Feuereifer
diesem Unternehmen arbeitet, der Ärmsten in unserer Mitte zu gedenken und nicht zu vergessen, dass sie denselben göttlichen Funken in sich tragen, dasselbe Recht auf Leben haben, dasselbe Recht, für die Früchte ihrer Arbeit gerecht entlohnt zu werden... «
Ein lautes Klappern unterbrach den Pfarrer. Der alte Mr. Bysen hatte sich ruckartig erhoben und dabei seinen Stock umgeworfen. Einer der grauen Männer an seiner Seite sprang auf und nahm den alten Mann am Arm, aber Bysen schob seine Hand wütend weg und wies auf den Stock. Der Mann hob ihn auf und reichte ihn Bysen, der daraufhin zur Tür marschierte. Bratpfannengesicht griff rasch nach der goldenen Mappe, folgte ihrem Herrn und Meister und holte ihn an der Tür ein.
Durch den Tumult war auch noch der Letzte aufgewacht und starrte nach vorne. Ein Raunen ging durch die Menge. Marcena stieß mich an und wollte wissen, was los war. Ich zuckte die Achseln und blickte zu dem Mann, der Bysens Stock aufgehoben hatte und jetzt wütend auf Billy the Kid einredete. Pastor Andres hatte die Arme verschränkt und wirkte nervös, aber kämpferisch. Billy war dunkelrot angelaufen und erwiderte etwas, das den grauen Mann dazu veranlasste, entnervt die Hände in die Luft zu werfen. Dann kehrte er Billy den Rücken zu und verkündete den restlichen Anwesenden, die Gebetsstunde habe heute länger gedauert als gewöhnlich. »Wir haben alle wichtige Termine und Projekte, deshalb wollen wir noch einen Augenblick der Andacht einlegen und still Gottes Segen erbitten für all die schwierigen Aufgaben, die uns bevorstehen. Wie Pastor Andres uns vor Augen gehalten hat, sind wir alle nur Haushalter Gottes großen Gaben, wir tragen alle schwere Lasten und brauchen göttliche Hilfe bei jedem Schritt unseres Wegs. Lasst uns beten.« Ich senkte den Kopf wie die anderen, beobachtete aber aus dem Augenwinkel Tante Jacqui. Auch sie hatte andächtig den Kopf gesenkt, ihre Hände ruhten im Schoß, aber auf ihren Lippen lag ein verstohlenes, hämisches Lächeln. War es ihr recht, wenn Billy bei seinem Großvater in Ungnade fiel? Oder liebte sie dramatische Szenen?
Wir verharrten stumm etwa zwanzig Sekunden, dann sagte der grauhaarige Mann: »Amen«, und ging zur Tür. Sobald er verschwunden war, redeten alle aufgeregt los. »Wer war das?«, fragte ich eine Frau links von mir, die beim Aufstehen ihr Handy inspizierte.
»Mr. Bysen.« Sie war so verblüfft über diese erstaunliche Frage, dass sie sich wieder hinsetzte.
»Nicht er, der Mann, der die Gebetsstunde beendet hat, der mit Billy the... dem jungen Billy Bysen debattiert hat.«
»Oh - das war der junge Mr. William, Billys Vater. Er war wohl nicht begeistert von dem Pfarrer, den Billy aus der South Side mitgebracht hat. Sie sind Besucherin, sehe ich - kommen Sie von einem unserer Zulieferer?«
Ich lächelte und schüttelte den Kopf. »Nur eine Bekannte vom jungen Billy aus South Chicago. Er hat mich für heute eingeladen. Warum hat sich Mr. Bysen so aufgeregt über Pastor Andres' Predigt?«
Sie schaute mich argwöhnisch an. »Sind Sie Journalistin?«
»Nein, Basketballtrainerin an einer Highschool in der South Side.«
Marcena beugte sich vor, um mitzuhören; ihren praktischen Füller-Recorder hielt sie in der Hand. Bei der Frage setzte sie ein durchtriebenes Lächeln auf und sagte: »Ich bin nur zu Gast hier, aus England, und die ganze Sache hat mich völlig verwirrt. Ich habe auch wenig verstanden, weil der Pastor so einen starken Akzent hat.«
Die Frau nickte herablassend. »Sie haben bestimmt nicht viele illegale mexikanische Einwanderer in England, aber hier gibt es die massenhaft. Jeder hätte dem jungen Billy sagen können, dass sein Großvater nicht begeistert sein würde über eine solche Rede, auch wenn der Mann besser Englisch gesprochen hätte.«
»Ist der Pastor Mexikaner?«, fragte ich. »Ich konnte das nicht erkennen am Akzent.«
Marcena trat mich ans Schienbein, was heißen sollte: Die erzählen uns was, mach sie nicht sauer.
Unsere Informantin lachte freudlos. »Mexiko, El Salvador, ist doch einerlei. Die kommen alle hierher und glauben, sie hätten ein Anrecht auf ein lockeres Leben.« Ein Mann vor uns drehte sich um. »Ach, Buffalo Bill wird dem Jungen diesen Unsinn schnell austreiben. Deshalb hat er ihn ja nach South Chicago geschickt.« »Aber welchen Unsinn denn?« Marcena blickte verwirrt und hilflos, fehlte nur noch der Augenaufschlag. Ein knallharter Profi.
»Haben Sie denn nicht gehört, wie er über
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