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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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marschiert.
    »Mildred?«, rief der Größere und Altere der beiden.
    »Ist bei Mr. Bysen, Mr. Rankin. Guten Morgen, Mr. Roger. Möchten Sie Kaffee?« »Wir gehen gleich rein.« Die Kleinere, Jüngere der beiden war zweifellos ein Bysen -im Gegensatz zu Mr. William sah er Buffalo Bill verblüffend ähnlich: derselbe stämmige Körperbau, die buschigen Augenbrauen, die dünne, spitze Nase. Als die beiden Männer in Bysens Büro traten, heftete ich mich an ihre Fersen, ungeachtet der aufgeregten Protestrufe aus der Ecke. Bysen stand mit Billy, dem jungen Mr. William und Mildred, der Frau mit dem Pfannengesicht, vor seinem Schreibtisch. Ein weiterer Mann, lang und dünn wie Mr. William, befand sich im Raum, aber das Duo, dem ich gefolgt war, schenkte nur Bysen und Billy Beachtung. »Guten Morgen, Vater. Billy, was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, einen Aufrührer in die Gebetsstunde mitzubringen?«
    Wiederum brachte die Attacke auf Billy seitens eines seiner erwachsenen Söhne den alten Bysen dazu, seinen Enkel zu verteidigen. »So schlimm ist es auch wieder nicht, Roger. Heute Morgen müssen wir eben Brände löschen, weiter nichts - die Hälfte der Vorstandsmitglieder hat schon Wind gekriegt. Haufen dämlicher alter Schnepfen - die Akte ist um zwei fünfzig gefallen wegen des Gerüchts, dass wir Gewerkschaften zulassen werden.« Er knuffte seinen Enkel an den Kopf. »Nur ein paar Burschen mit mehr Eifer als Vernunft, weiter nichts. Billy sagt, dieser Bohnenfr... dieser mexikanische Pfarrer ist kein Arbeiterführer.«
    Billys Augen leuchteten vor Aufregung. »Pastor Andres ist nur besorgt um das Wohl der Gemeinde, Onkel Roger. Da unten haben sie eine Arbeitslosigkeit von vierzig Prozent, und die Leute müssen... «
    »Darum geht es jetzt nicht«, unterbrach ihn William. »Wirklich, Vater, bei Billy drückst du sämtliche Augen zu. Wenn Roger oder Gary oder ich etwas tun würden, wodurch die Aktie so in den Keller fällt, wärst du... «
    »Ach, sie wird wieder steigen, sie wird wieder steigen. Linus, machen Sie der PR-Abteilung Dampf? Können die loslegen? Wer ist denn das? Eine der Redenschreiberinnen?«
    Alle drehten sich um und starrten mich an: Bratpfanne, die mit einem aufgeklappten Laptop neben Bysens Schreibtisch stand, die beiden Söhne, der Mann namens Linus. Ich lächelte fröhlich. »Ich bin V. I. Warshawski. Morgen, Billy.« Billys Miene erhellte sich zum ersten Mal, seit sein Großvater aus der Gebetsstunde gestürmt war. »Ms. War-sha-sky, es tut mir leid, dass ich Sie vergessen habe. Ich hätte auf Sie warten sollen, aber ich musste Pastor Andres zum Parkplatz bringen. Großvater, Vater, das hier ist die Dame, von der ich euch erzählt habe.«
    »Sie sind die Sozialarbeiterin von der Highschool, hnnh?« Buffalo Bill senkte den Kopf wie ein Stier vor der Attacke.
    »Ich bin wie Sie, Mr. Bysen, in der South Side aufgewachsen, aber nicht lange dort geblieben«, sagte ich leichthin. »Ich habe zugesagt, zeitweilig einzuspringen für die Trainerin des Basketballteams, und bin entsetzt über die Veränderungen im Viertel und an der Bertha Palmer. Wann haben Sie die Schule zuletzt gesehen?« »Jedenfalls weiß ich, dass diese jungen Leute alles vom Staat haben wollen. Als ich noch zur Schule ging, habe ich gearbeitet, um... «
    »Ich weiß, Sir, Ihre Arbeitsethik ist legendär und Ihre Energie international gerühmt.« Er war so verdattert darüber, unterbrochen zu werden, dass er mich mit offenem Mund anstarrte. »Als ich damals an der Bertha Palmer Basketball spielte, konnte die Schule sich noch eine Trainerin leisten, sie konnte sich die Trikots leisten, es gab Musik-AGs, in denen meine Mutter unterrichtete, und Jungen wie Sie bekamen vom Militär das Studium bezahlt.«
    Ich hielt inne und hoffte, dass es ihm gelänge, eine Verbindung herzustellen zwischen seiner eigenen vom Staat finanzierten Ausbildung und den Kids in der South Side, aber seiner starren Mimik nach zu schließen, war das wohl zu viel verlangt. »Inzwischen kann sich die Schule all das nicht mehr leisten. Basketball ist eine der Möglichkeiten...« »Ich brauche keine Vorträge von Ihnen, junge Frau, oder von sonst wem, was junge Menschen brauchen und was nicht. Ich habe sechs ohne staatliche Hilfe großgezogen, hnnh, hnnh, und ohne Sozialhilfe, hnnh, und wenn diese Jugendlichen dort fleißiger wären, würden sie es auch zu was bringen. Anstatt haufenweise Kinder in die Welt zu setzen, die sie nicht ernähren können, und dann zu

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