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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Symbol: den Stern und den Mond des ältesten mystère. Der zweite verwendet zusätzlich Quadrat und Kompass. Ein weiterer Orden énigmatique, nicht wahr? Als Anerkennung für die von uns geleisteten Dienste in Amerika wurde der Familie Saint Germaine der dritte Rang zuerkannt. Man hat uns – mich – aufgrund unserer Kenntnisse auf dem Gebiet der Nanotechnologie auserwählt. Eine große Ehre.« Er hustete schwer, schmeckte Blut. »Schauen Sie.«
    Rafael wandte den Kopf, hob kraftlos die Hand und teilte sein Haar. Das dritte, tiefrote Symbol, Zeichen seiner Beförderung, war erst vor wenigen Tagen hinzugefügt worden und rahmte die älteren beiden ein.
    Painter atmete scharf ein. Rafael wusste, was er sah. In der Mitte der Tätowierung Stern und Halbmond … beide umfassend der Winkel und der Kompass … und drum herum …

    »Der Schild der Tempelritter«, flüsterte Painter. »Ein weiterer Geheimorden.«
    »Und es gibt noch mehr, sagt man.« Rafael ließ seinen Arm sinken. »Wie ich schon sagte, wir sind die geheimste aller Geheimgesellschaften. Das dritte Symbol bringt meine Familie ihrem Ziel, dem Beitritt zum Reinen Stammbaum, der den höchsten Rang einnimmt, einen Schritt näher. Jedenfalls war das so geplant.« Abermals lachte er unter Schmerzen auf. »Versagen wird schwer bestraft.«
    Nach langem Schweigen sagte Painter: »Aber wozu das alles? Welche Absicht steht dahinter?«
    »Ach, auch ich weiß nicht alles. Den Rest müssen Sie selbst herausfinden. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, denn mehr weiß ich nicht.«
    Er schloss die Augen, wandte das Gesicht ab.
    Nach einer Weile richtete Painter sich auf und stieg den Tunnel hoch.
    Rafael Saint Germaine beugte sich abermals vor, küsste ein letztes Mal seine Liebste und hielt sie umarmt, bis sich ihre Lippen auflösten – und ihn mit sich nahmen.

42
1. Juni, 6:22
Yellowstone Nationalpark
    PAINTER STÜRMTE AUS der Dunkelheit ins Licht.
    Er wusste nicht, was er von Rafaels Äußerungen halten sollte: Handelte es sich um Selbsttäuschungen, Wahnsinn oder die Wahrheit? Er wusste nur, dass sie die unterirdische Bedrohung in den Griff bekommen mussten.
    Während der Unterhaltung mit dem Franzosen hatte Painter in die Höhle geblickt. Dort war nichts mehr übrig geblieben. Es gab keine Toten, keinen Tempel mehr. Gestein wurde zu Sand, Sand zerfiel zu Staub. Der Anblick hatte etwas Obszönes und erschreckte ihn bis ins Mark. Nur ein paar Schritte von ihm entfernt tobte ein entropischer Sturm, verwandelte sich Ordnung in Chaos, verlor der Begriff der Stabilität jede Bedeutung.
    Der Nano-Herd musste zerstört werden.
    In der kurzen Zeit, die er unter der Erde verbracht hatte, war im Fairyland Basin hektische Aktivität ausgebrochen. Helikopter standen auf dem Talboden bereit, um die Einsatzkräfte in Sicherheit zu bringen. Sie hatten eine letzte Chance, das wachsende Krebsgeschwür daran zu hindern, sich bis in die Tiefe des Einsturzkraters vorzufressen. Sie mussten tätig werden, solange der Nano-Herd noch relativ klein und örtlich begrenzt war.
    Painter näherte sich Chin und Kowalski. Offenbar hatten sie ihre Vorbereitungen bereits abgeschlossen.
    In einem der Helikopter, an denen er vorbeikam, saßen Kai und Jordan. Kai schaute heraus und winkte, doch Jordan hatte nur Augen für die junge Frau. Der Professor lehnte sich aus der Kabinentür und nahm von Major Ryan ein in eine Decke eingewickeltes Paket in Empfang. Er legte sich den Hund behutsam auf den Schoß und achtete darauf, nicht an das verletzte Bein zu stoßen. Ryan hatte darauf bestanden, dass der Sanitäter als Erstes Kawtch versorgte, bevor er sich seiner eigenen Verletzungen annahm.
    Als Painter weiterging, hob hinter ihm der Hubschrauber ab, stieg unter lautem Getöse in die Höhe und peitschte den Boden mit dem Luftschwall der Rotoren.
    »Sind Sie so weit?«, fragte Painter, als er Chin und Kowalski erreicht hatte.
    »Fast fertig.« Kowalski saß im Schneidersitz am Boden. Vor ihm lag eine Rolle Zündkabel mit aufgefädelten C4-Brocken. »Das ist in etwa so, als wollte man Popcorn auf eine Lichterschnur fädeln.«
    »Ich werde dran denken, dass ich Weihnachten nicht zufällig bei Ihnen reinschneie.«
    Kowalski zuckte mit den Schultern. »Weihnachten ist okay. Die Leute halten sich eher am Unabhängigkeitstag von mir fern.«
    Painter wunderte das nicht.
    Kowalski und Feuerwerkskörper. Eine gefährliche Kombination.
    Chin stand vor einem drei Meter hohen Sinterkegel, der »Werferplatte« genannt wurde.

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