Feuerherz
die Folgen eines Unfalls aus.«
»Die Strafe dafür, dass er deine Matratze abgeflämmt hat?«
Ilian sah erschrocken zwischen mir und Conny hin und her.
»Ja, ja, ich habe es ihr erzählt«, gestand ich. Zum Glück lächelte er mich dafür nur schief an. Puh.
»Könntest du das mal für mich machen?«, fragte Conny und Ilian runzelte die Stirn. »Ich meine das mit dem Feuer. Es, es würde es etwas einfacher für mich machen, nicht zu glauben, dass ich den Verstand verloren habe oder in einer Komafantasie lebe.«
Er sah sich um, sein Blick blieb kurz an den ihn anknurrenden Frettchen im Käfig hängen, dann fand er eine fliederfarbene Kerze auf meinem Schreibtisch in seiner Nähe. Er nahm sie und hielt sie an seinen Mund. Ein Aufflammen an seinen Lippen später brannte sie. Conny staunte Bauklötze und auch ich hatte mich an diesen Anblick noch nicht gewöhnt.
»Wow«, brachte meine beste Freundin nur so gerade hervor.
»Du solltest ihn mal als Drachen sehen«, sagte ich.
Conny grinste. »André müsste jeden Moment da sein.« Wir seufzten synchron. »Ist er nicht süüüüß?«
»Und wie!«, stimmte ich zu.
Ilian räusperte sich lauthals. »Ich bin genau hier«, murmelte er, »direkt neben euch.«
»Was macht ihr denn Schönes?«, überging ich Ilians Eifersuchtsanfall.
»Wir wollen am Rhein spazieren gehen und uns unterhalten. Ein Eis essen, am Wasser sitzen und so was.« Conny errötete und ich quietschte vor Freude. Ilian versuchte unterdessen, die alte Matratze in Richtung Tür zu schieben.
»Na, dann wünsche ich euch viel Spaß.« Ich brachte Conny noch nach unten und winkte ihr und André zum Abschied. Als ich wieder zurück nach oben wollte, stieß ich auf Rabyia, die mir ein großes blaues Buch in die Hand drückte.
»Gibst du das bitte Ilian?«, bat sie mich. Ich nickte und hob fragend die Augenbrauen, aber Rabiya war schon wieder in der Küche verschwunden.
In meinem Zimmer fand ich Ilian am Fenster neben dem Frettchenkäfig lehnend. Trulli war auf eine Erhöhung geklettert, um meinem Freund ins Gesicht zu knurren. Ilian ging näher an sie heran.
»Ich grill dich, du Fußabtreter!«
»Bah, pfui! Sei lieb zu Trulli, alles klar?«, sagte ich und hob drohend den Finger. Ilian lächelte und sah das Buch in meiner Hand an.
»Das soll ich dir von deiner Mom geben«, sagte ich und reichte es ihm. »Was ist das?«
»Mein Tagebuch«, antwortete Ilian.
Ich sah ihn erstaunt an. »Du schreibst Tagebuch?« Ich ließ mich neben ihm auf meinem Bett nieder. Die neue Matratze war etwas härter als meine alte, ausgelegene. Eigentlich ganz gut, so ein Matratzentausch,
»Na ja, ich beschreibe nicht wirklich, was den ganzen Tag so passiert ist, sondern es ist viel mehr etwas, wo ich meinen Kopf entleere. Einzelne Gedanken, die wirr sein mögen, wenn man die Hintergrundgeschichte nicht kennt.«
Ich nickte und starrte gebannt auf das blaue Buch in seinen Händen. Er grinste mich an und drückte es an sein Herz.
»Vielleicht lasse ich es dich eines Tages mal lesen«, murmelte er noch, dann schlug er eine leere Seite auf, angelte sich einen herumliegenden Kuli und begann zu schreiben.
Liebes Tagebuch,
ich will nicht dran denken.
An den Hunger, die Angst, … die Dunkelheit.
Ich halte mich lieber an Elisabeths Lachen fest. Es macht mir Mut, gibt mir Kraft. Ein Gefühl von Sicherheit, Normalität und Geborgenheit in einer Welt von Feuer.
Es brennt in mir … und überall außerhalb von uns steht alles in Flammen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Feuer der Brutmutter uns erreicht.
Sie sieht es nicht. Aber ich.
Ich kämpfe die Wut in mir nieder.
Für sie. Für Roran. Für meine Familie.
I.
»Bist du fertig?«, fragte ich Ilian. Er nickte und klappte das Buch zu. Seine braunen Augen hatten merkwürdig gezündelt, während er geschrieben hatte. Wie Streichhölzer. Ich fragte ihn nicht danach. Es schien mir falsch, ihn wegen seiner privatesten Gedanken zu nerven, also kuschelte ich mich mit ihm unter die Bettdecke und knipste das Licht aus. Dunkelheit umfing uns und ließ mich eine Weile lang nichts anderes als Ilians Wärme spüren. Zu gern hätte ich ihn gefragt, wie lange diese ganze Situation seiner Meinung nach noch andauern würde, aber ich wollte den Frieden nicht zerstören.
»Was denkst du gerade?«, stellte ich die Mutter aller Fragen. Gestellt zu 99,99 % von Frauen. Ilian lachte leise.
»Ich habe einen bescheuerten Ohrwurm«, flüsterte er und stieß mir dabei seinen
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