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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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mir nicht ihr Geheimnis.
    »Und wie ging es weiter?« fragte ich meinen Vater.
    Er nahm einen Schluck und behielt ihn lange im Mund, bevor seine Antwort kam.
    »Wie du weißt, liegt Montereale Celina bei Aviano. In den letzten Jahren haben sie den Flugplatz vergrößert und die Landepisten ausgebaut.
    Aviano ist jetzt ein Stützpunkt der NATO. Ein britischer Offizier, ein netter Kerl übrigens, verliebte sich in Castello Monte und machte mir ein Angebot. Er will es als Ferienhaus. Er hat drei Kinder, seine Schwester vier. Alle sind zwischen sechs und zwölf – da können sie toben, wie sie wollen, sagt er. Viel will er nicht instandsetzen, nur die Küche ausbauen und zwei Badezimmer einrichten.«
    Ich atmete tief durch.
    »Und die Möbel?«
    »Siehst du, die wollte er auch. Aber wir legen auf unsere Häuser und auf die Möbel sehr viel mehr Wert als auf irgend etwas anderes. Ich sagte ihm, vielleicht sind da noch Sachen, die meine Tochter interessieren. Du könntest mal gelegentlich hinfahren und dir die Möbel ansehen.«
    Ich rieb mir die Stirn, hatte plötzlich Kopfschmerzen.
    »Gut. Ich werde nachsehen. Wann wird umgebaut?«
    »Erst im Oktober. Du hast genügend Zeit.«
    Mein Vater öffnete seine Aktentasche, brachte eine Anzahl Bankpapiere zum Vorschein. Ein Teil des Geldes hatte er schon auf mein Konto überweisen lassen.
    »Sieh es als deinen Erbteil an. Viel ist es ja nicht: Die Bodenpreise sinken. Wir stehen ja alle kurz vor dem Bankrott. Mit dem Rest habe ich Wertpapiere gekauft. Aber Geldanlagen sind heute eine Glückssache.«
    »Du bist ganz geschickt in diesen Dingen.«
    Er nahm einen Schluck Whisky und bemühte sich um einen neutralen Ton.
    »Und Carmilla? Kommt sie zurecht?«
    »Sie gibt sich Mühe. Ich gebe ihr etwas Geld, von Zeit zu Zeit.«
    »Nimmt sie es an?«
    »Sie sagt immer, sie würde es mir zurückgeben.«
    Wir lachten beide, und mein Vater hatte wieder diesen seltsamen Zug um den Mund. Schließlich sagte er: »Carmilla war nie ein praktischer Mensch.«
    Es war ein Zugeständnis. Zögernd fügte er hinzu: »Ich habe mir gedacht, ich könnte ihr ein bißchen Geld geben. Glaubst du, daß sie es brauchen kann?«
    »Sie braucht immer Geld.«
    … um es ihren Liebhabern zuzustecken, fügte ich im Geist hinzu, brachte die Worte jedoch nicht über die Lippen.
    »Weißt du zufällig ihre Kontonummer?«
    »Ich weiß nicht einmal, ob sie ein Konto hat. Es ist besser, du stellst ihr einen Scheck aus.«
    »Gut.«
    Mein Vater steckte die Papiere ein und sah auf die Uhr.
    »Wir gehen in ein Restaurant, ganz in der Nähe.«
    Es war noch früh am Abend; das kleine Kellerlokal war noch nicht überfüllt. Der Wirt führte uns zu einem ruhigen Tisch, unter einem Gewölbe, von dem Knoblauchzöpfe baumelten. Auf dem Tisch stand eine Kerze; der Wirt zog ein Feuerzeug aus der Tasche und zündete sie an, bevor er uns die Karte gab. Er stellte Chips, geröstete Erdnüsse und Mandeln auf den Tisch. Kellner eilten mit elastischen Schritten hin und her, hantierten mit Flaschen, Gläsern und Korkenziehern. Ich ließ meinen Vater das Menü zusammenstellen; ich wußte, daß es ihm Freude machte: als Vorspeise Risotto mit Muscheln, dann Lammbraten mit geschmorten Gemüsen. Dazu einen leichten Rotwein, den wir als Aperitif trinken konnten.
    »Wein ist immer heikel mit Risotto. Und Lammfleisch verträgt keinen schweren Rotwein.«
    Wir tranken den Wein, der leicht und kühl war. Mein Vater sagte:
    »Und wie geht es dir im Institut?«
    »Gut. Wir forschen im Rahmen eines UNESCO-Programms über die klimatischen Auswirkungen von Vulkanausbrüchen.«
    »Das hört sich interessant an«, sagte mein Vater.
    »Ist es auch. Wir werten Beobachtungen aus, die an Bord der Satelliten gesammelt wurden. Das vulkanische Material wird in den hohen Luftschichten weit um den Erdball getragen und filtert die Sonnenstrahlen; die Temperaturen sinken. Dazu kommt das Ozonloch. Man nimmt an, daß die Schwefelverbindungen, die 1991 beim Ausbruch des Pinatubo in die Atmosphäre gelangten, den Strahlenschutzmantel der Erde noch mehr beschädigt haben.«
    Mein Vater schob seine Brille hoch, rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. Wenn er nicht redet, wirkt er müde, dachte ich.
    »Ja, davon habe ich schon gehört. Oberflächliches Umweltdenken nützt nichts, wir brauchen eine neue Sicht der Dinge. Aber wir leiden unter metaphysischen Ängsten.«
    Er lachte, und ich lachte auch. Ich hatte meinem Vater für vieles zu danken, nicht zuletzt dafür,

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