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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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ich aus der Bewußtlosigkeit erwachte und begriff, daß ich leben würde, spielte es keine Rolle. Ich hatte Angst, war von Trauer niedergedrückt, fühlte mich allein und verloren. Und Sie waren da! Sie waren der einzige Faktor von Stabilität in dem Chaos, ein … rettender Engel, ein …“ Er brach ab, als er Laenea lächeln sah, obwohl er wußte, daß sie ihn nicht auslachte. „Es fällt mir nicht leicht, darüber zu sprechen.“
    Laenea griff nach seiner Hand. Selbst in den Fingern spürte sie seinen raschen Pulsschlag. Sie fand keine Worte, wußte nicht, was sie ihm sagen sollte, ohne betulich oder herablassend zu wirken, und das wollte sie auf jeden Fall vermeiden.
    Er hob den Kopf und sah sie an, suchte in ihrem Gesicht.
    „Als ich mich zur Crew meldete, hätte ich nie zu hoffen gewagt, Ihnen eines Tages zu begegnen. Ich bin zur Raumfahrt gegangen, weil das mein größter Wunsch war, seit …“ Er machte eine Pause und schluckte erregt. „Ich habe niemals mit der Möglichkeit gerechnet, Ihnen eines Tages zu begegnen. Aber ich bin Ihnen begegnet, und ich wußte sofort, daß ich … etwas in Ihrem Leben sein wollte. Ein Freund, ein Schiffsgefährte. Aber … Sie sind jetzt Pilot, und jeder weiß, daß es keine Gemeinschaft zwischen Piloten und Crewmitgliedern gibt.“
    „Piloten sind stolz auf ihren einsamen Job“, sagte Laenea und Ramona-Teresas Zurückweisung schmerzte noch immer. Doch dann erkannte sie, daß die Schroffheit der anderen Frau auch ihr Gutes gehabt hatte. Wenn sie Laenea herzlich aufgenommen hätte, wäre es nie zu ihrer Begegnung mit Radu Dracul gekommen. „Vielleicht brauchen sie das zur Selbstbestätigung.“
    „Ich habe schon einige Piloten gesehen, bevor ich Sie kennenlernte“, sagte Radu. „Aber Sie sind der erste, der mit mir gesprochen hat. Die anderen haben mich nicht einmal angesehen. Ich glaube …“ Er blickte ihre Hand an, die auf der seinen lag, und fuhr wieder über seine vernarbte Wange, als ob er diese Erinnerungen an seine Krankheit wegwischen wollte. „Ich glaube, daß ich Sie von der ersten Sekunde an geliebt habe, als ich Sie damals zum erstenmal sah.“ Er stand abrupt auf, zog aber seine Hand mit einer sanften Bewegung unter der ihren hervor. „Entschuldigen Sie. Ich hätte das niemals …“
    Sie erhob sich ebenfalls. „Und warum nicht?“
    „Ich habe kein Recht …“
    „Wozu?“
    „Von Ihnen etwas zu verlangen. Zu erwarten, daß Sie …“ Er brach ab und starrte an ihr vorbei. „Sie mit meinen Hoffnungen zu belasten.“
    „Und was ist mit meinen Hoffnungen?“
    Er schwieg, weil er nicht verstand, was sie damit meinte. Laenea fuhr mit der Hand über seine narbenübersäte Wange. Zuerst zuckte er zurück wie ein nervöses Fohlen, doch dann glätteten sich die Furchen auf seiner Stirn. Sie strich die Haarsträhne zurück, die ihm ins Gesicht gefallen war. „Ich habe weniger Zeit gehabt, an dich zu denken, als du“, sagte sie. „Aber ich finde dich schön, du bist ein hinreißender Mann.“
    Radu lächelte ohne Humor. „Auf Twilight hält man mich nicht für schön.“
    „Dann gibt es auf Twilight genauso viele Trottel wie auf jeder anderen menschlichen Welt.“
    „Du … möchtest, daß ich hierbleibe?“
    „Ja.“
    Er setzte sich wieder, langsam, wie in einem Traum. Sie schwiegen beide. Andrew trat an den Tisch, räumte Suppenterrine und Teller ab und legte das Gedeck für den Hauptgang auf. Er übersah geflissentlich, daß Laenea und Radu kaum gegessen hatten, und beschränkte sich auf die Frage: „War alles zur Zufriedenheit?“
    „Zur vollen Zufriedenheit, Andrew. Vielen Dank.“
    Er verneigte sich leicht und schob den Servierwagen fort.
    „Hast du dich wieder für Transit verpflichtet?“ fragte Laenea.
    „Noch nicht.“
    „Ich habe noch einen Monat bis zu meinen Testflügen.“ Sie überlegte schon, wohin sie mit ihm gehen, was sie ihm zeigen wollte. „Bis jetzt kam mir diese Zeit so unendlich lang vor …“ Sie schwieg, als sie Ramona-Teresa bemerkte, die im Eingang des Restaurants stand und suchend in den Raum blickte. Sie sah Laenea und kam auf sie zu. Laenea runzelte unwillig die Stirn. Radu wandte den Kopf und erstarrte beim Anblick von Ramonas überwältigender Persönlichkeit: Macht, Ernst, Entschlossenheit. Laenea fragte sich, ob Ramona gekommen war, um sich für ihre schroffe Zurückweisung zu entschuldigen, aber sie hatte jetzt kaum noch Interesse daran, von anderen über die Geheimnisse des Transits zu erfahren; sie

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