Feuergipfel
Ordnung, Ma’am.«
Zerknirscht zog er seinen Gaul herum und galoppierte hinter Blackie her.
Elyssa trieb Leopard Richtung Norden und trottete am Rand des Sumpfgebietes entlang. Während sie ritt, suchte sie nach Anzeichen dafür, daß Rinder in das hohe Schilf hineingewandert und wieder herausgekommen waren.
Obwohl es nicht viele Pfade gab, die in den Sumpf führten, kannte das Vieh jeden einzelnen davon. Dieses Landstück bot herrliche Kühle, um sich dorthin zurückzuziehen, wenn die Sommersonne zu heiß und stechend wurde; außerdem gab es hier, selbst lange nachdem das Gras zu Heu unter der Herbstsonne verdorrt war, immer noch Wasser.
Ein frischer Herbstwind fegte über das Land; hoch oben am Himmel trieben ein paar dicke weiße Wattewolken dahin. Überall um Elyssa herum war Stille und Einsamkeit - und das Rascheln, Wogen und sanfte Flüstern hohen Grases und noch höheren Schilfs. Aus verborgenen Nestern ertönte der Ruf der Sumpflerchen, die von Leopards großen Hufen aufgeschreckt waren.
Wie immer, wenn sie unter dem weiten, strahlend blauen Himmel dahinritt, überkam Elyssa ein tiefes Gefühl inneren Friedens. Langsam verebbten der Schmerz und die Demütigung der vergangenen Nacht und gestatteten ihr, zum ersten Mal wieder richtig durchzuatmen, seit sie Hunters Schlafzimmer betreten hatte.
Denk nicht an ihn, befahl sie sich. Denk lieber an Rinder. Die sind deine Zukunft.
Nicht Hunter!
Leopards Ohren zuckten vor und zurück, während er jedes noch so gedämpfte Geräusch wahrnahm. Seine geblähten Nüstern sogen die Luft ein und registrierten die zahlreichen Gerüche, die der Wind ihm zutrug. Die verknüpften Zügel lagen locker auf seiner Mähne. Was immer er an Anweisungen brauchte, wurde ihm ebensooft durch den sanften Schenkeldruck seiner Reiterin wie durch ein Ziehen an den Zügeln vermittelt.
Zu allen Zeiten war sich Elyssa der Reaktion des Hengstes auf die Landschaft bewußt. Sie wußte, daß die Sinne des Pferdes die ihren an Schärfe weitaus übertrafen! Falls irgend jemand oder irgend etwas im Sumpf lauerte, würde Leopard es lange vor ihr bemerken.
Gerade als Elyssa etwas entdeckte, das wie frisch abgeknickte Schilfhalme aussah, blieb Leopard abrupt stehen und warf den Kopf herum, um in die entgegengesetzte Richtung zu schauen. Mit wachsam gespitzten Ohren und hoch erhobenem Kopf starrte der Hengst auf die Berge.
Der Wind trug Elyssa das Geräusch von Schüssen und lauten Stimmen zu. Erschrocken beschattete sie ihre Augen mit der Hand, richtete sich in den Steigbügeln auf und blickte angestrengt zu den Ruby Mountains hinüber.
Nach einem Moment konnte sie die Umrisse einer Gestalt ausmachen, die zu Fuß einen langen, sanft abfallenden Hügel hinunterrannte und auf den Sumpf zusteuerte. Nach einigen weiteren Augenblicken erkannte sie, daß es ein Indianermädchen war, das wie von allen Hunden gehetzt auf den Sumpf zufloh. In den Armen trug das Mädchen etwas, das wie ein Kleiderbündel aussah.
Ein ganzes Stück hinter der fliehenden Gestalt trabten vier Reiter daher. Sie grölten und brüllten wie Betrunkene bei einem Truthahnwettschießen. Offensichtlich befürchteten sie nicht, das Mädchen nicht mehr einholen zu können, bevor sie in der trügerischen Sicherheit des Sumpfes verschwand.
Elyssa versteifte sich und verengte ihre Augen zu Schlitzen, während sie wider alle Tatsachen hoffte, sich zu irren.
Nein, leider war es kein Irrtum. Zwei der Männer ritten große, rotbraune Maultiere.
Culpeppers, dachte Elyssa voller Schrecken, während sie ihren Karabiner aus der Sattelscheide riß. Das arme Ding hat keine Chance! Sie machen sich einen Spaß daraus, sie zu hetzen, und weiden sich an ihrer Angst.
Elyssa gab drei schnelle Schüsse in die Luft ab, um die Ladder-S-Reiter zu alarmieren, die am nördlichen Rand des Sumpfgebiets nach Vieh suchten. Dann schob sie den Karabiner hastig wieder an seinen Platz und drückte Leopard die Fersen in die Seiten.
Der Hengst machte einen mächtigen Satz vorwärts und beschleunigte nach wenigen Schritten zum Galopp. Elyssa beugte sich tief über seinen Hals und trieb ihn zu einem noch schnelleren Lauf an, ungeachtet des gefährlichen, unebenen Bodens, über den seine Hufe dahinpreschten.
Sie spürte förmlich den Moment, als sie entdeckt wurde. Einer der Reiter schrie etwas, schlug mit der Peitsche auf sein Maultier ein und setzte sich an die Spitze der kleinen Gruppe. Die übrigen drei zogen ihre Gewehre und begannen, auf das flüchtende
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