Feuerherz
du dämliche Kuh, wo habt ihr meinen Freund versteckt und warum zur Hölle tust du nichts dagegen? Und verdammt nochmal: LASS DIE FINGER VON MEINER BESTEN FREUNDIN ODER ICH REISSE DIR DEN ARSCH AUF!« Gegen Ende war ich ziemlich laut geworden. Zum Glück mähte Papa draußen den Rasen und hörte praktisch gar nichts außer das Rumoren des Motors.
»Lissy, ich konnte mich nicht eher melden. Zuerst ging es nicht, weil man mich nicht aus den Augen gelassen hat und dann habe ich mich das erste Mal verwandelt. Du weißt, was das bedeutet.«
»Dass du siebzehn geworden bist?«, stellte ich mich doof. »Ja, ich weiß, du lagst wie vermöbelt im Bett. Ja und? Konntest du deine Finger nicht bewegen und mich anrufen?«
»Wie denn? Ich hatte deine Nummer nicht! Und zu deinem Haus habe ich mich nicht getraut – wegen den Jägern.«
»Und da dachtest du dir: Cool, erschrecke ich mal Lissys beste Freundin mit Märchen!«
»Du weißt, dass wir keine Märchengestalten sind«, zischte Arva wütend am anderen Ende.
»Ja«, keifte ich, »ach und herzlichen Glückwunsch nachträglich.«
Ich hörte sie seufzen. »Können wir uns jetzt darauf konzentrieren, Ilian da rauszuholen?«
»Wo ist er?«
»Die Brutmutter hat ihn zu einem Nest circa zweihundert Kilometer von hier gebracht.«
»Ist er noch immer ein Drache?«
»Nein«, Arva schluckte hörbar, »ich habe echt Angst, was die Weibchen des Nests alles mit ihm anstellen könnten.«
»Ihr mit eurem bekloppten Farbtick!«, schrie ich und begann hastig meine Sachen zusammenzusuchen und in meine Schuhe zu schlüpfen. »Wir holen ihn da raus, sofort.« Ich sah noch einmal zu meinem Vater aus dem Fenster. »Ich komme zu euch.«
***
Conny schleuste mich schnellstmöglich an ihrer Familie vorbei, die ich nur mit einem kurzen »Hi!« begrüßen konnte, und stopfte mich förmlich in ihr Zimmer, wo Arva bereits auf dem Bett saß und auf mich wartete.
»Conny, ernsthaft? Was macht das One-Direction- Poster da?«
»Ich finde die irgendwie süß«, gestand sie und wurde etwas rot.
»Gott stehe mir bei!« Ich wandte mich an Arva. »Also, wie lautet der Plan?«
»Sind dir Jäger gefolgt?«
»Sicher!« Ich sah mich um, als wäre einer mit im Zimmer. Was natürlich nicht der Fall war. »Die lassen mich neuerdings nirgendwo mehr alleine hingehen.« Ich überlegte gekünstelt. »Warum wohl?«
Arva sah für einen Moment peinlich berührt weg, doch dann nahmen mich ihre Augen wieder in den Fokus. »Hör zu Lissy, wir müssen uns auf den Weg machen.«
»Und wie überbrücken wir zweihundert Kilometer?«, wollte Conny wissen.
»WIR machen gar nichts, Conny. Du bleibst schön hier. Arva und ich gehen.«
Meine beste Freundin funkelte mich wütend an. »Ich komme mit. Wenn das alles, was Arva mir erzählt hat, wirklich stimmt«, sie lachte, als hielt sie uns für bescheuert, »dann gehst du nicht ohne mich.« Ich seufzte ergeben. Wir mussten Ilian dort herausholen, sofort. Da konnte ich nicht noch lange diskutieren.
»Conny, es ist alles wahr«, sagte ich mit fester Stimme. »Ich habe Ilian selbst mit eigenen Augen als Drachen gesehen.«
Conny runzelte ihre Stirn und ich konnte ihr ansehen, dass sie am Grübeln war.
»Was ich damit sagen will: Es wird gefährlich.«
»Egal«, plapperte sie schnell. »Ich lasse dich nicht alleine.«
Ich drückte ihre Hände und sah zu Arva. »Also, wie kommen wir da hin?«
»Dean Balaur ist auf dem Weg hierher. Er fährt uns.«
Ich nickte verstehend. »Ilians großer Bruder«, erklärte ich Conny. Moment mal … »Wieso hast du nicht schon früher Kontakt zu den Balaurs aufgenommen, Arva?«
»Es war einfach zu gefährlich, Lissy!« Ihre Augen flehten mich an. »Ich liebe Ilian, aber ich mag meine Haut auch ganz gerne und du weißt ja, was sie mit seiner Mutter angestellt haben.« Konnte ich ihr die Angst verübeln? Verdammt, ja. Im Moment schon. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen, und schluckte die Wut herunter. Vielleicht konnte ich sie besser verstehen, wenn ich Ilian in meinen Armen hielt und die Anspannung von mir abgefallen war.
»Gut, wie kommen wir zu ihm?«, fragte ich schließlich.
»Also, der Plan sieht so aus«, begann Arva zu erzählen. Sie wusste, dass die Familie, in deren Keller Ilian gefangen gehalten wurde, heute den ganzen Tag außer Haus sein würde. Bewacht wurde er nur von einem männlichen Drachen aus dem Nest, welcher wohl eine Schwäche für Arva hatte, seit er gehört hatte, dass es Probleme mit ihrem Wächter
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