Feuereifer
hereingerauscht. Die Mädchen, die sich um uns scharten, machten widerstrebend Platz für sie. »Was ist hier los? Wieder eine Keilerei?«
»Nein, April... Czernin... ist zusammengebrochen. Haben Sie... irgendwas in ihrer Akte... über Krankheiten?« Schweiß lief mir den Hals hinunter; mein Rücken war schon klatschnass.
»Das habe ich jetzt nicht überprüft - ich dachte, es handle sich wieder um eine Ihrer Gangfehden.«
Ich war zu erschöpft, um Kraft auf Wut zu vergeuden. »Nein. Kam ganz plötzlich. Fürchte... es ist das Herz. Prüfen Sie ihre Akte, rufen Sie... die Mutter an.« Gault blickte auf mich herunter, als müsse sie erst überlegen, ob sie von mir Befehle entgegennehmen könne. Zum Glück ereignete sich in diesem Moment eine Art Wunder für die South Side: Der Krankenwagen traf ein. Er hatte weniger als vier Minuten gebraucht. Ich erhob mich dankbar und wischte mir den Schweiß aus den Augen.
Während ich den Ärzten beschrieb, was vorgefallen war, legten die Sanitäter April auf eine Trage, schoben ihr feuchtes T-Shirt hoch und brachten die Elektroden eines transportablen Defibrillators an, eine unterhalb ihrer linken Brust, die andere an der rechten Schulter. Die Mädchen drängten sich um uns, verstört und fasziniert zugleich. Wie im Film wurden sie von den Sanitätern angewiesen, Platz zu machen; ich stieß sie beiseite, während die Ärzte das Gerät einschalteten. Aprils Körper zuckte, die Ärzte beobachteten angespannt den Monitor - kein Ausschlag. Zweimal mussten sie die Prozedur wiederholen, bis der Herzmuskel zum Leben erwachte und langsam zu arbeiten begann, wie ein Motor, der an einem kalten Tag nur zögernd anspringt. Sobald sichergestellt war, dass April atmete, packte die Crew ihre Sachen zusammen und rannte mit der Trage durch die Sporthalle. Ich lief nebenher. »Wohin wird sie gebracht?«
»University of Chicago - die nächste Kinderklinik mit Notaufnahme. Sie muss von einem Erwachsenen eingewiesen werden.«
»Die Schule versucht, die Eltern zu finden«, sagte ich.
»Können Sie die Behandlung genehmigen?«
»Ich weiß nicht. Ich bin die Basketballtrainerin. Sie ist beim Training zusammengeklappt, aber ich bin kein Erziehungsberechtigter.« »Wie Sie meinen, aber das Mädchen braucht einen Erwachsenen, der für sie spricht.« Vor dem Schulgebäude hatten sich Schüler um den Krankenwagen versammelt, machten aber sofort Platz, als die Sanitäter die Tür öffneten und die Trage hineinschoben. Ich konnte April nicht alleine lassen in dieser Lage, so viel war klar. Ich kletterte in den Wagen und nahm ihre Hand. »Alles wird gut, Schätzchen, alles wird gut«, murmelte ich und drückte ihre Hand. Halb bewusstlos lag sie da, die Augen verdreht.
Der Herzmonitor war das lauteste Geräusch der Welt, lauter als die Sirene, lauter als mein Handy, das klingelte, ohne dass ich es wahrnahm, bis die Sanitäter mich anwiesen, es auszuschalten, weil es die Geräte stören könne. Das unregelmäßige Piepen hallte in meinem Kopf wieder wie ein Basketball, der auf den Boden prallt. April lebt, ist aber in Lebensgefahr. April lebt, ist aber in Lebensgefahr. Alle anderen Gedanken - an By-Smart, Andres, den Aufenthaltsort von Romeo Czernin - waren wie ausgelöscht. Das Geräusch schien nie mehr enden zu wollen. Als wir am Krankenhaus eintrafen, stellte ich verwundert fest, dass wir in zwölf Minuten elf Kilometer zurückgelegt hatten. Sobald die Ambulanz anhielt, schafften die Sanitäter April in die Notaufnahme und überließen mich dem Papierkrieg, bei dem ich keine Chance hatte, weil ich nicht wusste, wie ihre Eltern versichert waren. Die Schule übernahm die Versicherung für Verletzungen während des Schulsports, aber nicht für Erkrankungen mit anderen Ursachen.
Als die Angestellten in der Notaufnahme merkten, dass ich nicht weiterkam mit den Formularen, schickten sie mich in ein Kabuff, in dem ich mich vierzig Minuten lang mit einer Bürokratin herumschlagen durfte. Als ich wieder auftauchte, fühlte ich mich wie eine Boxerin, die dreizehn Runden lang Treffer eingesteckt hat, aber noch nicht umfällt. Weil April als Notfall eingeliefert wurde, würde man sie behandeln, aber man benötige die Einwilligung der Eltern, und die Behandlung müsse bezahlt werden - nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge natürlich.
Ich konnte weder für die Bezahlung sorgen noch die Behandlung genehmigen und versuchte deshalb angestrengt, Aprils Mutter an ihrer Arbeitsstelle aufzuspüren, was wiederum
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