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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Dingen nicht übertreiben.«
    Er sah mich an, mit ernstem Gesicht, während ein Lächeln in seinen dunklen Augen schimmerte. Ich lächelte zurück, mit gespieltem Bedauern.
    »Manchmal kann ich nicht widerstehen.«
    »Mir täte jetzt ein Espresso gut«, seufzte mein Vater.

3. KAPITEL

    I ch war zu Bett gegangen mit dem Gedanken, daß ich schlecht schlafen würde. Doch in diesem Hotel schlief ich überraschend tief und gut. Als ich erwachte, war es noch früh. Unzählige Vögel zwitscherten in den Bäumen, und die ersten Lastwagen donnerten über dem Asphalt. Ein heller Frühlingstag brach an, mit azurblauem Himmel. Von meinem Vater hatte ich mich schon am Abend verabschiedet: Am Montagmorgen hatte er Redaktionssitzung. Mein Flugzeug ging erst um vier. Vor mir lag ein halber Tag, und Montereale Celina war in weniger als drei Stunden zu erreichen. Ich stellte mich unter die Dusche, wickelte mich in das weiße Frotteetuch und verlangte an der Rezeption die Nummer meines Vaters. Es läutete eine ganze Weile, bis er den Hörer abnahm und »Pronto!«
    murmelte.
    »Hier ist der automatische Weckdienst.«
    »Ariana! Um diese Zeit!« knurrte er verschlafen. »Ist was?«
    »Sei mir nicht böse. Hör zu, ich brauche deinen Wagen. Ich möchte nach Montereale Celina fahren.«
    Ich hörte am Knistern der Leitung, daß er sich im Bett herumwälzte.
    »Hast du denn Zeit genug?«
    »Nur wenn ich gleich losfahre. Und einen späteren Flug nehme.«
    »Das Büro der Air Italia macht erst um zehn auf. Mit welcher Maschine fährst du?«
    Ich hielt den Hörer mit der Schulter fest und schüttelte meine Tasche auf dem Bett aus, bis ich mein Ticket fand. Mein Vater notierte die Flugnummer.
    »Gut. Ich erledige das für dich. Der Wagen steht in der Garage. Ich sage dem Hausmeister Bescheid. Übrigens, hast du die Schlüssel? Sonst mußt du Lina fragen.«
    Ich lächelte.
    »Die habe ich immer dabei.«
    »Und fahr meinen Ferrari nicht zu Schrott. Ich habe ihn erst seit drei Monaten.«
    »Ich werde mir Mühe geben. Ciao, Papa. Ich danke dir!«
    »Ciao, Cara. Und… mach dir nicht zu viele Sorgen. Versprochen?«
    Ich schluckte würgend.
    »Versprochen.«
    Ich zog mich schnell an: Jeans, T-Shirt und die Strickjacke über die Schultern geworfen. An der Rezeption wurde mir gesagt, daß mein Vater die Rechnung schon beglichen hatte. Der Frühstücksraum war noch nicht offen, aber gleich an der Straßenecke fand ich eine Espressobar. Ich zahlte an der Kasse, reichte den Bon über die Theke. Ich schüttete zwei Löffel Zucker in den Kaffee, rührte um und biß in einen kleinen Kuchen, süß und mit mandelbitterer Füllung. Dann stellte ich mich mit meiner Tasche an den Straßenrand. Drei Minuten später fuhr ein Taxi vorbei. Ich gab die Adresse meines Vaters an.
    Das Haus war ein gewaltiger Bau mit ockerfarbenem Putz im Stil der dreißiger Jahre. Die fünf Zimmer, die mein Vater bewohnte, hatte Nonna erworben, nachdem sie einen Teil der Maulbeerbaumpflanzungen losgeworden war. Mein Vater liebte große, dämmrige Räume, marmorne Fußböden und hohe Decken mit verschnörkelten Stuckkaturen. Räume, die im Sommer kühl waren, im Winter eiskalt und nach feuchtem Gips rochen.
    Auf mein Klingeln schlurfte der Hausmeister, noch unrasiert, aus seiner Wohnung im Untergeschoß. Er führte mich in die Garage, wo ein halbes Dutzend Wagen standen, und überreichte mir feierlich den Autoschlüssel.
    Ich setzte mich ans Steuer, gab vorsichtig Gas. Der Hausmeister dirigierte mich mit knappen, erfahrenen Gesten zum Ausgang empor. Die Straßen waren noch ruhig, nur Lastwagen stauten sich vor den Ampeln. Der Ferrari roch neu, die Lederpolster federten bequem. Ein aufwendiges Spielzeug, dieser silbergraue Luxusschlitten, ganz nach Vaters Geschmack. Ich fuhr durch Stadtviertel mit dicht gedrängten Hochhäusern mit Sonnenfunkeln in den Fenstern und tiefen schattigen Straßenschluchten. Tankstellen, Werkstätten, grellbunte Reklametafeln. Eine rote Ampel. Dann noch eine.
    Ausfahrt Bergamo, Brescia, Verona. Die letzten Wohnblöcke, grau, häßlich, auf weiten Feldern verstreut. Lumpen, feuchte Kartons und Plastikfetzen an den wehenden Büschen. Die Autobahn zog einen Bogen.
    Ich ließ Milano hinter mir, fuhr durch die weite lombardische Ebene. Große Baumreihen – Silber- oder Weißpappeln – warfen lange Schatten.
    Obstgärten in voller Blüte, Getreidefelder. Zwischen Wiesen und Ackern alte Bauernhäuser mit großen Bogentoren, früher für Heuwagen, heute für

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