Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
Vom Netzwerk:
knöpfte seine Jeans zu, ebenso langsam wie aufreizend, als würde er sie öffnen, zog die Gürtelschnalle straff an. Sein dunkles Gesicht glänzte vor Schweiß; es war von außerordentlicher Schönheit.
    »Gehen wir zum Fest«, sagte er.

35. KAPITEL

    D ie kurze Strecke legten wir in Amadeos Landrover zurück. Ich saß neben ihm, während Manuel und Lola auf dem Hintersitz Platz genommen hatten. Eine Weile fuhren wir den »Roubine« entlang. Der Himmel war saphirblau, vom Rand her rot gefärbt; lange purpurne Flammen wechselten langsam Form und Farbe. Die Sonne glich einem brennenden Busch, in dessen Kern ein unentwegtes Flattern pulsierte. Plötzlich erschien auf der anderen Seite des Kanals ein langer Fries schwarzer Stiere. Gemächlich schritten sie durch die Gräser, schwarzen, wandernden Felsblöcken ähnlich.
    Wie Fische aus Perlmutt tauchten die geschwungenen Hörner daraus hervor. Im Glanz des Abendrots schritten sie am Wasser entlang, von ihrem Spiegelbild begleitet. Es war ein Augenblick der Ruhe, des Innehaltens, bevor die Nacht ihre schwarzen Flügel über die Sümpfe senkte. Durch das offene Fenster wehte der Wind mit dem Geruch der heimkehrenden Herde.
    Mückenschwärme tanzten im Licht. Eine Fledermaus schwirrte in wirren Kreisen über das Schilf. Ich atmete bedrückt: Auch das waren Bilder von früher, aus der fernen Jugend, dem Abgrund der Jahre aufgetaucht; verschwommene Spiegelbilder nur, wie die Schatten der Stiere im Wasser.
    Amadeo fuhr viel zu schnell; stumpfsinnig überließ ich mich den rumpelnden Stößen. Im Dämmerlicht betrachtete ich sein hartes Profil, seine zusammengepreßten Lippen. Er mußte spüren, daß ich ihn beobachtete, wandte schnell den Kopf, das Gelände außer acht lassend.
    Unsere Blicke trafen sich; in seinem standen Wut und Qual. Unsere Verknüpfung war ein Brandmal in unserem Herzen, war Teil unserer Gedanken und Taten. Ohne die Liebe füreinander war unser Leben tot, leer, ohne Sinn. Und jetzt war Manuel da. Manuel mit seiner Heiterkeit, seiner sanften Art; und gleichzeitig der einzige Mensch, der uns verstand. Aber für Amadeo war das zuviel auf einmal. Ein Gleichgewicht war gestört; das machte ihn rasend. Lola spürte dieses undefinierbare Fluidum, diese Art von Trübung der Atmosphäre, durch die ein Außenstehender errät, daß ein heimlicher Mißklang Menschen auf die Probe stellt. Sie sprach lebhaft mit Manuel, erzählte ihm von dem Fest, als ob sie ihn auf andere Gedanken bringen wollte. Ihre Stimmen tönten abgehackt durch den Lärm des fahrenden Wagens.
    »Wir feiern zwei Feste im Jahr: die kleine und die große Wallfahrt. Die große Wallfahrt ist am 24. Mai. Da wird die Schwarze Sara auf eine Tragbahre gehoben, die wir auf unseren Schultern ins Meer tragen. Du solltest dieses Fest mal erleben, Hijo.«.
    »Im Mai haben wir uns kennengelernt«, erwiderte Manuel.
    »Vielleicht kommst du im nächsten Jahr wieder?«
    »Quién sábe?« meinte Manuel.
    »Man kann sich solche Dinge auch wünschen«, fuhr Lola fort.
    »Wassilio sagt, man muß nur die richtigen Lieder kennen.«
    »Man kann sich nicht vorstellen, wie das wirkt, solange man es nie gemacht hat.«
    Manuels Stimme klang belustigt. Lolas helles Lachen übertönte das Dröhnen des Motors.
    »Ach, ich sehe schon, du machst das auch.«
    »Ich bin noch jung, Senora.«
    »Das macht nichts, Hijo. Du verstehst viele Dinge.«
    Ohne die Augen von der Straße zu wenden, sagte Amadeo:
    »Heute nacht schläfst du mit mir, Herzblume.«
    Er führte das Lenkrad mit einer Hand, mit der anderen packte er meine.
    Ich preßte und rieb sie zwischen meinen Schenkeln, bohrte meine Nägel in seinen Handrücken. Ich hörte, wie er mit den Zähnen knirschte.
    Hinter der schwarzen Linie des Dammes zog sich die Sonne zu einer purpurnen Kugel zusammen, ließ sich flimmernd in goldene Meerestiefen gleiten. Schon kam die Ortschaft in Sicht. Die kleine Kathedrale, von Scheinwerfern angestrahlt, zeichnete sich wie ein Bühnenbild am schwarzen Himmel ab, und die hohen Steinbögen warfen tiefe, geheimnisvolle Schatten. Die Straßen waren schwarz vor Menschen.
    Amadeos Landrover bahnte sich mühsam einen Weg durch die Menge; doch bald wurde es unmöglich, weiterzufahren. Amadeo fuhr in einen Seitenweg; gerade wurde ein Platz zwischen zwei Lieferwagen frei.
    Amadeo schob seinen Landrover in die Lücke. Wir stiegen aus und gingen zu Fuß durch das lärmende Gedränge. Straßenmusikanten spielten alle möglichen Instrumente, von der Gitarre

Weitere Kostenlose Bücher