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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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heiser seinen Namen. Gemeinsam kamen wir zur Erfüllung, Mund an Mund, stöhnend und mit offenen Augen.
    In dieser Nacht, als wir uns voneinander lösten, drehte ich ihm den Rücken zu, barg mein Gesicht in das Kissen. Ich atmete gepreßt, ein inneres Zittern schüttelte mich. Das Gefühl, daß ich ihn lieben konnte, daß ich ihn liebte, war so schwindelerregend stark, daß ich fast in Ohnmacht fiel. Mein Unterleib schmerzte. Ein leichtes, kaum spürbares Ziehen; doch es war da, eindeutig. Es erinnerte mich an dich, an die Art, wie du mich liebtest: eine totale Hingabe. Schweiß brach mir aus allen Poren, die Erinnerung machte mich fast toll. Ich hatte einen verzweifelten Drang zu reden. Zu reden? Nein. Zu schreien. Eine ganz bestimmte Sache hinauszuschreien. Er lag ganz still; ich hörte ihn nicht einmal atmen.
    Plötzlich spürte ich seine Hand, die über meine Schultern strich, den Rücken entlang.
    »Querida…«
    Er flüsterte das spanische Wort für »Geliebte« an mein Ohr. Ich zuckte zusammen. Der Schmerz, den er bei mir auslöste, raubte mir fast den Atem.
    Gelassen fuhr er fort, mich zu streicheln, mit weichen Fingerkuppen, die zart und behutsam meine Haut liebkosten. Nach einer Weile rollte ich mich herum, sah ihn an. Im blauen Nachtlicht war sein Gesicht nur ein schwarzer Fleck. Er strich zärtlich über mein Haar, schob es hinter die Ohren.
    »Du sollst nicht traurig sein. Nicht meinetwegen.«
    Leise sagte ich:
    »Nein. Es ist etwas anderes.«
    Er wartete ruhig. Ich drückte meine Stirn in die Beuge seines Armes, atmete den Geruch seiner Haut ein. Als ich noch immer nichts sagte, küßte er mich auf die Stirn.
    »Du mußt nicht darüber reden.«
    Ich rieb mein Gesicht an seine glatte Schulter.
    »Nein. Irgendwann muß ich mit dir darüber sprechen.«
    »Über den Mann, den du liebst?«
    »Zuerst über uns, Manuel. Du sollst wissen, wie wichtig du für mich bist. Dir verdanke ich die Erfahrung, daß auch ein anderer mir etwas bedeuten kann. Ich habe es vorher nicht gewußt. Es tut mir leid, wenn es sich etwas konfus anhört. Ich bin im Augenblick etwas konfus.«
    Ich sah das flüchtige Aufblitzen seiner Zähne.
    »Mir scheint, du bist sehr klar im Kopf.«
    »Ich sitze in einer elenden Patsche.«
    »Weil wir uns zueinander hingezogen fühlen?«
    Ich streichelte sein Gesicht.
    »Ich glaube, ich könnte dich lieben. Ich glaube, ich liebe dich.«
    »Dann liebst du zwei Männer«, erwiderte er gleichmütig. Ich legte ihm rasch die Hand auf den Mund.
    »Sei still.«
    Er küßte meine Fingerspitzen.
    »Fürchtest du dich davor?«
    Ich dachte über seine Frage nach.
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich war überhaupt nicht darauf gefaßt, verstehst du?«
    »Solche Dinge kommen unerwartet. Wie heißt er, der Mann, den du liebst?«
    Kaum hörbar nannte ich deinen Namen. Ich spürte ein Frösteln in mir, wie eine schwingende Saite, die einen tiefen Ton auslöst und ein langes Echo hinterläßt. Es war, als ob ich etwas sehr Kostbares preisgegeben hätte.
    Ein Geheimnis. Doch in Manuel veränderte sich nichts, weder sein Atem noch seine Stimme. Und auch seine Hand fuhr fort, mich ruhig zu streicheln.
    »Wie lange kennst du ihn denn?«
    »Schon vierzehn Jahre.«
    »Das ist eine lange Zeit.«
    »Ja. Aber wir leben nicht zusammen. Wir sehen uns ein paarmal im Jahr, das ist alles.«
    Meine Halsader klopfte. Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen.
    Manuel betrachtete mich, auf seinen Ellbogen gestützt.
    »Warum? Weil er verheiratet ist?«
    »Er führt ein merkwürdiges Leben. Mit dieser oder jener Frau, aber in Wirklichkeit liebt er nur mich. Er hat kein Mitleid mit sich selbst. Er hat nur Mitleid mit mir, aber er weiß, daß ich stark bin und mich niemals umbringen werde. Er – er hat es versucht.«
    »Sich das Leben zu nehmen?«
    »Ja. Ganz am Anfang. Als er dachte, daß wir uns nie wiedersehen würden. Du mußt nicht glauben, daß es bei uns einfach eine Neigung ist, ein Trieb, den wir beherrschen können. Nein, das ist es nicht. Wir sind füreinander… alles. Aber die Situation ist völlig ausweglos. Das Schlimmste ist, wenn man ruhig und klar sieht. Wenn man erkennt, daß da einfach nichts zu machen ist…«
    »Woher weißt du das so genau?«
    Ich schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein, es ist nichts zu machen, wenn eine Frau und ein Mann sich zu sehr lieben, um ohne einander weiterleben zu können, wenn sie aber auch nicht so beschaffen sind, daß sie das gleiche Leben führen können, und wenn dies niemandes

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