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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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verteilte. Ich reichte ihr den Bericht, den ich für meinen Termin im Lagerhaus vorbereitet hatte. Als ich ihr sagte, es gäbe nur zwei davon, schickte sie die Assistentin zum Fotokopieren, die kurz darauf wiederkehrte und ein Tablett mit Kaffee und Mineralwasser und den Stapel Kopien balancierte.
    Während wir warteten, hatten die Herren allesamt ihre Handys zutage gefördert. Linus beauftragte jemanden, Informationen über mich zu beschaffen, William arbeitete seinen Stapel Nachrichten ab und versicherte Vorstandsmitgliedern, dass By-Smart nicht daran denke, Gewerkschaften zuzulassen. Gary führte eine lebhafte Unterhaltung über ein Problem mit einem Laden, in dem die Nachtschicht eingeschlossen worden war.
    Offenbar hatte eine Frau einen epileptischen Anfall bekommen und sich die Zunge abgebissen, weil man die Türen nicht öffnen konnte, um die Sanitäter hereinzulassen.
    »Eingeschlossen?«, platzte ich heraus, als er das Gespräch beendete, obwohl ich mir doch vorgenommen hatte, den Herren Bysen Honig ums Maul zu schmieren.
    »Das geht Sie gar nichts an, junge Frau«, knurrte Buffalo Bill. »Aber wenn ein Laden in einer gefährlichen Gegend ist, riskiere ich doch nicht das Leben unserer Angestellten, indem ich jeden Drogensüchtigen da hineinspazieren lasse. Gary, nimm dir den Geschäftsführer vor: Er muss sich einen Ersatzmann besorgen, der Leute im Notfall rauslassen kann. Linus, können wir hier ein Rechtsproblem kriegen?«
    Ich biss mir selbst auf die Zunge, um den Mund zu halten, während Rankin sich eine Notiz machte. Er war offenbar der Firmenanwalt. Roger schaltete angewidert sein Handy aus und sagte zu William: »Dank deines schwachsinnigen Sohnes haben wir jetzt drei Händler, die glauben, aus ihren Verträgen aussteigen zu können, weil unsere Lohnkosten steigen werden, und die uns um Verständnis bitten, dass sie entweder zumachen oder nach Burma oder Nicaragua umsiedeln müssen, weil sie den Forderungen nicht mehr nachkommen können.« »Unfug«, raunzte der alte Mann. »Hat gar nichts mit Billy zu tun, nur das übliche Gejammer und Gewinsel. Manche Leute machen das gern, um zu testen, ob wir in die Knie gehen. Ihr Jungen seid alle zu dünnhäutig. Ich weiß nicht, was aus diesem Unternehmen werden soll, wenn ich eines Tages nicht mehr hier bin, um alles abzufangen.«
    Mildred raunte Bysen etwas ins Ohr, worauf er wieder »hnnh, hnnh« äußerte und zu mir herüberblickte. »Gut, junge Frau, kommen Sie zur Sache, kommen Sie zur Sache.« Ich faltete die Hände auf dem Tisch und blickte ihm direkt in die Augen, soweit das bei den buschigen Brauen möglich war. »Wie ich schon sagte, Mr. Bysen, bin ich in South Chicago aufgewachsen und auf die Bertha Palmer Highschool gegangen. Da ich an der Schule in einer Auswahlmannschaft Basketball spielte, bekam ich ein Sportstipendium, das mir ein Studium an der University of Chicago ermöglichte. Als Sie auf die Bertha Palmer gingen - und auch noch zu meiner Zeit -, gab es an der Schule Angebote für... « »Die traurige Geschichte dieses Stadtteils ist uns allen bestens bekannt«, fiel mir William ins Wort. »Und wir alle wissen auch, dass Sie hier sind, um finanzielle Unterstützung für Leute zu erbetteln, die nicht arbeiten wollen.« Ich spürte, wie mir das Blut zu Kopf stieg, und vergaß sämtliche guten Vorsätze: »Ich weiß nicht, ob Sie das wirklich glauben oder ob Sie das nur sagen, damit Sie nicht darüber nachzudenken brauchen, was es bedeutet, von sieben Dollar die Stunde eine Familie ernähren zu müssen. Es wäre nicht schlecht, wenn jeder hier am Tisch das mal einen Monat lang versuchen würde, bevor er die Menschen in South Chicago aburteilt.
    Viele der Mädchen in meiner Mannschaft kommen aus Familien, in denen die Mütter sechzig Stunden die Woche für einen derartigen Lohn schuften, ohne die Überstunden bezahlt zu bekommen. Ob es nun in Ihrem Lagerhaus oder in dem Laden an der 95th oder bei McDonald's ist, Mr. Bysen - ich versichere Ihnen, dass diese Leute fleißig sind und hart arbeiten, härter als ich und auch als Sie. Sie stehen nicht auf der Straße herum und betteln.«
    William wollte mir ins Wort fallen, aber ich bedachte ihn mit einem bösen Blick, der dem seines Vaters in nichts nachstand. »Lassen Sie mich ausreden, dann höre ich mir Ihre Einwände an. Diese Frauen wollen ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen. Eine gute Ausbildung ist die Voraussetzung dafür, und Sport ist eine der besten Möglichkeiten, die Kinder in

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