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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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war schweißüberströmt. Sie fächelte sich zur Kühlung Luft zu.
    Hank bemerkte ihr Unbehagen und eilte mit ihr zum Höhleneingang. Zwei Nationalgardisten hielten davor Wache, bewaffnet mit Gewehren und Pistolen, die im Halfter steckten. Wegen des großen Medieninteresses hatte man Angst vor Grabräubern, zumal in Anbetracht des verborgenen Schatzes.
    Einer der Gardisten trat ihnen entgegen – ein junger Mann mit gesunder Gesichtsfarbe und rotblondem Stoppelhaar. Private Stinson war schon seit einer Woche vor Ort und kannte die beiden Wissenschaftler.
    »Major Ryan ist schon in der Höhle«, sagte er. »Er will das Artefakt erst dann bewegen, wenn Sie da sind.«
    »Sehr schön«, sagte Hank zu dem Gefreiten. »Hier gibt es schon genug Spannungen.«
    »Und Kameras«, setzte Maggie hinzu. »Es würde gar nicht gut aussehen, wenn sich jemand in Militäruniform mit einem heiligen Artefakt der amerikanischen Ureinwohner davonmachen würde. Hier muss man diplomatisch vorgehen.«
    »Das sieht Major Ryan auch so.« Der Gefreite gab den Weg frei, dann setzte er in gedämpftem Ton hinzu: »Aber er wird allmählich ungeduldig. Er ist ziemlich ungehalten über die Situation.«
    Das ist ja wohl nichts Neues.
    Major Ryan hatte ihr schon häufiger das Leben schwer gemacht.
    Hank hob Maggie zum erhöht gelegenen Höhleneingang hoch. Er legte ihr seine großen Hände um die Hüfte, was einen Hitzeschwall auslöste und bittersüße Erinnerungen wachrief. Diese Hände hatten einmal ihren nackten Körper gestreichelt, eine kurze Affäre, geschuldet langen Nächten und ihrer tiefen Freundschaft. Eine Beziehung hatten sie nicht eingehen wollen. Mit einer Freundschaft fühlten sie sich beide wohler denn als Liebespaar.
    Trotzdem hatte sie gerötete Wangen, als Hank neben ihr auf die Felskante sprang. Dass er sich nichts anmerken ließ, fand sie erleichternd, aber auch ein wenig verletzend.
    Er befahl Kawtch, draußen zu warten. Der Hund ließ enttäuscht den Kopf hängen.
    Als sie in den Tunnel eindrangen, hörten sie jemanden fluchen. Maggie und Hank wechselten einen Blick. Hank rollte mit den Augen. Wie gewöhnlich hatte Major Ryan schlechte Laune. Der Chef der Einheit hatte keinen Sinn für die anthropologische Bedeutung ihrer Entdeckung und war nicht einverstanden damit, dass man sie hinzugezogen hatte. Außerdem hatte Maggie den Verdacht, dass auch unterschwelliger Rassismus im Spiel war. Im Lager hatte sie gehört, wie er sich über die amerikanischen Ureinwohner geäußert hatte: Man hätte sie in den Pazifik treiben sollen, als noch Gelegenheit dazu war.
    Trotzdem musste sie mit dem Mann zusammenarbeiten – jedenfalls so lange, bis der Schatz in Sicherheit war. Das war einer der Gründe, weshalb sie und Hank die Erlaubnis bekommen hatten, das Totem in das Museum der BYU zu transportieren. Es war zu kostbar, um es unbewacht zu lassen. Sobald es abtransportiert war, würde man die Einsatzkräfte reduzieren, und dann würden sich hoffentlich auch die köchelnden Ressentiments wieder legen.
    Maggie hatte die Hauptkammer erreicht und verharrte auf der Schwelle, auch diesmal wieder überwältigt vom makabren Schauspiel der Mumien. Der Raum wurde von hellen Akkulampen erleuchtet. Absperrdrähte und Tatortband unterteilten den Raum. Ein markierter Weg führte zum anderen Tunnel.
    Sie hielt darauf zu, wurde aber von den Toten abgelenkt. Es war erstaunlich, wie gut sie erhalten waren. Die Körperflüssigkeiten waren aufgrund der Wärme verdunstet, das Gewebe war vertrocknet, und die darin angereicherten Mineralien hatten es konserviert.
    Wieder einmal überlegte sie, weshalb diese Menschen wohl Selbstmord begangen hatten. Sie musste an die Belagerung von Masada denken, wo die jüdischen Aufständischen es vorgezogen hatten, von eigener Hand zu sterben, anstatt sich den römischen Belagerern zu ergeben.
    Hatte sich hier etwas Vergleichbares zugetragen?
    Sie wusste es nicht. Dies war eines der zahlreichen Rätsel.
    Sie meinte, im Dunkel eine Bewegung wahrzunehmen. Sie kam stolpernd zum Stehen und musterte das Gewirr der Leiber in der gegenüberliegenden Ecke. Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, schreckte sie zusammen.
    Hank drückte ihr zur Beruhigung die Schulter. »Was ist los?«
    »Ich glaube, ich habe …«
    Ein Ruf aus dem Tunnel unterbrach sie. »Wurde allmählich Zeit, dass Sie aufkreuzen!«
    Unsteter Lichtschein näherte sich durch den Gang. Major Ryan tauchte auf, in der Hand eine Taschenlampe. Er trug Uniform und einen

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