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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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intelligenten und unaufdringlichen, waren die Art, die man am seltensten traf.
    Kathell gehörte zu den Menschen, die Laenea wahrscheinlich niemals kennengelernt hätte, wenn nicht ein paar ihrer jüngeren Cousinen zur Crew gehört hätten. Es war schwer, sie richtig einzuordnen. Sie war reich und verwandte ihren Reichtum auf die großzügigste Weise, um Freunde zu bewirten und um ihren eigenen Interessen nachgehen zu können. Aber sie besaß weitaus mehr, als sie dazu brauchte. Das Geld, das sie für diese Zwecke ausgab, machte nur einen Bruchteil ihrer Einkünfte aus. Und sie hatte auch noch andere Interessen. Sie war einer der wißbegierigsten Menschen, die Laenea jemals kennengelernt hatte, und die Energie, die sie in ihre Arbeit investierte, zeugte von einer Kraft und einer Konzentrationsfähigkeit, wie sie Laenea noch bei keinem anderen Menschen beobachtet hatte. Es gab nicht die geringsten Zweifel an der Freundschaft, die sie füreinander fühlten.
    Laenea kannte nur wenige der Menschen, die sich um Kathell drängten. Sie sah sie an und wünschte fast, sie hätte Radu an den Nebelteilern vorbeigeführt, anstatt zwischen ihnen hindurch. Sie fühlte sich noch nicht bereit, die oft überschwenglichen Begrüßungen entgegenzunehmen, die einem Piloten zustanden; sie hatte sie noch nicht verdient. Die Gäste der Party übertrafen sie in jeder Weise; in Schönheit, in Kleidung, im Wissen, und doch suchten sie ihre Gesellschaft, brauchten sie, um wenigstens mittelbar mit Dingen in Berührung zu kommen, die ihnen vorenthalten blieben.
    Sie konnte den Fortgang der Zeit, eine Sekunde nach der anderen, in ihren Gesichtern sehen. Plötzlich wurde sie von einem heftigen Gefühl des Mitleids überwältigt.
    Kathell stellte ihr die Leute vor. Laenea wußte, daß sie nicht mal einen von zehn Namen behalten würde, aber sie nickte und lächelte. Neben sich hörte sie Radus höfliche Bemerkungen, als auch er mit den Anwesenden bekanntgemacht wurde. Jemand drückte Laenea ein Glas in die Hand. Menschen umdrängten sie und warteten darauf, daß sie mit ihnen sprechen würde. Aber sie stellte fest, daß sie ihnen genausowenig zu sagen hatte wie den anderen, die sie im Aufenthaltsraum der Crew verlassen hatte.
    Ein Mann traf auf sie zu, reichte ihr die Hand und lächelte. „Ich wollte schon immer einen Azteken kennenlernen.“
    Sein Lächeln erlosch, als Laenea irritiert die Stirn runzelte. Sie wollte gegenüber den Gästen ihrer Freundin nicht unhöflich sein und verschluckte ihren Ärger. „Pilot, bitte.“
    „Aber Azteken …“
    „Die Azteken haben die Herzen ihrer Gefangenen geopfert“, sagte Laenea. „Wir haben nicht das Gefühl, ein Opfer zu bringen.“
    Sie lächelte und wandte sich ab, ehe er ihre Feststellung mit einer geistreichen Bemerkung beantworten konnte. Die Menschen drängten sich hinter ihr, alles reiche, freie, gefangene menschliche Wesen. Laenea erschauderte und wünschte sie alle möglichst weit weg. Sie sehnte sich nach Ruhe und Alleinsein.
    Plötzlich stand Kathell vor ihr und streckte ihr ihre Hand entgegen. Laenea griff nach ihr wie nach einem Rettungsanker. Vor Kathell machten die Menschen respektvoll Platz. Laenea grinste amüsiert und folgte ihr. Sie entdeckte Radu und rief nach ihm. Er nickte und war kurz darauf neben ihr. Sie bewegten sich durch Bereiche der verschiedensten Gerüche: Minze, Nelke, Kiefer, Moschus, Orangenblüte. Die Abgrenzung zwischen den einzelnen Duftbereichen waren sehr scharf.
    Sie traten in den kleinen Pavillon. Hier waren sie allein. Laenea fühlte sich sofort wärmer, obwohl sie wußte, daß die Temperatur hier nicht um ein Grad höher war als draußen bei der Party. Aber die Wände aus Zeltleinwand, obwohl grell gemustert und lumineszent, gaben ihr das Gefühl von Schutz und Geborgenheit vor den kalten Strömungen der See.
    Dankbar setzte sie sich auf einen Stuhl.
    „Du siehst erschöpft aus, Laenea“, sagte Kathell und drückte ihr ein Glas in die Hand. Laenea nahm einen kleinen Schluck. Warmer Milch-Punsch. Ein zarter Wink, daß sie im Bett sein sollte.
    „Ich komme gerade aus dem Krankenhaus“, sagte sie. „Anscheinend habe ich ein wenig übertrieben. Ich bin noch nicht daran gewöhnt …“ Sie machte eine Geste mit der linken Hand, die sagen sollte; an alles, an meinen neuen Körper, an die Tatsache, wieder frei zu sein … an diesen Mann neben mir. Sie schloß die Augen.
    „Bleib eine Weile hier“, sagte Kathell, die wie immer mehr verstand, als gesagt

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