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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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vor Angst der Magen umdrehte.
    »Wirklich allererste Klasse«, sagte Ab gedehnt.
    Elyssas Arm saß fest wie in einem Schraubstock. »Lassen Sie mich los!«
    »Nicht so hastig, Mädchen. Nur weil der alte Bill hier zu besoffen ist, um eine Lady zu unterhalten, bedeutet das noch lange nicht, daß du enttäuscht wieder abziehen mußt.«
    »Lassen Sie mich los!« stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen nochmals hervor.
    »Noch kein Fräulein hat sich jemals darüber beschwert, daß sich Ab Culpepper einer Lage nicht gewachsen zeigt«, knurrte Ab.
    Elyssa warf Bill einen hilfesuchenden Blick zu, weil sie wußte, daß sie niemals allein mit Ab Culpepper fertigwerden würde.
    Doch Bills Hände waren nirgendwo in der Nähe des sechsschüssigen Revolvers, den er an der Hüfte trug.
    Eisige Kälte kroch in Elyssas Seele, als ihr klar wurde, daß ihr alter Freund ihr jetzt ebensowenig helfen könnte, wie er ihr in den vergangenen zwei Monaten geholfen hatte.
    Dann erkannte sie, daß Bill an ihr vorbeischaute, als wäre sie Luft. Der ohnmächtige Zorn auf seinem Gesicht sagte ihr mehr, als es Worte vermocht hätten.
    Sie drehte sich um, um seinem Blick zu folgen.
    Culpeppers materialisierten sich aus dem fahlgrauen Licht der Morgendämmerung, noch während sie hinschaute. Zuerst einer. Dann noch einer. Dann Gaylord. Sie waren nicht mehr als zehn Schritte von Bill entfernt. Allesamt hochgewachsene, sehnige Gestalten mit blaßblauen Augen, glichen sich die Burschen wie Erbsen in einem Topf.
    Oder Teufel in der Hölle.
    »Sei ein freundliches Mädchen und sag hallo zu den Jungs«, drängte Ab Elyssa.
    »Lassen Sie mich los«, erwiderte sie scharf.
    Ab lächelte nur.
    Wieder drehte sich Elyssa der Magen um. Die Grausamkeit hatte in Ab persönlich Gestalt angenommen.
    Gaylord Culpepper mochte ein Teil seiner Menschlichkeit fehlen, aber Ab fehlte die ganze Seele.
    »Kümmere dich einfach nicht um den alten Bill«, wies Ab sie an. »Er ist in letzter Zeit furchtbar gereizt. Liegt wohl daran, daß er kein Mädchen zum Verführen hat.«
    Nicht ein Wort kam über Elyssas blutleere Lippen. Ihre Augen hatten ihr mitgeteilt, daß Worte nichts nützen würden. Die Culpeppers hatten Bill völlig in ihrer Gewalt; die Mündungen ihrer Revolver zielten genau auf sein Herz.
    Sie brauchten nichts weiter zu tun, als abzudrücken.
    Ab sah, in welche Richtung Elyssas Blick geschweift war, und lächelte kalt. Der Druck seiner Finger um ihren Arm ließ ein wenig nach.
    Elyssa saß in der Falle. Es gab keinen Ort, an den sie hätte flüchten können. Und selbst wenn es ihr gelungen wäre, sich loszureißen und davonzulaufen, so hätte der sich rasch auflösende Nebel ihre Flucht vereitelt. Seine letzten trüben Fetzen reichten ihr gerade noch bis zu den Knien.
    Keine Deckung.
    Keine Möglichkeit, sich zu verstecken.
    Ab riß Elyssa mit einer brüsken Handbewegung den Schal vom Kopf. Flachsblondes Haar schimmerte im heller werdenden Licht.
    »Hab’ ich mir doch gedacht«, sagte er voller Befriedigung. »Du bist dieses Miststück, das Frechdachs genannt wird.«
    »Mein Name ist Elyssa.«
    Der Ausdruck auf Abs Gesicht sagte ihr, daß es ihn herzlich wenig kümmerte, wie sie hieß.
    »So, dann wollen wir mal ins Haus gehen«, sagte er aufgeräumt. »Höchste Zeit, daß wir zum geschäftlichen Teil kommen. Wir haben etwas Wichtiges zu besprechen.«
    Bill warf Ab einen gehetzten Blick zu.
    Ab nahm keinerlei Notiz davon. Alles, was ihn im Moment interessierte, war das Mädchen mit dem flachsblonden Haar und den störrischen blaugrünen Augen.
    »Wir haben gar nichts miteinander zu besprechen«, keifte Elyssa.
    »Na, na, nicht so hastig, Mädel. Wart’s doch erst mal ab. Könnte durchaus sein, daß dir mein Vorschlag gefällt«, sagte Ab hinterhältig.
    »Ich bin schon ziemlich spät dran. Man erwartet mich auf der Ranch.«
    »Genau das ist es, worüber wir reden werden.«
    »Worüber?«
    »Du wirst die Ladder S abstoßen«, erklärte Ab ungeduldig. »Und zwar hübsch legal und rechtmäßig. Nichts, worüber sich die blaubäuchigen Yankees aufregen könnten.«
    »Nein.«
    »Dreißig Yankee-Dollar für die Ranch«, sagte Ab. »Das ist mein erstes und letztes Angebot.«
    Elyssa blickte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Dreißig Dollar reichten nicht einmal, um einen Ladder S-Korral zu kaufen, geschweige denn das ganze Anwesen.
    Doch genauso schnell, wie sic Ab angesehen hatte, wandte sie den Blick wieder ab. Es war grauenerregend, in seine

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