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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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stand, dieser uralte indianische Schatten. Indem ich Cecilias Gesicht modellierte, hatte ich ihre Seele zurückgebracht. Jahrelang war sie hin- und hergerissen gewesen, weltenweit von sich selbst entfernt. Nun trieb es sie zurück, zu den Klängen und Farben ihrer Kindheit; sie kannte ihr Volk und sein Elend, die Hitze und den Hunger, die Alpträume der Vergangenheit, die schwere Last des Pflugs und die Schrecken der Trockenheit. Sie hatte genug von Schönheitsinstituten, Teestunden in klimatisierten Salons und Cocktailpartys im Sonnenuntergang. Ihre Kinder waren bald erwachsen.
    Sie wollte keine Rolle mehr spielen noch eine Maske tragen. Sie wollte den Indios beibringen, Latrinen zu bauen, den Müll der Küchen zu verbrennen, sich gegen Spekulanten zu wehren.
    ›Ich mußte mit deinem Vater sprechen‹, sagte Cecilia. ›Allzu lange hatte ich ihn im Glauben gelassen, ich sei glücklich mit ihm. Diese Heuchelei war abscheulich. Ich schuldete ihm die Wahrheit. ‹
    Ich fragte sie:
    ›Hatte er Verständnis dafür?‹
    Sie lächelte und erwiderte:
    ›Zuerst nicht. Aber später.‹«
    Manuel schwieg; aus der Bar drang ziemlich laut Musik. Ein Kellner bediente die letzten Gäste. Ich schüttelte den Kopf. Nein, keinen Wein mehr. Manuel lehnte sich zurück, die Hände im Nacken verschränkt. Nach ein paar Atemzügen sagte er:
    »Sieh dir mal die vielen Sterne an! Wie in Mexiko!«
    »Hast du manchmal Heimweh?« fragte ich.
    »Manchmal. An manchen Tagen. Aber nicht oft.«
    Ich strich die Serviette aus Papier glatt.
    »Erzähl mir, wie es weiterging.«
    Sein Blick kehrte zu mir zurück.
    »Meine Mutter war nicht mehr da. Ich mußte mich damit abfinden. Ich wohnte ganz alleine in unserem Penthouse. Die Dienstboten waren entlassen worden. Den Haushalt besorgte eine Putzfrau. Mein Vater war ständig auf Reisen. Ich machte Abitur und ging nach New York. Nach zwei Semestern hatte ich von den Gringos – so nennen wir die Nordamerikaner
    – die Nase voll. Ich hatte Kurse an der Alliance Francaise belegt. Als ich in Paris ankam, immatrikulierte ich mich an der Ecole Nationale Superieure des Beaux-Arts. Ich wohnte in der Cite Universitaire und vertrödelte meine Zeit mit allem möglichen. Das Pariser Studentenleben hat – wie du weißt –
    viel zu bieten.«
    Er nannte ein paar Lokale; mit einigen Jahren Abstand hatte ich die gleichen besucht. Wir lachten beide.
    »Und natürlich hast du dich verliebt.«
    Er neigte sich über den Tisch, mit Schalk in den Augen.
    »Oh ja! Furchtbar oft und sehr heftig.«
    »Aber scheinbar ist nichts daraus geworden.«
    Er lachte nicht mehr.
    »Das ging so eine Zeitlang. Ich benahm mich wie ein Idiot und war auch nicht sehr wählerisch. Aber wenn man nicht vollkommen borniert ist, hat man eines Tages genug.«
    »Das stimmt.«
    »Ich war nicht borniert und wollte meinen Frieden haben. Überraschend bot sich mir die Gelegenheit, ein Keramik-Atelier an der rue de Bretagne zu mieten. Nach einigen Jahren Unterbrechung begann ich wieder zu töpfern und zu modellieren. Daneben besuchte ich Museen und Ausstellungen, sah mir die verschiedenen Richtungen der modernen Keramik an. Schließlich kündigte ich mein Zimmer in der Cite Universitaire und wohnte nur noch im Atelier. Ich stellte fest, daß meine Bedürfnisse bescheiden waren: eine Neigung, die ich mit Cecilia teile. Schließlich ließ ich mich immer weniger in den Schulateliers am Quai Malaquais blicken, verbrachte dafür viele Stunden in der Werkstatt. Das weite Feld der Keramik zog mich in seinen Bann. Ich machte mich mit den Grundtechniken vertraut: Rohstoffchemie, Glasuren und Farben, Drehen auf der Töpferscheibe, Brennvorgängen. Eine Zeitlang war ich sehr unruhig und nervös. Ich hatte dauernd meinen Vater vor Augen und fühlte mich als Versager. Bis ich zur Überzeugung kam, daß ich ein mangelhafter Architekt, dafür aber ein durchaus akzeptabler Keramiker sein könnte. Millionär würde ich mit Sicherheit nie werden, aber wenn ich eine besondere Stilrichtung schuf, Aufträge bekam und Schüler unterrichtete, würde ich nicht schlecht davon leben können. Meine Mutter hatte, bevor sie nach Suchiapa ging, einen Teil ihres persönlichen Vermögens auf mein Konto überwiesen. Das konnte ich als Startkapital benutzen. Aber ein Kunstwerk – gleich welcher Art – kann nur aus Freude geschaffen werden, nicht aus Ehrgeiz. Ein Künstler muß gleichsam in seiner Heimat verwurzelt und vom Universalgeist erfüllt sein. Ich beschloß, eine Zeitlang zu

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