Feuereifer
Verband die Haare zu waschen, und war hinterher froh, dass der Rauchgestank sich verflüchtigt hatte.
Ich redete, bis ich heiser war. Natürlich behielt ich einiges für mich; Conrad brauchte nichts über mein Privatleben oder meine Probleme mit Marcena Love zu wissen. Uber meine Vorgeschichte mit Bron Czernin und Sandy Zoltak schwieg ich mich ebenso aus, und Billy the Kid und Pastor Andres servierte ich ihm auch nicht auf dem Silbertablett. Aber die wesentlichen Elemente bekam er zu hören, mitsamt einer für ihn weniger wichtigen Menge Zusatzinfos über das Basketballprojekt an der Bertha Palmer inklusive des Vorschlags, dass der Fourth Police District doch die Mannschaft fördern könnte, um die Beziehung zum Viertel zu verbessern.
Ich verschwieg Conrad allerdings nichts, was Fly the Flag anging, nicht einmal meinen eigenen Einbruch vor einer Woche, den chavo banda und Frank Zamars Weigerung, die Polizei einzuschalten. Ich berichtete, wie Rose Dorrado zuerst darum gebeten hatte, in der Fabrik zu ermitteln, und mich dann wegschickte. Und ich erzählte, dass Andres den chavo bereits kannte.
»Und das ist die ganze Wahrheit, Ms. W., so wahr dir Gott helfe?«, fragte Rawlings, als ich fertig war.
»Im Namen Gottes passieren dieser Tage zu viele seltsame Dinge«, knurrte ich. »Sagen wir lieber, dass du ein aufrichtiges Resümee der Ereignisse gekriegt hast.« »Und wie passt diese Marcena Love ins Bild?«
»Eigentlich gar nicht«, antwortete ich. »Ich habe sie nie in der Nähe der Fabrik gesehen, und es gibt auch keinen Hinweis, dass Czernin etwas mit der Sache zu tun hat. Sie mag irgendwas gehört haben bei ihren Streifzügen in der South Side, das ist alles. Ich schätze mal, wenn du dir Zamars Buchhaltung ansiehst, wirst du finden, was du suchst.« »Heißt was?«
»Heißt, dass der Typ womöglich in der Klemme steckte. Rose Dorrado sagte, er habe irgendeine tolle neue Maschine angeschafft, die er nicht bezahlen konnte. Nehmen wir mal an, Zamar wollte oder konnte nicht reagieren, als seine Gläubiger tote Ratten in die Heizungsrohre stopften. Das hat sie vielleicht so geärgert, dass sie seine Fabrik und ihn gleich mit erledigt haben.«
Conrad nickte und schaltete den Recorder aus. »Gute Theorie. Könnte hinhauen - lohnt sich jedenfalls, sie mal unter die Lupe zu nehmen. Aber ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust. Nein, noch anders: Ich will, dass du mir was versprichst.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Und was darf s sein?«
»Dass du in meinem Revier keine Ermüdungen mehr anstellst. Ich werde unsere Finanzspezialisten auf Zamars Bücher ansetzen, und dann möchte ich nicht feststellen müssen, dass du dich schon an seinen Akten zu schaffen gemacht hast.«
»Ich verspreche dir, Zamars Akten nicht anzurühren. Die im Übrigen vermutlich sowieso Asche sind.«
»Das reicht mir nicht, Vic. Ich möchte, dass du nirgendwo in meinem Revier ermittelst, basta.«
»Wenn mir jemand einen Auftrag in South Chicago erteilt, Conrad, werde ich selbstverständlich ermitteln müssen.« Ich ärgerte mich einerseits über sein Ansinnen, musste aber auch fast lachen. Ich hatte nichts mehr zu tun haben wollen mit South Chicago-, aber sobald mir jemand sagte, ich solle mich von dort fernhalten, wurde ich bockig und schlug Wurzeln.
»Recht so, Liebchen«, warf Mr. Contreras ein. »Fremde Leute sollten Ihnen nicht vorschreiben, wie Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen.« Conrad blickte den alten Mann ärgerlich an, sagte dann aber zu mir: »Deine Ermittlungen haben Ähnlichkeit mit Shermans Marsch durch Georgia: Du erreichst das Ziel, aber Gnade dem, der dir in die Quere kommt. In South Chicago gibt es schon genug Mord und Totschlag, deine Ermittlungsmethoden brauche ich nicht auch noch an meinem Kriegsschauplatz.«
»Nur weil du eine Marke und eine Knarre hast, gehört dir die South Side nicht alleine«, versetzte ich aufgebracht. »Du kannst nur die Erinnerung nicht ertragen... «
Bevor ich meine wütende Erwiderung zu Ende bringen konnte, klingelte es an der Tür.
Peppy und Mitch stimmten ein ohrenbetäubendes Gebell an und tobten um mich herum, damit ich auch merkte, dass wir Besuch bekamen. Mr. Contreras, der sich immer pudelwohl fühlt, wenn ich außer Gefecht bin, eilte eifrig hinaus, gefolgt von den Hunden.
Die Unterbrechung verschaffte mir Gelegenheit zu einer besonneneren Äußerung: »Conrad, du bist als Polizist viel zu gut, um dich von irgendeiner Aktion von mir bedroht zu fühlen. Ich weiß, dass
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