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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Fälle«, sagte Painter, »haben Sie überhaupt C4 dabei?«
    Er hatte Kowalski gebeten, Sprengstoff mitzunehmen für den Fall, dass sie sich den Zugang zu einem Tunnel oder einem Hohlraum freisprengen mussten. Allerdings hatte Kowalski weder Tasche noch Rucksack dabei.
    »Ein wenig«, sagte Kowalski. Er trat zurück und klappte seinen knöchellangen Mantel auseinander, sodass man die Weste mit den C4-Würfeln sah.
    »Und das nennen Sie wenig?«
    Kowalski senkte den Blick. »Ja. Hätte ich mehr mitnehmen sollen?«
    Hank und Chin richteten sich am Pilzstein auf.
    Hank gab ihre Einschätzung bekannt. »Wir glauben, es könnte sich um eine Art Stöpsel handeln. Vielleicht sah man darin das Symbol einer Nabelschnur. Jedenfalls brauchen wir vier Männer, die um den Rand herumgreifen – ich glaube, dazu ist er gedacht – und das Ding anheben.«
    Kowalski, Major Ryan, Bernd und Chin nahmen um den Stein herum Aufstellung.
    Sie gingen in die Knie.
    Und verschränkten die Arme.
    »Der Stein ist porös«, sagte Chin. »Ich glaube, wir könnten es schaffen.«
    Einer zählte bis drei, dann spannten sie die Muskeln an. Ihre vor Anstrengung verzerrten Gesichter ließen Chins Optimismus als verfrüht erscheinen. Dann aber drang ein Knirschen aus dem Erdreich hervor. Der steinerne Stöpsel löste sich aus der Verankerung. Die vier Männer hoben den Stein an, trugen ihn zur Seite und setzten ihn ab.
    Painter, Hank und Rafael traten vor.
    »Ist das Gold?«, ließ sich hinter ihnen Jordan vernehmen.
    Wenn seine Vermutung zutraf, waren sie hier richtig.
    Painter untersuchte den Fuß des steinernen Stöpsels. Am Rand der Grube und an der Unterseite des pilzförmigen Steins schimmerte es metallisch.
    »Das Edelmetall sollte offenbar verhindern, dass der Verschluss sich durch Korrosion festfrisst«, meinte Chin.
    Hank blickte ins Loch. »Das erinnert mich an die Öffnung einer Kiva. An den Eingang zur Unterwelt.«
    Kowalski schaute ebenfalls in die Öffnung. »Beim letzten Mal ist das übel ausgegangen.«
5:45
    Hank stieg nach Painter in die Grube. Die eigentliche Höhlung war nur etwa eins zwanzig tief, doch der davon ausgehende Tunnel hatte ein starkes Gefälle und führte zur Mitte des geothermalen Beckens mit seinen bizarren Kegeln. Die Luft war warm und trocken, es roch nach Schwefel.
    Painter ging voran und leuchtete mit der Taschenlampe, die anderen folgten im Gänsemarsch. Hinter Hank kamen Chin und Kowalski. Dann kam Rafael in Begleitung von zwei Söldnern und Ashanda, die Kai mit sich zerrte. Alle anderen waren oben zurückgeblieben.
    Jordan hatte sich bereit erklärt, auf Kawtch aufzupassen – was unangenehme Erinnerungen an Nancy Tso weckte, die letzte Hüterin des Hundes.
    Die oben zurückgebliebenen bewaffneten Kräfte standen sich an der Grube gegenüber.
    Je tiefer sie kamen, desto wärmer wurde es. Hank legte im Gehen die Hand auf die Tunnelwand. Es brannte nicht, doch das Gestein war spürbar heiß und ließ ihn an das Höllenfeuer denken, das nicht nur im übertragenen Sinn in der Tiefe loderte.
    Sah so das Ende der Welt aus?
    Als eine weitere Minute verstrichen war, hatte Hank das Gefühl, er müsse umkehren. Jeder Atemzug brannte in den Bronchien. Wie weit mussten sie noch gehen? Er hatte den Eindruck, sie befänden sich in einer Tiefe von mindestens vierhundert Metern, dabei waren es höchstens zweihundert.
    »Wir sind am Ziel«, sagte Painter schließlich.
    Der Tunnel verengte sich ein letztes Mal. Die Wände stießen fast aneinander, sodass sie sich seitlich durch das Nadelöhr zwängen mussten.
    Painter bildete die Vorhut.
    Auf einmal hörte Hank Painters Ausruf. Er klang überrascht und erschreckt.
    Hank folgte ihm und machte den anderen Platz. Vor Schreck geriet er ins Stolpern. Er musste sich mit der einen Hand an der Wand abstützen. Die andere schlug er vor den Mund.
    »Mon Dieu!«, flüsterte Rafael.
    Kowalski fluchte.
    Immer mehr Taschenlampen drängten die Dunkelheit zurück.
    Auf dem Boden einer riesigen Höhle von der Höhe eines siebenstöckigen Hauses lagen Tausende mumifizierte Tote. Die vertrockneten Körper waren in Reihen angeordnet, die wie die Speichen eines Rades von dem in der Mitte der Höhle gelegenen Tempel ausgingen.
    Hank konzentrierte sich zunächst auf die armen Seelen, die hier ihrem Leben ein Ende gemacht hatten. Wie die Toten in Utah trugen auch sie die Tracht der amerikanischen Ureinwohner: Feder- und Knochenschmuck, weite Röcke, lederne Mokassins und Lendenschurze. Das Haar hatten

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