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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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dieser Gegend aufhält.«
    »Ich bleibe in South Chicago«, versetzte Billy. »Ihr führt euch alle auf, als sei ich neun, nicht neunzehn, und habt nicht mal genug Anstand, mit meinem Gast zu sprechen oder ihr einen Stuhl oder eine Tasse Kaffee anzubieten. Ich weiß nicht, was Großmutter dazu sagen würde, aber mich hat sie jedenfalls anders erzogen. Ihr interessiert euch nur noch für die Aktien, nicht für die Menschen, die euer Unternehmen am Laufen halten. Aber Gott interessiert sich nicht für die Aktien, wenn wir irgendwann vor seinen Richterstuhl treten, das kann ich euch garantieren.«
    Er drängte sich an seinem Großvater und seinem Onkel vorbei, blieb vor mir stehen, schüttelte mir die Hand und versicherte mir, dass er noch mit mir alleine reden werde. »Ich habe einen Treuhandfonds, Ms. War-sha-sky, und Ihr Projekt ist mir wirklich sehr wichtig.«
    »Du hast einen Fonds, zu dem du mit siebenundzwanzigjahren Zugang bekommst, und wenn du dich weiter so benimmst, erst mit fünfunddreißig!«, schrie sein Vater. »Na und? Glaubst du, das ist mir wichtig? Ich kann auch von meinem Lohnscheck leben, wie die anderen in der South Side.« Und damit stürmte Billy hinaus. »Was gebt ihr und Annie Lisa euren Kindern zu essen, William?«, erkundigte sich jetzt Onkel Gary. »Candace ist heroinsüchtig und Billy ein hysterisches Kleinkind.« »Nun, Annie Lisa hat wenigstens ihre eigene Familie. Die steht nicht von früh bis spät vor dem Spiegel und probiert Fünftausend-Dollar-Klamotten an.« »Nutzt eure Kräfte sinnvoller, Jungs«, brummte Buffalo Bill.
    »Billy ist ein Idealist. Man muss diese Energie nur in die richtigen Kanäle lenken. Aber hör auf, ihm mit diesem Fonds zu drohen, William. Solange ich noch auf diesem Planeten weile, werde ich dafür sorgen, dass der Junge seinen Anteil vom Erbe bekommt. Wenn ich nämlich vor den Richterstuhl trete, wird Gott bestimmt wissen wollen, wie ich meinen Enkel behandelt habe, hnnh, hnnh, hnnh.«
    »Ja, ich kann mich jedenfalls darauf verlassen, dass du mir immer in den Rücken fällst«, erwiderte William kalt. Er wandte sich zu mir. »Und Sie, wer Sie auch sind, haben jedenfalls lange genug in unseren Büros herumgestanden.«
    »Wenn sie zu den Leuten gehört, die Billy da unten beeinflussen, sollten wir lieber rausfinden, wer sie ist und was sie ihm erzählt«, schaltete sich Mr. Roger ein.
    »Mildred? Haben wir noch Zeit dafür?«
    Seine Assistentin blickte auf den Laptop und drückte ein paar Tasten. »Nein, Mr. B., ganz und gar nicht, vor allem, wenn Sie noch mit Anrufen des Aufsichtsrats rechnen müssen.«
    »Naja, zehn Minuten, die können wir uns erlauben. William kann die Aufsichtsratsmitglieder anrufen. Man braucht kein Genie zu sein, um denen klarzumachen, dass sie Gerüchten aufgesessen sind.«
    Williams Wangen verfärbten sich rosa. »Wenn das so eine zweitrangige Sache ist, dann kann Mildred es auch übernehmen. Mein Tag ist voll, auch ohne Billys Chaos-Aktionen.«
    »Ach, nimm doch nicht alles so persönlich, William. Du bist zu dünnhäutig, warst du immer schon. Wie war noch gleich Ihr Name, junge Frau?« Ich wiederholte ihn und teilte Visitenkarten aus.
    »Ermittlungen? Ermittlungen? Wie zum Teufel konnte Billy an eine Detektivin geraten? Redet ihr überhaupt jemals mit dem Jungen?«, fragte Roger seinen Bruder. William überhörte ihn geflissentlich und sagte zu mir: »Was machen Sie mit meinem Sohn? Und hören Sie auf mit Ihren Lügen von wegen Basketball.« »Das ist keine Lüge«, sagte ich. »Ich habe Ihren Sohn am letzten Donnerstag kennen gelernt, als ich einen Termin bei Pat Grobian im Lagerhaus hatte, um By-Smart als Sponsor für die Mannschaft zu gewinnen. Billy fand die Idee großartig, wie Sie ja alle wissen, und hat mich hierher bestellt.«
    Buffalo Bill starrte mich unter seinen buschigen Augenbrauen an und wandte sich dann zu dem Mann namens Linus. »Kümmern Sie sich darum. Jemand soll rausfinden, wer sie ist und was sie hier treibt. Und während Sie rumfragen, gehen wir alle in den Konferenzraum und unterhalten uns weiter. Mildred, stellen Sie diese Anrufe nach Birmingham durch, ich erledige sie von dort aus.«

12
    Firmenpolitik
    Im Konferenzraum ergab sich in etwa dasselbe Bild wie bei der Gebetsstunde: Bysen am Kopfende des Tisches, Mildred zu seiner Rechten, die Söhne und Linus Rankin an den Seiten. Mildreds Assistentin, die nervöse Person aus dem Vorzimmer, brachte einen Stapel Telefonnachrichten, die Mildred an die Anwesenden

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