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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Traktoren und Dreschmaschinen. Ich suchte einen Sender im Radio, hörte mir die Nachrichten an, den Wetterbericht, die Werbung. Aus einer Hügelkette stieg blauer Qualm, Dörfer mit ziegelroten Dächern leuchteten in der Morgensonne. Ein Wasserlauf, schmal und gerade, ein grüner Strich unter Erlen. In der Ferne die Berge, zartblau und rosa, wie Vorhänge. Vor Vicenza trank ich im Cafe Motta einen zweiten Espresso. Ich saß am Fenster, behielt den Ferrari im Auge. Autobahndiebe, man hatte mich gewarnt. Ich blieb kaum zwei Minuten in der Toilette. Dann fuhr ich weiter. Eine feine Dunstschicht trübte den blauen Himmel. Der Tag würde heiß werden.
    Bei Pordenone verließ ich die Autobahn. Die Berge rückten näher. Die Dörfer waren zu schnell gewachsen, auf den Baikonen häßlicher Wohnklötze flatterte Wäsche. Ich fuhr über eine Brücke. Der Asphaltbelag war neu, aber die Brückenbogen waren aus Granit, und das Wasser sprudelte im Grün der Wildbäche. Hinter mir hupte hektisch ein Auto. Ich ließ es vorbei. Jetzt hatte ich die Straße wieder für mich. Schon kamen die ersten Steinhäuser in Sicht. Weinstöcke, von niedrigen Mauern umgeben, warfen ihre Ranken. Der Saft war in die Knospen gestiegen, die braunen Schuppenblätter geplatzt. Die neuen Triebe waren schon kräftig. Im Herbst würden die Schößlinge zuckersüße, schwarzblaue Trauben tragen.
    Dann schwang sich die Straße höher. Der Ferrari meisterte die Steigung mit gleichmäßig surrendem Motor. Ich fuhr gewandt und sicher, nahm keine Kurve zu scharf. Schwalben zuckten über die Bergwiesen, Schwärme kleiner Vögel schwirrten empor. Die Bergkette war mit Grün gesprenkelt, in einem tieferen Einschnitt leuchtete ein Schneegipfel. Ich sah hinunter ins jenseitige Tal, auf Weinberge, Felder und Häuser. Tief unten schäumte der Wildbach. Zwischen Kastanienwäldern und Maulbeerhainen reckten sich die »Campanile«, die alten, massiven Kirchtürme, in den malvenfarbenen Himmel. Orte, Häuser und eine bestimmte Farbe des Himmels mußten es sein, daß ich mich heimisch fühlte. Die Fäden, die mich mit meiner Kindheit verknüpften, waren irgendwann gerissen. Jetzt band ich sie wieder fest.
    Und wie von meinen Erinnerungen herbeigerufen, zeigte sich der Kirchturm auf dem Höhenrücken, noch bevor Montereale Celina in Sicht kam. Im Schatten der Korkeichen und Roßkastanien waren die Steinhäuser massiv gemauert, wie mit dem Felsen verwachsen. Die Dächer, mit Schieferplatten bedeckt, funkelten. Das Dorfzentrum war kaum wiederzuerkennen. Die alte »Fruttavendola« hatte einem Supermarkt weichen müssen. Der Metzger und der Bäcker hatten umgebaut, die alte Eisenwarenhandlung existierte nicht mehr. Post und Tankstelle waren neu, es gab Trattorien und Cafes. Tische und Stühle standen im Halbrund.
    Mittagsgedränge unter Sonnenschirmen, bunt und fröhlich. Ich wunderte mich, wie zielsicher ich mich zurechtfand. Die Häuser alteingesessener Familien waren noch da, verkommen allerdings, mit ihren Steintreppen und Baikonen, die man hier »Loggien« nannte. Dafür hatte die Kirche einen neuen Putz bekommen. Zwischen den Marmorsäulen war die Statue des Heiligen Antonius frisch vergoldet und restauriert worden. Früher hatten ihm eine Hand und ein halbes Bein gefehlt. In manchen Gassen war Fahrverbot, auch das war neu. Gut, ich machte einen Umweg, fuhr über den Platz, wo das Gemeindehaus stand und ein scheußlicher Betonkasten die alte Dorfschule ersetzte. Jetzt noch eine Kurve, und dann die Straße entlang.
    Ich hielt vor einem Tor, das in eine Mauer eingelassen war. Das Geräusch der sich schließenden Wagentür brach die Mittagsstille. Die Zweige eines Feigenbaumes überragten die Mauer und schleiften bis auf die Straße. Rechts neben dem Tor war eine Nische, in der eine kleine Madonna aus Gips gestanden hatte. Solche Nischen waren früher an alten Hausmauern angebracht. Die Madonna war weg, aber in der Vertiefung lagen ein paar welke Blumen.
    Wasser plätscherte. In einer Steinrinne floß ein Bach unter freiem Himmel; weiter unten, im Dorfzentrum, hatte man ihn mit Steinplatten bedeckt. Algen wehten wie giftgrüne Haare im Wasser. Früher gab es hier Krebse, die ich mit bloßen Händen fing. Ich suchte in meiner Tasche, bis ich den Schlüssel fand, und ging zum Tor. Das Schlüsselloch war verbogen, ich spürte Widerstand. Es dauerte eine Weile, bis das Schloß zurücksprang. Die rostigen Angeln kreischten, die Torflügel schleiften über den Boden, als ich sie

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