Feuereifer
du auch keine Angst hast, ich könnte dir was von deinem Ruhm nehmen, wenn ich auf irgendwas stoße, das dir bei der Aufklärung eines Falls hilft. Und du arbeitest sehr gut mit Frauen zusammen. Deine Reaktion hat also nur was mit uns beiden zu tun. Meinst du, ich wüsste nicht... «
Ich brach ab, als ich die nahende Mannschaft die Treppe heraufkommen hörte: die Hunde, die auf und ab rasten, Mr. Contreras, der keuchend die Stufen in Angriff nahm, und das dumpfe Klopfen einer Krücke auf dem Treppenläufer. Morrell kam mich besuchen. Seit er zurückgekehrt war, hatte er sich noch kein Mal so weit von zu Hause wegbewegt, und ich war gerührt und freute mich darüber - weshalb war ich dann auch noch verlegen? Doch bestimmt nicht, weil Morrell mich mit Conrad sehen würde - und ganz gewiss nicht, weil Conrad mich mit Morrell sehen würde. Ich wurde also völlig grundlos rot.
Dann hörte ich über dem Klopfen der Krücke und Mr. Contreras' schweren Schritten die helle Stimme von Marcena, und nun war ich nicht mehr verlegen, sondern genervt. Warum fuhr mir diese Frau jetzt wieder in die Parade? Musste sie nicht allmählich zurück nach London oder Fallujah?
Ich kehrte der Tür den Rücken zu und setzte meine Rede fort: »Du bist seit vier Jahren böse auf mich, und das macht mich traurig. Aber davon abgesehen verlangst du auch etwas von mir, worauf du kein Recht hast, nicht mal vor dem Gesetz, und du weißt, dass ich niemals einwilligen würde. Selbst wenn du dann deinen Groll gegen mich aufgeben könntest.«
Conrad blickte mich mit zusammengepressten Lippen an und überlegte, was er darauf antworten sollte. Bevor ihm etwas einfiel, kamen die Hunde hereingeschossen und hopsten mit wild wedelndem Schwanz um mich herum: Sie hatten Gäste für mich mitgebracht und wollten gelobt und gehätschelt werden, weil sie so schlau waren. Hinter ihnen hörte ich Marcena zu Mr. Contreras sagen: »Ich liebe Pferderennen, ich wusste gar nicht, dass es in Chicago welche gibt. Bevor ich zurückfahre, müssen Sie mich mal mitnehmen zur Rennbahn. Haben Sie Glück beim Wetten? Nein? Ich auch nicht, aber ich kann es trotzdem nicht lassen.«
Jetzt bezirzte sie also auch noch meinen Nachbarn. Ich richtete mich auf, als sie mit Mr. Contreras ins Zimmer trat.
»Marcena! Wie schön. Ich wusste gar nicht, dass du dich für Pferderennen genauso begeisterst wie für Kampfflieger aus dem Zweiten Weltkrieg! Du musst unbedingt Commander Rawlings hier kennen lernen und ihm erzählen, wie sehr du dich für Modelleisenbahnen interessierst und wie dein Onkel Julian -oder war es Onkel Sacheverel? - dir erlaubt hat, zu Weihnachten mit seinen H.O.-Zügen zu spielen.« Conrad hatte verblüffenderweise eine Schwäche für Modelleisenbahnen. In seinem Wohnzimmer stand eine große Anlage, mit der er sich beschäftigte, wenn er sich entspannen wollte, und in einer kleinen Werkstatt in seiner Garage bastelte er dafür Gebäude und modellierte Landschaften.
Conrad schüttelte mehrmals den Kopf, verdattert über mein überdrehtes Gerede, und Marcena blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ich stellte die beiden einander vor und ging nach draußen, um nach Morrell Ausschau zu halten. Er hatte die Treppe bewältigt, wollte aber erst wieder zu Atem kommen, bevor er anderen Menschen gegenübertrat. Peppy folgte mir, Mitch dagegen war Marcena verfallen und wich ihr nicht von der Seite.
»Du bist wieder in den Krieg gezogen, meine starke Amazone, wie?« Morrell zog mich an sich und küsste mich. »Ich dachte, wir hätten abgemacht, dass jeweils nur einer von uns verletzt sein darf.«
»Ist nur 'ne Fleischwunde«, sagte ich mürrisch. »Tut im Moment scheußlich weh, ist aber nichts Ernstes. Schön, dass du gekommen bist. Ich musste den Cops Rede und Antwort stehen; Commander Rawlings wollte jedes Detail wissen.«
»Ich wäre ja schon früher aufgetaucht, aber Marcena kam erst mittags zurück und musste sich ein Weilchen ausruhen. Tut mir leid, dass ich sie angeschleppt habe, Süße, aber Autofahren traue ich mir noch nicht zu.«
Eine der Kugeln hatte den Ischiasnerv an Morrells rechter Hüfte gestreift. Der Nerv war verletzt und die Heilungschancen blieben unklar. Sein Beschäftigungstherapeut hatte ihm geraten, auf Handsteuerung umzusteigen, aber er weigerte sich noch, wollte sein Bein noch nicht aufgeben. Ich legte den Arm um Morrell, und wir gingen in die Wohnung zurück, wo Marcena indessen Mitch kraulte und Conrad nach seiner Arbeit befragte.
Conrad
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