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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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mir? Ich gehe voraus und halte den Faden. Mehr kann ich nicht tun.
    Die Schatten in den Straßen waren finster; die Gesichter beider Männer sah ich nur in Umrissen.
    Amadeo legte mir die Hand in den Nacken; ich rieb meinen Hinterkopf an seinem Nacken hin und her. Ich begehrte ihn so, daß ich kaum noch stehen konnte. Er merkte es im gleichen Atemzug. Seine Finger gruben sich in mein Haar.
    »Wovon spricht der eigentlich?« knurrte er.
    »Vom Labyrinth«, flüsterte ich.
    Amadeos Finger spreizten sich, tasteten über meine Kopfhaut. Die Hitze stieg mir in die Wangen, in den Hals.
    »Ach ja, das Labyrinth«, sagte er dumpf. »Ein Thema für das nächste Programm. Ich möchte einen Musiker finden, der das vertont. Es müßte ein Musiker sein, der um die Dissonanzen weiß, der den Rhythmus des Herzens einfängt, das Pulsieren des Blutes und die Urmacht des Geschlechts.«
    »Wie willst du das auf eine einfache Formel bringen?« fragte Manuel.
    »Man kann den Himmel öffnen«, sagte Amadeo, »wenn man weder erschrocken noch beschämt ist.«
    Auf dem Vorplatz der Kathedrale staute sich die Menschenmenge. Die Luft war erfüllt vom Raunen unzähliger Stimmen, von Lärm und Musik.
    Das schwere Portal stand offen, Weihrauchschwaden quollen hervor wie hellblauer Nebel.
    »Gehen wir hinein«, sagte ich.
    Von der Menge geschoben, drängten wir uns durch das Portal, über die hohe Schwelle hinwegsteigend. Stickige Luft schlug uns entgegen. Der Boden der Kirche war feucht und glitschig von Wachsflecken, Sand, zertretenen Blumen und Blättern. In den Gängen drängten sich die Romanos, fast alle mit einer brennenden Kerze in der Hand. Sie knieten auf den Bänken oder beteten vor dem bemalten Reliquienkasten mit den Gebeinen der Heiligen, der an dicken Seilen an der Kirchendecke hing. Sie hoben sich auf die Zehenspitzen, mit ausgestreckten Armen, um den segenbringenden Reliquienkasten mit ihren Kerzen zu streifen. Die ganze Kirche war erfüllt vom Murmeln der Gebete.
    »Jetzt steigen wir in das Labyrinth«, sagte Manuel, halb im Spaß, halb im Ernst.
    »Nimm den Faden in die Hand«, erwiderte ich im gleichen Ton.
    Amadeo lachte kurz und spöttisch auf.
    »Halt ihn fest, dann wird dir nichts geschehen. Verirrst du dich aber in den Schatzkammern, töten dich die Romanos.«
    Wir konnten nicht mehr zurück; der Strom der Pilger riß uns mit sich, die Steinstufen abwärts. Rund um uns dehnte sich das alte Gewölbe, von Pfeilern getragen. Aus dem feuchten Boden stieg muffiger Geruch auf. Das Gedränge war beängstigend. Die Gesichter der Männer und Frauen waren naß vor Schweiß, sie schoben und stießen sich vorwärts, die Augen verzückt glänzend im tausendfachen Licht der Kerzen. Die Luft wurde wärmer. Die Krypta öffnete sich wie ein Brunnenschacht, von flackerndem Kerzenschein vergoldet. Langsam, aber beständig trug uns die Menge dem Steinaltar entgegen. Und obwohl sich Hunderte in der Krypta drängten, war jeder für sich allein in seiner Andacht, in sich selbst vertieft, hingegeben an die Gegenwart der Gottheit in seinem Inneren. Die Kerzen knisterten und tanzten im Luftzug: ein Kranz neugierig leuchtender Wesen, die sich mir entgegenneigten, mit mir spielen wollten. Ich lächelte die Flammen an: nicht jetzt, später vielleicht. Es würde zu sehr auffallen, die Menschen in ihrer Andacht stören.
    Es war erstickend heiß; Schweiß brach uns aus allen Poren. Amadeo stand hinter mir, hielt mich mit beiden Armen umfaßt. Im Gedränge spürte ich sein hartes, heftiges Begehren an meinem Gesäß. Mit jedem Herzschlag drückte er sich fester an mich. Hitze durchflutete meinen Körper. Die Feuchte des Verlangens sammelte sich in meinem Mund an, mein Unterleib wurde weit und schwer, wie nach unten gezogen. Ich atmete schneller, mein Becken zuckte ein paarmal ruckartig und unkontrolliert. Ich warf einen Blick auf Manuel. Und als er mir das Gesicht zuwandte, wußte ich gleichzeitig zwei Dinge: daß ihm nichts davon entging, was Amadeo mit mir machte, und daß er mich mit gleicher Heftigkeit begehrte.
    Er rückte näher an mich heran, schmiegte sein Gesicht in mein Haar.
    Seine Lippen fanden mein Ohr, dann meine Wange, dann meinen Mund.
    Seine Zunge glitt über meine Lippen, brachte sie dazu, sich für ihn zu öffnen, tauchte dann tief in meinen Mund. Mein ganzer Körper vibrierte vor Hitze. Amadeo stand hinter mir, meinen Blicken entzogen, ich spürte nur den Druck seiner Hüften, so daß ich nie wissen würde, welche Gefühle der Kuß,

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