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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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dreitausend Läden, die mich über Durststrecken retten. Mein Wort ist mein einziges Kapital. Wenn ich unglaubwürdig werde, wäre das für mich ein schlimmeres Desaster, als wenn Sie alle Ihre Läden verlieren, denn ich habe kein Kapital, um wieder von vorne anzufangen.« Er schien es immer noch nicht zu kapieren: Meine Unverschämtheit lasse er mir mal durchgehen, aber er wolle umgehend seinen Sohn wiederhaben. »Dideldum, dideldei«, murmelte ich, stieg ins Auto, knallte die Tür zu und fuhr los, Richtung Morrell. Auf halber Höhe des Lake Shore Drive beschloss ich, mir von allem eine Auszeit zu nehmen - von den Bysens, der South Side, sogar von meinen wichtigen zahlungskräftigen Kunden und meinem verhedderten Liebesleben. Ich brauchte Zeit für mich, musste eine Weile alleine sein. Ich fuhr zu mir und holte die Hunde. Als Morrell nicht ans Telefon ging, hinterließ ich ihm eine Nachricht. Dem verdatterten Mr. Contreras teilte ich mit, dass ich Sonntagabend wiederkäme. Dann fuhr ich los, aufs Land. In einer einfachen Pension in Michigan stieg ich ab, lief fünfzehn Kilometer mit den Hunden am See, las einen von Paula Sharpes schrulligen Romanen. Ab und an musste ich an Morrell denken und an Marcena im Gästezimmer, aber nicht mal diese Gedanken konnten mir das Vergnügen an meinem Solo-Wochenende verderben.

15
    Herzschocker
    Meine entspannte Stimmung hielt an bis Montagnachmittag, als April Czernin beim Training zusammenbrach. Zuerst dachte ich, Celine Jackman hätte sie bei einer der üblichen Rangeleien zu Fall gebracht, aber die hielt sich im Backcourt auf. April spurtete zum Korb und sackte so plötzlich in sich zusammen, als sei sie erschossen worden. Ich blies in die Trillerpfeife, um alle zu stoppen, und rannte zu April. Sie war blau um den Mund, und ich spürte keinen Puls. Ich begann mit Herzmassage und bemühte mich, mir meine Panik nicht anmerken zu lassen, damit mir die Mädchen nicht ausflippten. Sie drängten sich um uns. »Ist sie tot?«
    »Ist sie erschossen worden?«
    Josie beugte sich zu mir herunter. »Was hat sie, Coach?«
    »Ich weiß nicht«, keuchte ich. »Weißt... du... ob April... irgendwelche... Krankheiten hat?«
    »Nein, keine Ahnung. Das ist noch nie passiert.« Josie war kreidebleich und konnte kaum sprechen.
    »Josie«, brachte ich hervor, während ich weiter Aprils Brustkorb bearbeitete, »in meiner Tasche im Geräteraum, im Tisch, ist mein Handy. Du musst... den Raum aufschließen.«
    Ich hörte einen Moment auf und reichte ihr rasch die Schlüssel. »Hol es, ruf an, beschreib ganz genau, wo wir sind. Wiederhol das!«
    Als Josie meine Anweisungen abgespult hatte, sagte ich ihr, sie solle schnell machen, und sie lief los, in Begleitung von Sancia, die Gebete vor sich hinmurmelte. Celine schickte ich zur Direktorin; sie mochte Gangmitglied sein, aber sie bewahrte auch am ehesten einen kühlen Kopf. Vielleicht war die Schulschwester noch da und konnte ihr etwas zu Aprils Gesundheitszustand sagen. Josie kam mit dem Handy zu rückgerannt, bleich und zittrig und so aufgelöst, dass sie das Ding nicht bedienen konnte. Ich sagte ihr die einzelnen Schritte, während ich weiter auf Aprils Herz drückte, und ließ mir das Handy dann ans Ohr halten, damit ich selbst sprechen konnte. Ich wartete, bis mir von der Vermittlung unsere Ortsangabe bestätigt wurde, dann sagte ich zu Josie, sie solle Aprils Eltern anrufen.
    »Die arbeiten beide, Coach, ich weiß nicht, wie ich die erreichen soll. Aprils Mam ist Kassiererin in dem By-Smart-Laden an der 95th, und ihr Dad, naja, Sie wissen ja, der fährt diesen Laster. Ich weiß nicht, wo der ist.« Ihre Stimme brach. »Schon gut, Mädel, ist gut. Ruf... diese Nummer an und drück die Entertaste.« Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, mich so weit zu konzentrieren, dass mir Morrells Nummer wieder einfiel. Als ich sie endlich hatte, wies ich Josie noch mal an, sie einzugeben und mir dann das Handy ans Ohr zu halten.
    »V. I.«, sagte ich, ohne mit der Massage innezuhalten. »Notfall, mit Romeos Tochter... muss Romeo finden. Frag... Marcena, ja? Wenn sie... ihn aufspürt... soll er... mich auf dem Handy... anrufen.«
    Morrell hatte sich so oft in Kriegsgebieten aufgehalten, dass er keine Zeit mit überflüssigen Fragen verschwendete. Er sagte nur, er habe verstanden, und ich presste weiter auf Aprils Brust und blies ihr Luft in den Mund, während wir auf den Krankenwagen warteten.
    Natalie Gault, die stellvertretende Direktorin, kam

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