jetzt hörte. Auf dem Weg von der Mülldeponie zum Krankenhaus hatte die Batterie den Geist aufgegeben, so dass nur noch ein Teil von

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