Feuerherz
Ilian hatte? Ziemlich sicher sogar, wenn ich dem wütenden Grummeln in meinem Bauch bei dem Gedanken daran glauben durfte.
»Sobald wir gehen, setzt du dich ans Steuer«, befahl Dean dem Jäger. »Und du gehst auf den Beifahrersitz, Conny, damit Lissy und ich mit Ilian auf die Rückbank können.« Er rieb sich durch das Gesicht. »Wir fahren dann sofort los.«
»Und Arva?«, fragte ich besorgt.
»Die wird die Biege machen, wenn sie mit dem Kerl fertig ist.« Dean lachte leise. »Der wird sich nicht bewegen können.«
»Ich will mir gar nicht vorstellen, was sie für Ilian da auf sich nimmt«, flüsterte Conny neben mir und ich brummte zustimmend. »Wenn wir das hier geschafft haben, habe ich circa tausend Fragen, die mir irgendwer beantworten muss.«
Ich versuchte mich an einem Lächeln und drückte ihre Hand.
»Du kannst mich fragen, während wir warten«, schlug André vor und seine blauen Augen funkelten ein klein wenig.
»Ihr konzentriert euch schön darauf, auf die Tür zu achten«, knurrte ich. »Flirten könnt ihr, wenn ich meinen Freund in den Armen halte.« Ich sah zu Dean, der sein Handy in der Hand hin und her drehte.
»Wenn ich meinen kleinen Bruder nicht gleich wiederbekomme, brenne ich diese Hütte nieder.«
»Gewalt ist keine Lösung«, blubberte ich vor mich hin.
Conny gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Ich gehe schon mal nach vorne und mache den Weg frei.«
»Okay«, seufzte ich.
»Komm mir ja heil da raus, hörst du?« Sie sah mir tief in die Augen und ich konnte ein wässriges Glitzern darin erkennen.
»Wehe, du heulst!«, warnte ich sie. »Ich brauche gleich eine gute Sicht.«
Mit einem Grinsen stieg sie aus und glitt dann elegant auf Arvas Platz. Ich rutschte zum Fenster und starrte gemeinsam mit Dean auf das Handy in seinen Händen.
»Was machen wir, wenn sie es nicht schafft, ihn wegzulocken?«, fragte ich nervös, doch das Handy begann zu vibrieren und für den Bruchteil einer Sekunde versank ich in Deans erschrockenen, braunen Augen.
»Los!«, hauchte er kaum hörbar, aber dennoch bestimmend. Wir stiegen aus und ich warf noch einen Blick zu Conny, deren Augen mich voller Angst musterten. Ich wischte mir meine schweißnassen Hände an der Hose ab und sah zu Dean, der zu mir herumkam. Im Augenwinkel erkannte ich André, der ans Steuer des Autos ging. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass wir ganz schnell wieder, mit Ilian zusammen, in diese Karre steigen würden. Dean nahm meine Hand in seine. Die Wärme, die mich dadurch empfing, beruhigte mich ein klein wenig.
»Komm!«, sagte er und wir gingen die paar Meter zum Eingang des Hauses. Ich wollte gerade fragen, wie wir denn hineingelangen sollten, da stieß er bereits die Tür sanft auf. Arva hatte sie nur angelehnt.
Drinnen empfing uns ein recht dunkler Flur, der in einem großen Zimmer am anderen Ende mündete. Zwei Türen, eine links, eine rechts, führten noch hinaus, waren aber verschlossen. Von oben hörten wir ganz eindeutige Geräusche. Arva schien extra Lärm zu machen, um uns zu übertreffen.
Dean ging voran und zog mich vorsichtig hinter sich her. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er öffnete zunächst die Tür links, doch die führte in eine kleine Küche mit Plastikmöbeln Marke Gartenstuhl. Wer immer hier wohnte, Geschmack war für die ein Fremdwort. Dann schlich er mit mir zur anderen Seite und drückte die Klinke der rechten Tür. Verschlossen. Dean sah mich mit großen Augen an und deutete still auf die Türe vor ihm. Er stellte pantomimisch einen Schlüssel nach und ich verstand sofort. Gemeinsam suchten wir den Flur ab und fanden recht schnell eine kleine Ablage mit vielen, verschiedenen Schlüsseln. Dean rollte verzweifelt mit den Augen, als er die Ansammlung sah.
Nervosität stieg in uns beiden auf. Mein Blick glitt ängstlich zur Haustür. Was wäre, wenn doch jemand nach Hause käme, bevor wir mit Ilian heraus waren? Dean testete bereits die ersten Schlüssel. Ich hielt währenddessen die fest, die eine Niete gewesen waren. Es dauerte quälende Sekunden, bis schließlich endlich einer passte und sich drehen ließ.
Ich konnte mein Herz in der Kehle pochen fühlen. Dean ging zuerst hinein und beschleunigte schließlich seinen Gang. Der Grund dafür saß dreckig und nackt in einer Ecke. Himmel, sie hatten ihm anscheinend nicht mal erlaubt, auf Toilette zu gehen! Wie ein wildes Tier, das man zu oft verprügelt hatte, blickte Ilian auf und begann am ganzen Körper zu zittern.
»Ilian«, begann
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