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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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glatt und körperwarm: keine Infektion.
    „Ich hatte mir nur etwas zu viel vorgenommen“, sagte sie. „Das ist alles …“ Die Lider wurden wieder schwer, aber ihre Neugier war stärker als der Schlaf. „Warum sind Sie hiergeblieben?“
    „Weil ich bei Ihnen sein wollte.“ Seine Stimme klang schwer und weit entfernt. „Ich erinnere mich an Sie …“
    Sie wünschte, sie hätte den Rest des Satzes hören können, aber plötzlich wurden die wohlige Wärme und die Müdigkeit stärker als ihre Neugier.
    Als Laenea zum zweitenmal erwachte, war sie völlig klar im Kopf und munter. Die Schmerzen waren während der Nacht abgeklungen – oder während des Tages, sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte, sie wußte nicht einmal, wie spät in der Nacht oder wie früh am Morgen sie auf Kathells Party gewesen war.
    Sie befand sich in ihrem Lieblingszimmer von Kathells Wohnung, stellte sie fest. Ihre Freundin liebte lebhafte, fast knallige Farbtöne. Und wenn Laenea auch wenig Beziehungen zu Dekorationen hatte, so empfand sie doch das Scharlachrot und Gold dieses Zimmer als schön, mochte seine eindringliche Energie, seine dionysische Ausstrahlung. Selbst die Aquarien, die in die Wände eingelassen waren, enthielten Fische, deren Schuppen golden schimmerten. Laenea genoß diese Übereinstimmung von Formen und Farben. Sie setzte sich auf, warf die Decke zur Seite und gähnte und reckte sich in animalischem Wohlbehagen. Dann, als sie Radu schlafend in dem roten Samtsessel sitzen sah, starrte sie ihn ein paar Sekunden lang überrascht an und stand dann lautlos auf, um ihn nicht zu wecken. Vorsichtig öffnete sie die Schranktür, nahm einen Morgenmantel heraus und ging auf Zehenspitzen ins Bad.
     
    Erfrischt kehrte sie ins Zimmer zurück. Vor dem Duschen hatte sie die Bandagen entfernt. Ohne die Binden schmerzten die gebrochenen Rippen nicht mehr, als wenn sie von ihnen zusammengehalten wurden, und sie machte sich nicht die Mühe, sie wieder um die Brust zu wickeln.
    Radu war wach.
    „Guten Morgen.“
    „Es ist noch nicht einmal Mitternacht“, sagte er lächelnd.
    „Von welchem Tag?“
    „Sie haben den Rest der letzten Nacht und den ganzen heutigen Tag verschlafen. Die anderen sind an Land gefahren, und Kathell läßt Ihnen ausrichten, daß Sie hierbleiben sollen, so lange Sie wollen.“
    Obwohl Kathell die Gesellschaft außergewöhnlicher Menschen liebte, nahm sie niemals von ihnen Besitz. Sie brauchte nicht die Freundschaft von Piloten oder irgendwelcher anderer Menschen, um ihren Status aufzuwerten. Ihr Freundschaft war absolut ehrlich, ohne jede Nebenabsicht. Laenea kannte Menschen, die beinahe alles für Kathell tun würden, aber sie wußte, daß Kathell noch niemals einen anderen um etwas gebeten hatte.
    „Wie haben Sie mich eigentlich hergebracht? Bin ich zu Fuß gegangen?“
    „Wir wollten Sie nicht wecken. Einer der großen Servierwagen war leer, also haben wir Sie hineingehoben und hierhergekarrt.“
    Laenea lachte. „Sie hätten mir einen Blumenstrauß in die Hände drücken sollen, dann hätte es wie ein Begräbnis ausgesehen.“
    „Jemand hat das tatsächlich vorgeschlagen.“
    „Schade, daß ich geschlafen habe – ich hätte gern die Gesichter des Bodenpersonals gesehen, als wir an ihnen vorbeigezogen sind.“
    „Wenn Sie wach gewesen wären, wäre die Illusion hin gewesen“, sagte Radu sachlich.
    Laenea lachte noch einmal, und jetzt lachte er mit.
     
    Wie immer hing Kleidung aller denkbaren Stile und Moderichtungen in dem großen Schrank. Laenea ließ die Hand über die lange Reihe der Kleidungsstücke gleiten und hielt inne, wenn sie einen Stoff berührte, der sich angenehm anfühlte. Das erste Hemd, das ihr gefiel, war grün und hatte bauschige Ärmel. Sie zog es über und schloß es bis zum Brustbein, nicht weiter.
    „Ich schulde Ihnen noch immer ein Essen im Restaurant“, sagte sie zu Radu.
    „Sie sind mir nichts schuldig“, sagte er, viel zu ernst.
    Sie schloß den Gürtel und stieg in die Stiefel. „Sie kennen mich kaum“, sagte sie leicht verärgert, „und sind trotzdem bei mir geblieben und haben sich um mich gekümmert – am ersten Tag Ihres ersten Trips zur Erde. Glauben Sie nicht, daß ich es Ihnen schuldig bin … daß es eine Geste der Anerkennung wäre, Sie zum Essen einzuladen?“
    Er zögerte, überrascht von ihrer Verärgerung. „Es wäre mir ein großes Vergnügen“, sagte er langsam, „Ihre Einladung anzunehmen.“ Er blickte Laenea an, und als ihr

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