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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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antwortete wortkarg. Er sah angespannt aus und verstummte, als er uns hereinkommen sah. Ich stellte die beiden Männer vor und sank in den nächstbesten Sessel - das ganze Tohuwabohu strengte mich ziemlich an.
    »Sie haben 'n paar Kugeln abgekriegt, wie?«, sagte Conrad zu Morrell. »Waren die vielleicht auch für Vic bestimmt?«
    »Nee, exklusiv für mich«, gab Morrell zur Antwort. »Oder wenigstens für jeden, der an diesem Tag versucht hat, nach Ma-zar-e-Sharif reinzukommen. Das hat man mir zumindest seitens der Armee mitgeteilt - ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Tut mir leid, Mann, üble Geschichte. Ich hab mir selbst 'n paar eingefangen, auf Höhe .«
    Conrad war es sichtlich peinlich, dass er sich wegen seiner Gefühle für mich ungehobelt benommen hatte. Morrell, er und Mr. Contreras ergingen sich eine Weile in Kriegsmoritaten. Meinem Nachbarn war es irgendwie gelungen, eine der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs unverletzt zu überstehen, aber er hatte natürlich seinen Anteil an Toten und Verletzten zu Gesicht bekommen. Marcena wusste aus ihrem Schatz an Anekdoten aus Kriegsgebieten einiges beizutragen. Als altgediente South-Side-Straßenkämpferin hatte ich auch diverse brutale Scharmützel erlebt, aber in kleinerem Rahmen, weshalb ich mich zu dem Thema ausschwieg. »>Der Krieg ist süß allein dem Unerfahrenem«, sagte Morrell und fügte, zu mir gewandt, hinzu: »Erasmus, glaube ich - wie es auf Latein heißt, müsstest du deine alte Trainerin fragen.«
    Seine Bemerkung beendete die Rückschau, und Conrad sagte zu Marcena: »Vic hat mir erzählt, dass Sie in der South Side unterwegs waren, Ms. Love. Hatten Sie dabei Begleitung?«
    Marcena warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu; es war gar nicht nett von mir, sie an die Polizei zu verpetzen.
    »Du hast in letzter Zeit hier ziemlich viel gesehen und mit vielen Leuten geredet«, sagte ich. »Ich habe das Commander Rawlings gegenüber erwähnt, weil du vielleicht etwas erlebt hast, was ihm helfen könnte.«
    »Ich kann selbst Fragen stellen, Vic, besten Dank auch, und in Zukunft vermasselst du mir keine Zeugen mehr, ja? Vielleicht gehen Ms. Love und ich zusammen einen Kaffee trinken und lassen euch beide alleine.« »Gute Idee«, sagte Marcena. »Morrell, wenn ich dich nach Evanston zurückbringen soll, melde dich auf dem Handy. Großartig, Commander, ich wollte sowieso noch mit jemandem von der Polizei reden, um meinen Eindruck von South Chicago zu vervollständigen. Das Viertel scheint ja unter ständiger Überwachung zu stehen.«
    Conrad beachtete ihre Bemerkung nicht, sondern baute sich vor mir auf. »Was ich gesagt habe über Aktivitäten von dir in meinem Revier, meine ich auch so, Vic. Kümmere dich um dein Basketballprojekt. Knöpf dir die Wirtschaftsgangster aus der La Salle Street vor. Aber den Fourth District überlass mir.«

17
    Frosch in der Jeans
    Was hast du denn angestellt, um diesen Commander so zu verärgern, Pepperpot?«, erkundigte sich Morrell.
    »Nichts, was er nicht bis in ein bis zwei Jahrzehnten verschmerzt hat.« Ich lehnte mich an Morrell und schloss die Augen.
    »Er meint, sie sei daran schuld, dass er vor vier Jahren angeschossen wurde«, erklärte Mr. Contreras, »obwohl er sich das selbst zuzuschreiben hat, weil er nämlich von Anfang an nicht auf sie gehört hat. Zum Glück, wenn man mich fragt, weil nämlich...« »Es ist kein Glück, wenn man angeschossen wird.« Ich wollte nicht, dass Mr. Contreras sich nun freudig über Conrads und meine Trennung ausließ, vor allem nicht in Anwesenheit von Morrell. »Und vielleicht hätte ich die Kugel wirklich selbst abkriegen sollen. Naja, Marcena ist charmant genug, die wird ihm seine schlechte Laune schon austreiben.«
    »Ganz bestimmt«, meinte mein Hiobströster. »So kregel wie die ist, könnte sie 'nen ganzen Trupp Cheerleader anführen.«
    Morrell lachte. »Sie ist eine mehrfach ausgezeichnete Journalistin - ich glaube, sie fände es nicht so gut, wenn man sie als Stimmungskanone betrachtet.«
    »Aber sie hat so viel Energie«, murmelte ich, »und kann sich auf jeden einstellen.«
    »Nur nicht auf dich«, erwiderte Morrell.
    »Ich bin ja auch keine Stimmungskanone«, versetzte ich.
    Morrell zog mich an sich. »Ich brauch auch keine, okay?«
    »Ja, aber, Herzchen, Sie könnten schon was von ihr lernen«, schaltete sich Mr.
    Contreras ein und blickte mich mit seinen braunen Augen besorgt an. »Schaun Sie bloß, wie sie es geschafft hat, dass Commander Rawlings ihr

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