Feuergipfel
Jungfräulichkeit genommen.
Die Tatsache, daß er sich dessen nicht bewußt war, spielte keine Rolle. Er hatte sie entehrt, seinen Samen in sie ergossen, und da blieb nur die Ehe.
Sie wird schon wieder zur Vernunft kommen, wenn sich ihre Nerven erst einmal beruhigt haben, versicherte Hunter sich tröstend.
Die absolute Stille auf der anderen Seite der Tür sagte ihm, daß er sich in dieser Annahme ebenso irrte wie bei all den anderen Vermutungen, die er über Elyssa Sutton angestellt hatte.
Elyssa war nicht Belinda.
Die Erkenntnis dieser simplen Wahrheit und der Gedanke an all das, was sie mit sich bringen würde, beschäftigte Hunter die ganze lange, schlaflose Nacht hindurch.
19
Nach außen hin vollkommen beherrscht zog Elyssa am nächsten Morgen Arbeitskleidung an, die sie nicht mehr getragen hatte, seit sie Vorjahren nach England geschickt worden war. Die Hose bestand aus einem weichen, marineblauen Wollgabardine und hatte einmal ziemlich weit und locker gesessen. Jetzt schmiegte sie sich hauteng um ihre Hüften. Inzwischen waren auch die Beine etwas zu kurz geworden, aber dieses Problem würden ihre Stiefel verdecken.
Mit der Bluse sah die Sache schon schwieriger aus. Die karierten Flanellhemden, die Elyssa einst zu der Hose getragen hatte, spannten sich über der Brust. Mit fünfzehn war sie beträchtlich weniger kurvenreich gehalt als heute.
Auch von den alten Kleidern ihrer Mutter würde keines passen, da diese eine kleinere Statur gehabt hatte.
Ich werde etwas anderes finden müssen, was ich als Oberteil tragen kann, sagte sie sich grimmig.
Irgendwas.
Auf keinen Fall würde Elyssa ihre feinen, tiefausgeschnittenen Seidenkleider aus England mehr anziehen. Hunters vernichtende Kommentare über ihre Art, sich zu kleiden, waren unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt.
Es gibt Mädchen, die fühlen sich einfach nicht lebendig, wenn sie nicht von irgendeinem dummen Jungen angeschmachtet werden.
Männer lassen ihre Arbeit im Stich, wann immer du vorbeigehst. Du weißt es genau, aber trotzdem stolzierst du weiterhin hüftenschwingend durch die Gegend.
Elyssa weigerte sich zwar, sich wie eine Haremsdame im Haus einsperren zu lassen, aber sie konnte ihr Bestes tun, um alles Weibliche an sich zu kaschieren.
Ungeduldig zog und zerrte sie an dem Flanellhemd in dem Versuch, ihren Brüsten mehr Raum zu verschaffen, vergebens. Es war einfach nicht genug Platz unter dem Stoff.
Aber wenn sie in schimmernder Seide und Satin erschien, würde Hunter ihr wieder diesen Blick aus seinen wissenden Augen zuwerfen.
Wenn du schnell zur Sache kommen willst, dann bin ich bereit, gewillt und mehr als fähig, deinen Wunsch zu erfüllen. Aber das ist alles, was es sein wird, Frechdachs. Eine rasche Erleichterung, mehr nicht.
Hunter war ein Mann, der zu seinem Wort stand. Genau das war es gewesen - schneller Sex.
Tränen der Scham und des Zorns brannten hinter Elyssas Lidern bei der Erinnerung an den traurigen, brutalen Moment, als sie erfahren hatte, wie geringschätzig Hunter über sie dachte.
Ich schwöre bei Gott, Elyssa Sutton, wenn du nicht endlich erwachsen wirst und meinen Kindern eine gute Mutter bist, dann sollst du den Tag, an dem du mich dazu getrieben hast, dich zu heiraten, bis an dein Lebensende verfluchen.
Hunters Worte hatten Elyssa weitaus mehr geschmerzt als das Ende ihrer Jungfernschaft. Sein Gebell hatte ihr klargemacht, daß sie ihre Liebe einem Mann geschenkt hatte, der weder Respekt noch Zuneigung für sie empfand.
Nur Wollust.
Verdammt soll er sein.
Und ich desgleichen, weil ich so dumm und naiv war.
Zornig kramte Elyssa in staubigen Kisten herum, bis sie eines der fransenbesetzten Wildlederhemden ihres Vaters fand, die je-mand sorgsam zusammengelegt und verstaut hatte. Das Hemd war noch immer weich und schmiegsam.
Sie zog es sich über den Kopf, krempelte die Ärmel auf und zog den gerade geschnittenen Saum über ihre Hüften herab. Die Fransen hingen von ihren Brüsten und schwangen bei jeder Bewegung auf höchst ärgerliche Art hin und her, verhüllten ihre Kurven aber im übrigen recht wirksam.
Ein schneller Blick in den Spiegel verriet Elyssa, daß ihr cremefarbenes Unterhemd durch den Schnürverschluß des Lederhemds hindurchschimmerte. Ungeduldig band sie die Schnüre noch fester zu. Dann entdeckte sie eines von den großen Halstüchern ihres Vaters und knotete es in ihrem Nacken zusammen. Das verwaschene rote Tuch hing weit über ihre Brust herab und verbarg alles.
Obwohl
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