Feuerherz
Tagebuch,
es ist grausam.
Ich kann nicht mehr. Es tut so weh …
Ich setze alles aufs Spiel … die Sicherheit meiner Familie … nur für sie.
Das Feuer brennt.
Verbrennt.
I.
***
Ich zitterte am ganzen Körper.
Ich hatte schon Jungs geküsst – es war immer irgendwie schön gewesen. Aber das … ich hatte Gänsehaut.
Das hätte nicht passieren dürfen.
Mir war schlecht.
»Willst du nicht essen, Schatz?«, fragte mein Vater.
Ich schüttelte den Kopf.
»Irgendwie siehst du nicht gut aus. Hat dieser Illidingsda dir wehgetan?«
Ich schüttelte wieder den Kopf.
»Wirst du krank?«
»Nein Papa, ich habe einfach keinen Hunger«, sagte ich und sah Carmen um Hilfe flehend an, doch die war gerade zu sehr damit beschäftigt, ihr Fleisch von Fett zu befreien.
»Uns hat man früher immer gepredigt, dass wir aufessen sollen, sonst scheint die Sonne nicht!«
»Na toll«, raunte ich gelangweilt. »Und was haben wir davon? Dicke Kinder und Treibhauseffekt.«
»Du hast das Mundwerk deiner Mutter«, brummte mein Vater, lachte aber leise vor sich hin.
»Aber sie hat Recht«, kam mir Carmen gedankenverloren zu Hilfe. »Wenn sie keinen Hunger hat, sollte sie auch nicht essen müssen.«
»Dann geh nach oben, Lissy«, entließ mich endlich mein Vater. Ich sah ihn dankbar an und nahm die Beine in die Hand.
Ich rief sofort Conny an.
»Also«, sagte ich zu Conny, nachdem ich eine Runde durch das Fitnessstudio gedreht hatte. »Die gute Nachricht ist: Wir sind die Geilsten hier.«
»Wuuuuuhuuuu!«, jubelte meine beste Freundin, während ich auf ein Fahrrad kletterte.
»Die schlechte ist, er ist nicht da.« Ich hatte ihr alles erzählt. Sie war der Meinung, dass ich mit Ilian persönlich darüber reden sollte. Über den Kuss und seine Motivation dazu. Also hatten wir es einfach mal im Fitnessstudio probiert.
»Hätte ich mir aber auch denken können, er muss bestimmt auf Roran aufpassen.«
»Hätte ja sein können, dass er ihn einfach mit hier hingenommen hat.« Enttäuschung klang aus ihrer Stimme.
»Na ja, machen wir das Beste draus«, sagte ich und hätte fast angefangen zu heulen. Alles in mir zitterte immer noch, hungerte nach Ilians Nähe. Und dann gingen mir diese merkwürdigen Dinge nicht mehr aus dem Kopf. Seine plötzlich so heißen Hände, die merkwürdige Hautfarbe. Ich habe schon einige Menschen kurz vor dem Kotzen gesehen. Die waren weiß, nicht bläulich-grau. Da fielen mir auch wieder seine merkwürdigen Augen in der Kantine ein, als er mit Roran im Kindersitz weggegangen war.
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte anscheinend zu viel Supernatural geguckt. Kennt ihr? Sam und Dean Winchester (oder wie ich sie nenne: Geil und Geiler) gegen das Böse. Jammi, wer es nicht kennt: Nachholen, zack, zack!
»Du Lissy, willst du auch treten oder das Fahrrad als Stuhl missbrauchen?«, holte mich Conny aus den Gedanken.
»Nein, Ilian ist kein Dämon«, quasselte ich laut vor mich hin.
»Was?«
»Nichts, bin nur kurz im Kopf woanders gewesen.« Ich trat ein paar Mal in die Pedale, seufzte dann erschöpft und sah zu Conny. »Ich möchte ein Eis. Ein großes. Meloneneis.«
»Hat Ilian dich mit einem Kuss geschwängert?«, gluckste Conny und ich schlug liebevoll nach ihr. Sie grinste und selbst der Leberfleck auf ihrer Wange wirkte belustigt.
»Dann würde ich aber …«
»Lissy!«, unterbrach mich Conny zischend. Ich sah in die Richtung, in die sie starrte. Arva. Na geil. GENAU die wollte ich jetzt sehen. Hatte ich doch vor wenigen Stunden noch ihren Freund geküsst … aber Moment mal: Wieso sollte ICH deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Ich war frei wie ein Vogel und ER hatte angefangen. Nicht ich.
Trotzdem. Ich hatte den Schwestern-Kodex verletzt, der besagt, dass man als Frau einfach keinen Kerl einer anderen Frau knutscht oder knallt. Auch wenn man die Konkurrentin nicht leiden kann.
Arva erkannte uns und hob lächelnd die Hand.
»Scheiße, die kommt doch jetzt nicht zu uns, oder?«, flüsterte ich zu Conny herübergelehnt.
»Ich fürchte doch«, presste diese durch ihre Zähne und lächelte tapfer weiter.
»Hallo ihr zwei«, trällerte Arva. Conny und ich begnügten uns mit einem kurzen gemurmelten Gruß. Scheiße man, mein Gewissen biss mich gerade fest in den Nacken.
»Na ihr seid ja fleißig.« Was sollte das denn heißen? Arva setzte sich auf das Fahrrad neben mir. »Übrigens, sorry für Felicias Verhalten.« Sie lachte vor sich hin »Die Pubertät ist nicht leicht.« Woher wusste
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