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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Und wenn ich mit einem Mann schlafe, der mir auch nur ein bißchen anziehend vorkommt – meinetwegen so anziehend wie Martin –, dann stelle ich mir die Frage: Bedeutet er mir wirklich etwas? Und die Antwort ist: nein. Die Wahrheit ist… daß wir doppelt und eins sind. Ich bin Amadeo, er ist Ariana. Unwiderruflich, bis ins Grab. Verstehst du das, Papa?«
    »Figlia mia«, sagte mein Vater mit großer Wärme. »Du mußt nicht befürchten, daß ich solche Dinge nicht verstehe. Ich möchte nur nicht, daß du unglücklich bist.«
    Er ließ einen langen Seufzer hören. Ich sagte:
    »Ich bin nicht unglücklich, Papa, denke das ja nicht. Es gibt Momente, wo ich sogar richtig glücklich bin.«
    Er zog die linke Augenbraue in die Höhe.
    »Davvero?«
    Ich nickte ihm lächelnd zu.
    »Mir geht es wirklich gut, Papa. Ehrenwort.«
    »Ich bin froh, daß wir darüber gesprochen haben«, sagte mein Vater.
    »Das beruhigt mich, irgendwie.«
    Der Kellner brachte das Essen. Ein Schweigen folgte. Ich blickte auf die Kerze; die kleine Flamme pulsierte vor meinen Augen. Wie ruhig Feuer sein kann, dachte ich. Aber natürlich hatte mich die Kerze längst erkannt.
    Sie neigte sich manchmal im Luftzug, als ob sie gestreichelt werden wollte.
    Der Lammbraten war saftig, das Fleisch rosa und weich, das Gemüse gerade richtig geschmort. Nach einer Weile brach mein Vater die Stille, seine düstere Stimmung mit einem Lächeln verscheuchend.
    »Und was sind deine weiteren Pläne?«
    »Das Institut schickt mich nach Griechenland, nach Santorin. Ich befasse mich dort mit Bimssteinablagerungen. Nicht gerade atemberaubend. Aber zuerst besuche ich Elenis Verwandte. Ihre Mutter stammte aus Langada, einem Dorf bei Thessaloniki.«
    »Eleni? Das hellblonde Mädchen, die mit dir im Internat war? Eine Art musikalisches Wunderkind, nicht wahr?«
    »Es machte sie verrückt, wenn man sie so nannte. Sie spielt klassische Gitarre, hat die Hochschule für Musik besucht und einen Komponisten geheiratet. Beide geben jetzt Konzerte.«
    »War ihre Mutter nicht Schauspielerin?«
    »Eine berühmte sogar. Sophie Avril. Sie hatte den Schauspieler Sacha Marconi geheiratet.«
    »Richtig. Sie waren in verschiedenen Filmen zu sehen. Keine Meisterwerke. Unterhaltung, wie es damals en vogue war. Jetzt sind sie ja beide tot. So, so«, meinte er, »ich wußte nicht, daß Sophie Avril Griechin war.«
    »Sie wollte nicht, daß es bekannt wurde. Es hätte ihrer Karriere geschadet: Sie galt als Französin. Ihr richtiger Name war Sophia Vlachos.
    Eleni hat den Kontakt zur Familie wieder aufgenommen und sie ein paarmal besucht. Am 21. Mai findet in Langada ein Feuerfest statt. Elenis Onkel leitet die Zeremonie. Eleni hat ihm von mir erzählt, und er möchte mich sehen.«
    »Nimm dich zusammen«, sagte mein Vater, mit einem besonderen Unterton. »Tue es lieber nicht, wenn es nicht angebracht ist. Man weiß nie, wie die Leute reagieren.«
    Ich starrte die Kerze an.
    »Stai tranquillo, Papa. Es ist doch nichts dabei.«
    »Fährst du allein?«
    »Nein. Mit Martin. Er will fotografieren.«
    Mein Vater ließ mich nicht aus den Augen.
    »Mach ihm keine Angst«, sagte er.
    Ich lächelte.
    »Womit?«
    Ich streckte die Hand über die Kerze aus. Sie reagierte sofort; sie hatte schon lange gewartet und wurde allmählich ungeduldig. Im Bruchteil eines Atemzuges stieg ein schwefelgelber Feuerball auf, erleuchtete unsere Gesichter und zerplatzte mit einem Knall, bevor die Flamme in sich selbst zusammensank und erlosch. Alle Gäste wandten die Köpfe zu uns hin. Eine Frau kreischte und einige Männer sprangen auf, während der Wirt erschrocken angelaufen kam.
    »Was ist los, Signora? Ist etwas mit der Kerze nicht in Ordnung?«
    Mein Vater lächelte ruhig.
    »Nein, Renato, es ist nichts. Meine Tochter hat mir nur ein Experiment vorgeführt. Sie arbeitet in einem Forschungsinstitut, müssen Sie wissen…«
    »Dio mio!« Der Wirt machte ein entsetztes Gesicht. »Ich dachte schon, da wäre eine Bombe hochgegangen. In der heutigen Zeit, nicht wahr?«
    Ich lachte ihn an, um ihn zu beruhigen.
    »Es war wirklich ganz ungefährlich. Aber ich tue es nicht wieder.«
    »Und bringen Sie uns die Karte«, sagte mein Vater gelassen. »Wir nehmen noch einen Nachtisch.«
    Der Wirt setzte die Teller ineinander, daß es klirrte. Er hatte sich noch immer nicht in der Gewalt. Als er ging, um die Karte zu holen, sagte mein Vater:
    »Ich kenne diesen Trick, du machst ihn immer noch ganz gut. Aber du solltest mit diesen

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