Feuerflut
ihnen. Kai blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Die Söldner rappelten sich hoch. Der eine humpelte ein paar Schritte weit und zuckte vor Schmerz zusammen. Er hatte sich den Knöchel verstaucht. Der andere sprang auf, blickte sich angsterfüllt um und rannte zum Fluchttunnel.
Der andere Söldner sah ihm nach und überlegte einen Moment. Dann humpelte er seinem Kameraden mit schmerzverzerrtem Gesicht hinterher.
Jordan rief ihnen zu: »Was soll das? Helfen Sie uns!«
Onkel Crowe und der Geologe hielten an, als die Söldner an ihnen vorbeieilten.
Kowalski schwenkte hektisch die Arme. »Laufen Sie! Ich hab den Kerl!«
Als er Rafael vom Boden hochhob, schrie der Franzose auf. Seine Beine standen in einem unnatürlichen Winkel ab. Kowalski hätte ihn vor Schreck beinahe wieder fallen gelassen, denn solche Verletzungen nach einem so geringfügigen Sturz waren doch ungewöhnlich.
Rafael aber klammerte sich an ihm fest. »Merci« , sagte er. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Mit einer Hand hielt er sich die Seite, vermutlich hatte er sich auch Rippen gebrochen. Mit dem anderen Arm zeigte er nach vorn und warf Ashanda einen bedauernden Blick zu. Er wusste ebenso gut wie Kai, dass sie ihn nicht im Stich lassen würde.
»Los, weiter«, sagte er zu Kowalski und Ashanda.
Sie setzten sich in Bewegung.
Onkel Crowe und der Geologe wurden etwas langsamer, damit die anderen nicht abgehängt wurden. Kais Gruppe eilte weiter, doch sie mussten damit rechnen, dass die Verzögerung ihr Schicksal besiegelt hatte.
Keine volle Minute mehr …
»Lauf schon vor!«, sagte Kai zu Jordan.
»Nein, ich bleibe bei dir.«
Sie hatte Angst um sein Leben. »Lauf, sonst kommen wir uns an der Engstelle in die Quere. Warte dahinter auf mich. Ich komme nach, versprochen.«
Jordan wollte etwas erwidern, sah aber die Entschlossenheit in Kais Blick. »Wehe, wenn nicht!«, rief er ihr zu und rannte weiter.
Kai warf einen Blick über die Schulter. Kowalski, der von Rafael behindert wurde, fiel immer weiter zurück: Rafael atmete schwer und schrie alle paar Schritte auf, obwohl er sich sichtlich bemühte, die Zähne zusammenzubeißen.
Ashanda hatte es ebenfalls bemerkt.
Sie wurde langsamer und bremste auch Kai ab.
O nein.
Ashanda nahm Kowalski Rafael ab und bedeutete ihm mit einem Nicken, er solle weiterlaufen. Er zögerte, doch Ashanda scheuchte ihn mit dem freien Arm weg. Sie hetzten weiter, wurden schneller. Kowalski war jetzt vorn, doch Ashanda hielt mit ihm Schritt, obwohl sie Rafael tragen musste.
Onkel Crowe erwartete sie an der Tunnelmündung. Er schwenkte hektisch den Arm. »Noch zwölf Sekunden!«
Kowalski holte noch etwas mehr Tempo aus seinen schweren Beinen hervor und erreichte den Tunnel.
»Los, weiter! Legen Sie eine möglichst große Strecke zurück!«
Onkel Crowe eilte Kai und den anderen entgegen. Um es ihnen leichter zu machen, riss er Rafael an sich und schwenkte ihn herum wie eine Stoffpuppe. Ein Knochen brach mit vernehmbarem Knacken. Der Mann schrie auf, das war alles.
»Noch sieben Sekunden!«
Onkel Crowe schob Rafael durch die Engstelle, als stopfe er einen Abfallbeutel in den Müllschlucker. Dann wandte er sich Kai zu.
»Verschwinde!«, schrie sie ihn an und rüttelte an der Handschelle. »Du bist im Weg! Wir müssen zusammen durch!«
Er verstand, was sie meinte, und zog sich in den Tunnel zurück. Kai hatte den Eindruck, er habe dabei nicht einmal die Felswände berührt.
»Fünf!«, rief er.
Auf einmal wurde Kai an den Schultern gepackt und hochgehoben. Ashanda eilte auf das Nadelöhr zu.
»Vier!«
Kai drehte sich seitlich, und Ashanda schob sie durch die Lücke. Mit Rücken und Wange streifte sie am Fels.
»Drei!«
Sie sank im Tunnel auf die Knie und zerrte sich dabei die Schulter.
Rafael sank neben ihr zu Boden. Er streckte ihr den Arm entgegen.
»Zwei!«
Ashanda schob sich in die Lücke – und verharrte darin.
Rafael blickte zu ihr auf. Er schien zu begreifen. »Tu das nicht, mon chaton noir. «
»Eins!«
Ashanda lächelte milde, als hinter ihr die Hölle losbrach.
6:04
Painter warf sich schützend auf Kai. Die Explosion war so heftig, als gehe die Welt unter. In der Tempelhöhle brach so etwas wie eine Supernova aus. Das gleißende Licht strahlte in den Tunnel und drang wie bei einer Attacke mit Natriumlasern durch die schmalen Lücken, welche die Frau, die in der Spalte steckte, noch gelassen hatte.
Painter stellte sich vor, wie das Nanomaterial explodierte, ein Loch ins
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