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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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das ist doch alles längst vergessen. April ist ein prima Mädchen, sie gehört zu den Besten in der Mannschaft, ich will, dass sie gesund und froh ist. Ich muss wissen - und die Arzte müssen es wissen -, ob sie ein Herzproblem hat.« »Ladys«, herrschte uns die Bürokratin an, »streiten Sie sich bitte zu Hause weiter und sagen Sie mir jetzt, wer die Rechnung für das Mädchen bezahlt.« »Natürlich«, fauchte ich. »In amerikanischen Krankenhäusern ist Geld ja wichtiger als Gesundheit. Warum sagen Sie Mrs.
    Czernin nicht, was mit ihrer Tochter los ist? Ich glaube kaum, dass sie irgendwelche Formulare ausfüllen kann, bevor sie nicht weiß, wie es April geht.« Die Frau schürzte die Lippen, griff aber zum Telefon und machte einen Anruf. Sandy hörte auf herumzuschreien und versuchte mitzuhören, aber die Frau sprach so leise, dass wir sie nicht verstehen konnten. Nach ein paar Minuten tauchte eine Schwester aus der Notaufnahme auf. Aprils Zustand sei stabil, die Reflexe seien in Ordnung, und sie könne sich an alles erinnern. Den Namen des Bürgermeisters und des Gouverneurs wisse sie zwar nicht, aber das sei wohl vorher auch schon so gewesen. Sie wisse noch sämtliche Namen ihrer Mannschaftskameradinnen und die Telefonnummer ihrer Eltern, aber man wolle sie noch über Nacht hierbehalten, um Tests zu machen und sicherzugehen, dass nichts mehr passierte.
    »Ich will sie sehen. Ich will zu ihr.« Sandras Stimme klang harsch und tonlos. »Ich bringe Sie zu ihr, sobald Sie die Formulare hier ausgefüllt haben«, versprach die Schwester. »Wir haben ihr gesagt, dass Sie da sind, und sie möchte Sie unbedingt sehen.«
    Mit fünfzehn hätte ich auch meine Mutter sehen wollen, aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass Sandy Zoltak einem anderen Menschen so viel Liebe und Fürsorge angedeihen ließ wie meine Mutter mir. Ich blinzelte, um die Tränen zurückzudrängen, die mir in die Augen traten - aus Frustration, Erschöpfung, Sehnsucht nach meiner Mutter oder irgendwelchen anderen Gründen.
    Ich verließ das Kabuff und wanderte in der Eingangshalle herum, bis Sandra aus der Notaufnahme kam und zum Aufnahmetresen trat. Ich ging zu ihr und sah, dass sie eine Versicherungskarte aus ihrer Brieftasche zog, auf der in großen Lettern »By-Smart« stand. Was mich beruhigte, aber auch wunderte, denn meinen Recherchen zufolge zahlte die Firma keine Krankenversicherung an die Kassiererinnen. Andererseits arbeitete auch Romeo für das Unternehmen; vielleicht hatte er andere Ansprüche. Als Sandra die Formulare ausgefüllt hatte, fragte ich, ob ich auf sie warten solle. Sie verzog den Mund. »Du? Deine Hilfe brauch ich für gar nichts, Victoria Iffi-Genie Warshawski. Du hast es weder geschafft, dir einen Mann noch ein Kind zuzulegen, und jetzt willst du dich in meine Familie drängen? Sieh bloß zu, dass du wegkommst. «
    Ich hatte diesen alten Spottnamen vergessen, mit dem die Kinder mich hänselten. Mein zweiter Vorname, Iphigenia, Fluch meines Lebens - wer hatte ihn auf dem Spielplatz als Erster ausgeplaudert? Und dann der Anspruch meiner Mutter, dass ich studieren sollte, die Unterstützung von Lehrerinnen wie Mary Ann McFarlane, mein eigener Ehrgeiz -deshalb hielten mich manche Kids damals für schnöselig und überheblich, ein selbsternanntes Genie. Dass ich Boom-Booms Kusine und häufig an seiner Seite zu sehen war, hatte mir geholfen auf der Highschool. Aber wegen dieser ständigen Hänseleien hatte ich vielleicht auch einige Dummheiten gemacht-weil ich beweisen wollte, dass ich nicht nur schlau war, sondern mich genauso dämlich aufführen konnte wie jeder andere Teenager.
    Trotz ihrer Gehässigkeit reichte ich Sandra eine meiner Karten. »Da steht meine Handynummer drauf. Ruf mich an, falls du es dir anders überlegst.« Als ich das Gebäude verließ, war es erst sechs, aber ich fühlte mich so erledigt wie am Ende eines langen Abends. Zerstreut hielt ich an der Cottage Grove Avenue Ausschau nach meinem Wagen und sann darüber nach, ob ich die Alarmanlage eingeschaltet hatte, bis mir einfiel, dass er noch an der Highschool stand - ich war ja mit dem Krankenwagen nach Hyde Park gekommen.
    An einem Stand gegenüber nahm ich mir ein Taxi und verdonnerte den Fahrer dazu, mich nach South Chicago zu chauffieren. Weshalb er sich auf der gesamten Route 41 darüber ereiferte, wie gefährlich es da unten sei und wer ihm wohl die Rückfahrt in den Norden bezahlen würde.
    Da ich für heute endgültig genug hatte von Wortwechseln,

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