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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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mitzuschwingen schien. Ihre mandelförmigen Augen glänzten, als sei sie ein wenig berauscht. Ja, Anghelina hatte auch diesen Blick. Wir umarmten uns.
    »Nun sag bloß, du hast gekocht«, sagte Eleni.
    »Nichts weiter als Jakobsmuscheln. Vom Traiteur. Jetzt weiß ich, woher du deinen Ordnungsfimmel hast. Bei Anghelina werden sogar die Gläser der Größe nach aufgereiht. Nichts liegt herum. Selbst dann nicht, wenn zwanzig Besucher zum Essen kommen.«
    Eleni lachte, daß es durch die Wohnung schallte.
    »Das Haus ist das Schaufenster der Frau, das sagte mir schon meine Mutter, als ich Kind war.«
    Sie öffnete behutsam das Kuchenpaket: Eine Torte kam zum Vorschein, mit Kirschen, purpurrot, fast tief violett, voll schwerer Süße.
    »Toll!«
    »Die Kirschen waren schon überreif«, sagte Eleni.
    Wir gingen in die Küche. Eleni half in ihrer flinken, geschickten Art, den Tisch zu decken. Sie trug ein weißes Schürzenkleid, darunter ein beiges T-Shirt und Sandalen. Sie lächelte, zeigte ihre schönen, regelmäßigen Zähne.
    »Du siehst verändert aus.«
    Ich stellte die Brötchen auf den Tisch.
    »Findest du?«
    »Finde ich.«
    »Wie, anders?«
    Ihr Lächeln erlosch.
    »Als ob du ruhiger geworden wärest. Und gleichzeitig entsetzlich nervös. Klingt das zu widersprüchlich?«
    »Ich bin ein einziger Widerspruch.«
    Eleni kostete die Jakobsmuschel.
    »Oh, die ist gut. Bei welchem Traiteur warst du?«
    »Bei Nicolas, der hat eine gute Auswahl.«
    Ich reichte ihr die Salatschüssel. Sie bediente sich.
    »Jetzt sag mal, hast du es geschafft oder nicht?«
    Ich wußte sofort, worauf sie anspielte.
    »Vor den Fernsehkameras noch dazu. Ich konnte einfach nicht widerstehen.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Sie legte die Gabel neben den Teller. Es war, als ob ihr Gesicht plötzlich zusammenfiel. Ich sah Linien um ihre Lippen, die ich bisher noch nie bemerkt hatte.
    »Hör zu, Ariana. Jedesmal, wenn ich da war, wollte ich mitmachen und konnte nicht. Jedesmal habe ich auf ein Wunder gehofft. Vergeblich. Onkel Stavros hat gesagt, ich sollte mir darüber keine Gedanken machen. Eines Tages, meint er, kehrt die Macht zurück. Aber Onkel Stavros ist… wie er ist. Du kennst ihn ja. Wenn er ›eines Tages‹ sagt, meint er womöglich in hundert Jahren. Die Anastenariden haben eine andere Zeitauffassung. Sie bilden eine Kette, von einer Generation zur nächsten. Mich haben sie wieder darin eingelötet, irgendwie. Aber ich bin nicht Gold, sondern nur Kupfer.«
    In ihren Augen war ein Schatten, den ich verstand. Wenn sie so sprach, kam ein anderes Wesen aus ihr zum Vorschein. Ein Wesen, dessen Gesicht sich nur langsam und mit großer Mühe in ihr formte. Ihre Mutter war ein Mensch mit starken Träumen gewesen, aber sie hatte sich der Familie entfremdet. Eleni hatte das Bedürfnis, den uralten Faden wieder fester in die Hand zu nehmen. Doch das väterliche Erbe überwog; Denken und Fühlen waren für sie zweierlei. Das machte ihre Stärke aus und zugleich ihre Schwäche.
    »Erzähl mir, wie es war«, bat sie.
    Ich lächelte schwach.
    »Unvergleichlich!«
    Sie seufzte.
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.«
    Ich erzählte ihr, was Stavros gesagt hatte.
    »Er stört sich an meinem Hang zur Theorie. Ich glaube, er sieht darin eine Gefahr.«
    Eleni war wieder ganz sachlich.
    »Onkel Stavros sagt solche Dinge nie leichthin. Warum ißt du nichts?«
    »Ich kann nicht. Mein ganzer Magen ist verkrampft.«
    »Du hast doch sonst immer Appetit.«
    »In letzter Zeit nicht.«
    Ein flüchtiges Lächeln glitt über ihr Gesicht. »Das sieht man, du bist dünner geworden. Wo ist eigentlich Martin?«
    »Keine Ahnung. Habe gestern seine Sachen auf die Post gebracht.«
    »Dann ist es also aus zwischen euch?«
    »Es mußte so kommen.«
    Sie träufelte ein wenig Olivenöl über den Käse.
    »Macht dir die Trennung zu schaffen?«
    »Im Gegenteil: Ich bin froh, daß ich ihn los bin.«
    Eleni blieb stumm. Ich sagte:
    »Frag nur weiter.«
    »Du scheinst Hilfe nötig zu haben«, sagte sie, mit einem spöttischen Unterton in der Stimme. »Also, du hast einen Mann getroffen.«
    »Ja.«
    »Und nicht irgendeinen, scheint mir.«
    »Nein, nicht irgendeinen.«
    »Einen Griechen?«
    »Nein, einen Mexikaner. Der obendrein in Paris lebt. Er heißt Manuel Vargas Huitemea. Der zweite Name ist der seiner Mutter. Für die Mexikaner ist er wichtiger als der erste. Aber in Europa läßt er ihn weg.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »In Istanbul. Er kommt im September wieder.«
    Ich

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