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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Trippelschritten bugsierten sie den Schädel über die schaumstoffgepolsterte Transportkiste und senkten ihn ab.
    Dann richteten sie sich auf und sahen einander an. Hank wischte sich die Hände an der Jeans ab. Dann hatte auch er es mitbekommen. Nicht nur das Geriesel, sondern noch etwas Merkwürdigeres. Aufgrund der Wärme in der Höhle hatten sie erwartet, dass sich auch der Schädel warm anfühlen würde. Doch er war kalt gewesen.
    Verdammt kalt …
    Sie sah ihr eigenes Unbehagen in Hanks Augen gespiegelt.
    Ehe einer von ihnen etwas sagen konnte, klappte Ryan den Deckel zu und zeigte zum Ausgang. »Meine Leute werden den Schädel nach draußen tragen. Dann übernehmen Sie.«
12:12
    Von ihrem Versteck in der Mumienkammer aus beobachtete Kai den Vorbeimarsch der Fremden. Vorneweg ging eine ältere Frau, die sich das Haar unter den breitkrempigen Hut gesteckt hatte. Ihr folgten drei Nationalgardisten. Zwei Männer schleppten eine grüne Plastikkiste.
    Der Goldschädel, dachte sie.
    Sie brachten ihn weg. Damit hatte sie gerechnet. Anscheinend lief alles nach Plan. Jetzt, da der Schädel weg war, hatte sie die Höhle ganz für sich allein. Sie würde die Sprengladungen verteilen, warten, bis es Nacht wurde, und sich dann aus dem Staub machen. Wenn sich niemand in der Höhle aufhielt, würde sie den Sprengstoff zünden und ihre Ahnen endgültig begraben. Die WAHYA hätte ihr Statement abgegeben. Die amerikanischen Ureinwohner waren es leid, die US-Regierung ständig um Erlaubnis zu bitten, vor allem wenn es um so elementare Rechte wie die Bestattung ihrer Ahnen ging.
    Sie musterte die groß gewachsene Gestalt, die den anderen folgte. Wie die meisten Indianer kannte auch sie den Mann. Professor Henry Kanosh war bei den Stämmen umstritten und löste heftige Reaktionen aus. Niemand stellte infrage, dass er ein eiserner Verfechter der Indianerrechte war, und es gab Schätzungen, wonach das Reservatsgebiet in den westlichen Bundesstaaten aufgrund seines Engagements um ganze zehn Prozent ausgedehnt worden war. Doch wie viele seiner Vorfahren hatte er den Mormonenglauben angenommen und den alten Glauben abgelegt, um sich einer religiösen Gruppe anzuschließen, die in der Vergangenheit die Indianer von Utah dezimiert hatte. Schon das allein stempelte ihn bei den konservativeren Indianerstämmen zum Außenseiter. John Hawkes hatte ihn einmal den Onkel Tom der Indianer genannt.
    Als die Gruppe den nach draußen führenden Tunnel erreichte, deutete Professor Kanosh hinter sich. »Solange wir nicht einen Plan haben, behält jeder für sich, dass sich in den Steinkästen Gold befindet. Wir wollen schließlich nicht, dass es hier zu einem Goldrausch kommt.«
    Kai spitzte die Ohren. Gold?
    Sie hatte geglaubt, das einzige Gold hier unten befände sich im prähistorischen Schädel. WAHYA hatte sich damit einverstanden erklärt, dass das Totem fortgebracht wurde. Das Artefakt sollte im Museum für amerikanische Ureinwohner ausgestellt werden, das war okay. Wenn der Goldschädel zusammen mit den Mumien begraben worden wäre, hätte jemand in Versuchung geraten können, danach zu suchen und die Ruhestätte der Ahnen erneut zu schänden.
    Aber wenn hier unten noch mehr Gold zu finden ist?
    Sie wartete, bis die Leute aus der Höhle geklettert waren, dann richtete sie sich auf und schulterte den Rucksack. Leichtfüßig schritt sie zwischen den Mumien hindurch und ging in die hintere Kammer. Sie musste sich vergewissern. Wenn da drinnen Gold versteckt war, änderte das alles. Genau wie der Schädel konnte eine Goldader einen Haufen Schatzsucher anlocken.
    Sie musste die Wahrheit herausfinden.
    Als sie durch den dunklen Schlund eilte, kam ihr ein neuer Gedanke. Wenn es hier Gold gab, würden die Männer sicherlich zurückkommen, um es zu bewachen, und es ihr so erschweren, ihren Fluchtplan durchzuführen. Womöglich würde sie hier unten festsitzen. Wenn man sie erwischte, wie sollte sie dann den Plastiksprengstoff in ihrem Rucksack erklären? Sie würde Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte im Gefängnis verbringen.
    Die Angst loderte auf, ließ sie schneller werden.
    In der Höhle angelangt, schaltete sie eine Stablampe ein und schwenkte den Lichtstrahl in der dunklen Kammer umher. Zunächst sah sie gar nichts, nur alte Steinkisten und eine Granitsäule. Ein Lichtreflex aber lenkte ihren Blick nach unten. Auf dem Boden lag ein zerbrochener Steinkasten.
    Sie ließ sich auf ein Knie nieder und leuchtete hinein. In dem Kasten waren etwa anderthalb

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