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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ein bürokratischer Albtraum war: Ich brauchte geschlagene neun Minuten, um jemanden aufzutreiben, der berechtigt war, eine Nachricht zu übermitteln, und dann wurde mir mitgeteilt, Mrs. Czernin habe seit vier Uhr Feierabend und sei nicht mehr im Laden. Zu Hause war sie auch nicht, aber die Czernins hatten einen Anrufbeantworter; der zögernde Tonfall bei der Ansage ließ auf eine Person schließen, die sich mit moderner Technologie nicht allzu wohl fühlte.
    Ich rief wieder bei Morrell an. Er hatte Marcena nicht erreichen können. Weil mir nichts anderes mehr einfiel, wählte ich die Nummer von Mary Ann McFarlane.
    Meine einstige Trainerin war erschüttert, als sie hörte, was vorgefallen war - sie wusste nichts von gesundheitlichen Problemen bei April, und das Mädchen war ihres Wissens nach auch noch nie zuvor zusammengebrochen. Im letzten Jahr war ihr manchmal beim Aufwärmtraining die Puste ausgegangen, aber das hatte Mary Ann auf schlechte Kondition zurückgeführt. Uber die Versicherung wusste sie auch nicht Bescheid; die meisten Mädchen in der Mannschaft hatten wohl Anspruch auf Medicaid, aber es war bislang nie nötig gewesen, sich damit zu befassen. Und da beide Elternteile arbeiteten, hatten die Czernins wohl auch keine Aussicht auf staatliche Unterstützung. Als ich auflegte, teilte mir die Bürokratin mit, wenn die Bezahlung nicht gesichert sei, müssten sie April ins County Hospital verlegen. Darüber debattierten wir einige Minuten, bis ich verlangte, einen Vorgesetzten zu sprechen. In diesem Moment unterbrach eine Frau das Gespräch.
    »Tori Warshawski, ich hätte es mir denken können. Was hast du mit meiner Tochter angestellt? Wo ist meine April?«
    Ich nahm zunächst gar nicht wahr, dass sie mich mit dem Namen ansprach, den Boom-Boom immer benutzt hatte. »Haben Sie meine Nachricht auf dem Anrufbeantworter gehört? Es tut mir leid, dass ich Sie nicht anders erreichen konnte, Mrs. Czernin. April ist beim Training zusammengebrochen. Wir konnten sie wiederbeleben, aber niemand weiß, was los ist. Und ich fürchte, hier werden jetzt die Daten Ihrer Krankenversicherung benötigt.«
    »Hör bloß auf mit Mrs. Czernin, Tori Warshawski. Wenn du meinem Mädchen was angetan hast, wirst du dafür mit deinem letzten Tropfen Blut bezahlen.« Ich starrte die Frau fassungslos an. Sie war dünn, aber nicht gepflegt schlank wie die Reichen; an ihrem Hals traten Sehnen hervor wie Stahlseile, und um den Mund hatte sie tiefe Falten, vom Rauchen oder von Sorgen oder von beidem zugleich. Ihr Haar war brutal blondiert und in betonharten Wellen nach hinten frisiert. Sie sah so alt aus, dass sie Aprils Großmutter hätte sein können, und ich marterte mir das Hirn, wo wir uns schon mal begegnet sein könnten.
    »Kennst du mich nicht mehr?«, fauchte sie. »Früher war ich Sandra Zoltak.«
    Mir stieg unwillkürlich das Blut zu Kopf. Sandy Zoltak. Als ich sie zum letzten Mal sah, hatte sie weiche, blonde Locken und weibliche Rundungen, aber ein durchtriebenes Lächeln. Und besaß die Eigenart, plötzlich aufzutauchen, wenn man sie nicht erwartete und auch nicht brauchen konnte. Sie war in Boom-Booms Klasse gewesen, ein Jahr über mir, aber natürlich hatte ich sie gekannt. Doch, wahrlich, ich hatte sie gekannt. »Tut mir leid, Sandy, dass ich nicht gleich geschaltet habe. Und tut mir auch leid wegen April. Sie ist beim Training plötzlich zusammengebrochen. Hat sie irgendwas am Herzen?« Meine Stimme klang rauer, als mir recht war, doch das schien Sandra nicht zu bemerken.
    »Jedenfalls nicht, bis du ihr offenbar was angetan hast. Als Bron mir erzählt hat, dass du für Coach McFarlane einspringst, hab ich zu April gesagt, sie soll vorsichtig sein, du könntest gemein sein, aber ich hätte nie geglaubt... «
    »Sandy, sie wollte einen Ball werfen, und ihr Herz hat ausgesetzt.«
    Ich sprach langsam und laut, damit sie mir zuhörte. Sie hatte eine höllische Fahrt hinter sich, voller Ängste um ihr Kind. Nun musste sie irgendwo Dampf ablassen, und ich stand nicht nur grade zur Verfügung, sondern war auch noch eine einstige Gegnerin von ihr, aus einem Viertel, in dem alte Feindschaften so sorgsam gehortet wurden wie Lebensmittel in einem Bunker.
    Ich versuchte, ihr mitzuteilen, was wir für April getan hatten, und dass es jetzt hier ein Problem gab wegen der Versicherung, aber sie beschimpfte mich unentwegt: Ich sei rücksichtslos und brutal und wolle mich nun über ihre Tochter an ihr rächen. »Sandy, nein, Sandy, bitte,

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