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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Ecke Houston lag, nur einen Straßenzug entfernt von dem Haus, in dem ich aufgewachsen war. Ich näherte mich auf der 91st, weil ich nicht noch mal den verkrüppelten Baum im einstigen Vorgarten meiner Mutter sehen wollte. In einer Wohngegend, in der zwanzig Leute mit Bibeln und ein leerstehender Laden normalerweise eine Kirche ausmachen, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete, aber Mount Ararat verfügte sogar über ein Gebäude mitsamt Turm und Buntglasfenstern. Die Kirche war abgeschlossen, aber auf einem Anschlag an der Tür waren Termine angegeben (Chorprobe mittwochs, Bibelstunde donnerstags, AA-Treffen freitags, Sonntagsschule und Gottesdienst sonntags) sowie Telefonnummern von Pastor Robert Andres.
    Bei der ersten stieß ich auf einen Anrufbeantworter bei ihm zu Hause, bei der zweiten zu meinem Erstaunen auf eine Baufirma. Ich fragte etwas verunsichert nach Andres und bekam mitgeteilt, er arbeite auswärts. »Bei einer Beerdigung, meinen Sie?«
    »Nein, auf einer Baustelle. Er arbeitet drei Tage die Woche für uns. Wenn Sie ihn erreichen müssen, kann ich dem Vorarbeiter Ihre Nummer durchgeben.« Da die Frau mich nicht weiterverbinden wollte, gab ich ihr meine Handynummer. Andres rief wenige Minuten später zurück. Der Baulärm im Hintergrund erschwerte die Verständigung; er verstand zuerst weder, wer ich war, noch, was ich wollte, aber »Billy the Kid«, »Josie Dorrado« und »Mädchenbasketball« schienen durchgedrungen zu sein, denn er gab mir die Adresse der Baustelle an der 89th, Ecke Buffalo.
    Auf einem großen leeren Grundstück waren vier Reihenhäuser im Entstehen begriffen. Die kleinen Quader, die in dieser ansonsten trostlosen Ecke aufragten, strahlten einen tapferen Optimismus aus, Hoffnungsschimmer im tristen Grau des Viertels.
    Eines der Häuser schien fast fertig zu sein; ein Mann strich Leisten an, andere arbeiteten auf dem Dach. Ich holte einen Schutzhelm aus dem Kofferraum - habe ich immer dabei, weil ich so oft in Industriebetrieben unterwegs bin - und ging zu dem Anstreicher. Der Mann mit dem Pinsel blickte nicht von seiner Arbeit auf, bis ich ihn lautstark begrüßte. Als ich nach Robert Andres fragte, wies er auf das Gebäude nebenan und strich wortlos weiter.
    Vor dem anderen Haus war niemand zu sehen, doch von drinnen hörte ich das Heulen einer Motorsäge und laute Rufe. Ich wanderte zwischen rostigen Rohren und Betonbrocken hindurch, den Überresten der vorherigen Bauten, und trat über die Türschwelle und durch die Öffnung, in der sich später die Haustür befinden würde. Ich stand vor einer Treppe; die Setzstufen waren gerade angebracht worden, die Nagelköpfe glänzten noch. Aus dem Raum neben mir war halbherziges Hämmern zu vernehmen, doch ich horchte auf die Stimmen und stieg die Treppe hinauf. Überall taten sich Öffnungen auf, das Skelett eines Hauses. Oben erblickte ich drei Männer, die gerade eine Trockenwand anheben wollten. Sie hatten sich gebückt und zählten laut auf Spanisch. Bei »cero« hievten sie die Wand hoch und rückten sie in die richtige Position, wobei ihre Muskeln ziemlich ins Flattern kamen. Sobald sie die Wand aufgerichtet hatten, kamen zwei weitere Männer angelaufen und begannen, sie festzunageln. Erst jetzt trat ich zu ihnen und erkundigte mich nach Pastor Andres. »Roberto«, rief einer der Männer, »hier ist 'ne Lady, die was von dir will.« Andres trat durch eine offene Stelle, an der sich wohl in Kürze eine weitere Wand befinden würde. Er trug einen Schutzhelm und einen Werkzeuggürtel; ich hätte ihn nicht erkannt in dieser Aufmachung, doch er schien sich auf Anhieb an mich zu erin nern, wohl von unserer Begegnung am Dienstag vor Fly the Flag. Jedenfalls drehte er sich um, sobald er mich sichtete, und verschwand. Zuerst dachte ich, er wolle sich aus dem Staub machen, aber eine Minute später kam er ohne den Werkzeuggürtel wieder heraus und bedeutete mir, ihm nach unten zu folgen. Offenbar hatte er nur dem Vorarbeiter mitgeteilt, dass er Pause machen wolle.
    Um diese Zeit des Nachmittags war die Buffalo Avenue relativ ruhig. Eine Frau mit zwei Kleinkindern, die einen Einkaufswagen voller Wäsche schob, kam auf uns zu, und an der Ecke ergingen sich zwei Männer in Animositäten. Dabei schwankten sie so bedenklich, dass sie sich vermutlich verfehlen würden, falls sie zuschlagen sollten. Erst wenn die Sonne untergeht, wird's in South Chicago so richtig heiß. »Sie sind die Detektivin, glaube ich, aber ich erinnere mich nicht an Ihren

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