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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hatte, als er angeschossen wurde. Sein alter Laptop war ihm gestohlen worden, als er blutend in Afghanistan im Schlamm lag; die meisten Daten hatte er auf einem USB-Stecker gespeichert, aber er versuchte jetzt, Texte zu rekonstruieren, die er kurz vor dem Angriff geschrieben und noch nirgendwo gesichert hatte.
    Ich ging wieder ins Bett, schlief aber unruhig, weil ich von den Schmerzen in der Schulter ständig wach wurde. Um halb zwei wachte ich auf und war alleine; Morrell arbeitete noch. Ich holte zwei der roten venezianischen Gläser von meiner Mutter aus dem Schrank und schenkte uns Armagnac ein. Morrell bedankte sich, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden; er war völlig vertieft in seine Arbeit. Während er schrieb, sah ich William Powell und Myrna Loy dabei zu, wie sie durch San Francisco flitzten und mit Unterstützung ihres treuen Terriers Asta Kriminalfälle aufklärten. »Myrna Loy hat ihre Fälle in Abendkleid und hochhackigen Schuhen gelöst. Vielleicht liegt da mein Problem - ich renne zu häufig in Jeans und Sneakers durch die Gegend.« Morrell lächelte mich geistesabwesend an. »Du würdest bestimmt toll aussehen in einem dieser Abendkleider aus den Vierzigern, Vic, aber wenn du jemanden verfolgen müsstest, würdest du vermutlich stolpern.«
    »Und Asta«, fuhr ich fort. »Warum können denn Peppy und Mitch nicht so pfiffig sein und Beweise ranschaffen, wenn man sie irgendwo durchs Fenster wirft?« »Bring sie nur nicht auf die Idee«, murmelte Morrell und blickte stirnrunzelnd auf seinen Text.
    Ich trank meinen Armagnac aus und ging wieder ins Bett. Als ich das nächste Mal aufwachte, war es neun, und Morrell lag neben mir und schlief tief und fest. Er hatte einen Arm über der Decke liegen, und ich blickte eine Weile auf die gezackte Narbe an seiner Schulter, wo ihn eine der Kugeln getroffen hatte. Conrad hatte auch Narben, ältere, die weniger zornig aussahen - eine unterhalb der Rippen, eine im Unterleib. Auch die hatte ich oft betrachtet, während er schlief. Ich stand ruckartig auf, kam ins Schwanken, als mich der Schmerz durchfuhr, gelangte aber aufrecht ins Badezimmer. In schöner Missachtung der Anweisungen des jungen Chirurgen stellte ich mich unter die heiße Dusche, umwickelte aber den Verband vorher mit einem Plastiksack aus der Reinigung. Dabei fiel mir ein, dass ich in Bälde eine eigene Narbe haben würde, dezent auf dem Rücken. Eine damenhafte, zierliche Narbe von der Sorte, die auch Myrna Loys Sexappeal keinen Abbruch getan hätte, wenn sie in einem ihrer rückenfreien Kleider unterwegs war.
    Peppy kam angetappt, als ich mit BH und Bluse kämpfte. Ich ließ sie zur Hintertür raus, bevor ich versuchte, etwas zum Frühstück aufzustöbern. Heute Morgen hatte ich eigentlich einkaufen wollen. Kein Brot, kein Obst, nicht mal ein schrumpliger Apfel. Kein Joghurt. Ein Rest Milch, der roch, als hätte man ihn am Vortag trinken sollen. Ich schüttete ihn in den Ausguss und machte mir mit dem Kocher auf dem Herd eine Tasse Espresso. Den trank ich auf der hinteren Terrasse und knabberte dazu ein paar Roggenkekse.
    Den Rest des Tages lungerte ich zu Hause herum, telefonierte mit Klienten und erledigte ein paar Sachen mit meinem Laptop. Am Spätnachmittag wagte ich mich zum Einkaufen nach draußen. Eigentlich hatte ich gehofft, das Training an der Bertha Palmer durchziehen zu können, aber ich musste absagen. Am Freitagmorgen stellte ich dann entnervt fest, dass ich noch immer ziemlich benebelt war von der Narkose, aber am Samstag wachte ich früh auf. Noch einen Tag im Haus herumzuhängen, war so verlockend, wie mit den Nägeln über eine Tafel zu schürfen.
    Morrell schlief noch. Ich zog mich an und legte mir die Armschlinge an, die man mir im Krankenhaus mitsamt den Entlassungspapieren ausgehändigt hatte. Dann schrieb ich eine Nachricht für Morrell und stellte sie an seinen Lap.
    Mr. Contreras freute sich, mich zu sehen, war aber alles andere als begeistert, als ich verkündete, dass ich einen Ausflug mit Peppy machen wolle. Sie ist zwar so gut erzogen, dass sie nicht an der Leine zerrt, aber er fand, ich sollte übers Wochenende noch im Bett bleiben.
    »Ich werd schon nichts Dummes anstellen, aber ich werde verrückt, wenn ich nicht rauskann. Ich hab schon drei Tage im Bett verbracht, länger kann ich beim besten Willen nicht rumlungern.«
    »Ja, ja, Sie haben ja noch nie auf mich gehört, weshalb sollten Sie grade heute damit anfangen? Und was wollen Sie machen, wenn Sie auf der

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