Feuergipfel
beschäftigt.«
»Es geht um die gestohlenen Pferde.«
»Genau deshalb habe ich ziemlich zu tun. Ich bin dabei, neue zu zähmen, um die alten zu ersetzen.«
»Nur ein paar Minuten, bitte!«
»In der Zeit habe ich schon einen weiteren Mustang zugeritten, Frechdachs.«
Damit marschierte Hunter weiter auf den Sattelplatz am entgegengesetzten Ende des Korrals zu.
Elyssa trieb Leopard zum Tor hinüber.
Noch bevor Hunter begriff, was geschah, war Leopard über das Tor gesprungen und kam mit einer eleganten Wende direkt vor ihm zum Stehen.
Zum Teufel mit ihrer verdammten Tollkühnheit, dachte er voller Ingrimm. Eines Tages wird sie mit diesem Hengst über den falschen Zaun springen, und beide landen mit gebrochenem Genick im Staub.
Aber das war es nicht, was Hunter wirklich beunruhigte, und er wußte es auch.
Er begehrte Elyssa mit aller Macht und haßte es gleichzeitig so sehr, sie überhaupt zu begehren, daß es ihn wurmte, wenn er sie nur ansah. Ihr entzücktes Lachen nach dem Malheur mit dem Wasserfaß spukte ihm unaufhörlich durch den Sinn.
Die Erinnerung an ihre festen Brustspitzen, die sich deutlich sichtbar unter der nassen Bluse abgezeichnet hatten, ließ flüssiges Feuer durch seine Adern rasen.
»Es geht um Bill«, sagte Elyssa. »Ich mache mir Sorgen um ihn.«
Als er den bekümmerten Ausdruck in ihren Augen sah und hörte, wie ihre Stimme bei der Nennung des verhaßten Namens sanft wurde, war es mit seiner ohnehin schon arg angeschlagenen Selbstbeherrschung endgültig vorbei.
»Was genau ist es, was dir an diesem küheklauenden, pferdestehlenden, Culpepper-liebenden Sohn einer räudigen Hündin Sorgen macht?« fragte Hunter mit kaum verhohlenem Zorn.
»Wir haben nicht den geringsten Beweis dafür, daß Bill Vieh stiehlt.«
»Welche Art von Beweis brauchst du denn noch, Mädchen? Ein Geständnis? Eine genaue Demonstration, wie er es angestellt hat? Einen Schuß in den Rücken aus dem Hinterhalt?«
»Bill würde mir niemals etwas antun«, erwiderte Elyssa hitzig. »Du kennst ihn nicht so, wie ich ihn kenne ...«
»Stimmt auffallend«, gab Hunter grimmig zurück. »Ich habe immer anständige Frauen vorgezogen.«
Elyssa registrierte die Beleidigung nicht einmal, sondern sprach unbeirrt weiter, ohne auf Hunters Worte einzugehen.
»Es könnte sein, daß er von den Culpeppers als Geisel gefangengehalten wird«, schloß sie.
»Als Geisel? Barmherziger Gott im Himmel.«
»Es ist die einzige Erklärung, die einen Sinn ergibt.«
»Du kannst die Wahrheit nicht erkennen, selbst wenn sie dir auf den Füßen steht und dir ins Gesicht spuckt, stimmt’s? Der liebe alte Bill klaut dir das letzte Hemd!«
»Nein! Er braucht unsere Hilfe!«
»Eine Kugel in den Kopf kann er haben.«
Elyssa sah den verlorenen Ausdruck in Hunters Augen und erinnerte sich wieder an den greifbaren Haß, den er auf alles hatte, was irgendwie mit den Culpeppers zusammenhing.
Küheklauender, pferdestehlender, Culpepper-liebender Sohn einer räudigen Hündin.
»Nein«, sagte sie mit schriller Stimme. »Ich werde nicht zulassen, daß du Bill verletzt. Hast du mich gehört? Wehe, du wirst gewalttätig gegen ihn!«
Hunter warf ihr einen zornerfüllten, verächtlichen Blick zu.
Dann fragte er sich, wie es nur kam, daß hübsche kleine Luder wie Elyssa und Belinda den Kopf verloren wegen miesen Betrügern, die doppelt so alt wie sie selbst und zufällig ihre Nachbarn waren.
Mit einem raschen Schritt trat Hunter näher an Leopard heran. Als er sprach, konnte nur Elyssa ihn hören.
»Hör auf, dich an meine Fersen zu heften und Seide zu tragen«, zischte er mit eisiger Stimme. »Wenn ich das wollte, was du ständig zur Schau stellst, dann wäre ich derjenige, der dich überallhin begleitet, und nicht Morgan.«
»Ich habe nicht ...«
»Den Teufel hast du«, unterbrach er sie schroff. »Die Jungs lachen schon über dich in der Schlafbaracke - über all das Hüftenschwingen und Lippenlecken und die einladenden Blicke, die du mir zuwirfst.«
»Aber ich tue doch gar nichts!«
»Das würde mal ganz was Neues für die Jungs und mich sein«, gab Hunter zurück. »Geh weg, Frechdachs. Wenn ich Lust habe, mir zu nehmen, was du mir dauernd unter die Nase hältst, dann wirst du es schon rechtzeitig erfahren.«
Elyssa errötete in einer Mischung aus Empörung und Verlegenheit darüber, daß ihr Interesse für Hunter Gegenstand derber Scherze in der Schlafbaracke war.
»Morgan«, bellte Hunter. »Mach das Tor auf.«
Das Tor öffnete sich
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