Feuerherz
schätze, die Menschen haben mich noch nicht genug geprägt, um wirklich beruhigt bei dem Gedanken zu sein, dass ein Mann ein Kind großzieht.«
Wovon sprachen die beiden? Hatte Ilian darum gebeten, Roran als das großzuziehen, was er nun mal war: Sein Kind?! Rabiya ging an Ilian vorbei ins Gästezimmer. Mein Freund sah mich mit einem flehenden Ausdruck im Gesicht an.
»Ich erkläre dir gleich alles, Lissy!« Er sah sich nervös um. »Eigentlich wollte ich das anders machen, aber …«
Rabiya unterbrach uns. Sie hielt Roran im Arm und sprach liebevoll auf ihn ein. »Die Oma gibt dir gleich Frühstück, ja?« Sie sah zu Ilian, dessen Gesicht sich erfreut aufhellte. »Geh noch ein bisschen zu deinem Papa!« Damit überreichte sie ihm Roran und mein Herz klopfte vor Freude etwas schneller. »Ich gehe jetzt, bevor ich weine«, sagte Ilians Mutter hastig und ließ uns im Flur alleine stehen.
»Lissy?!« Seine Stimme klang voller Reue. »Ich wollte das mit dir besprechen, glaub mir bitte.«
Verwirrt sah ich ihn an. »Komm, lass uns in mein Zimmer gehen, ja?« Ich ging vor und setze mich auf mein Bett. Roran lächelte mich an, als sich Ilian mit ihm neben mich setzte.
»Da ist ja mein Lieblings-Balaur«, begrüßte ich das Baby. »Hast du besser geschlafen als dein Papa?«
Roran gluckste freudig. Ich sah hoch zu Ilian, der mich erstaunt ansah.
»Hast du deine Mutter wirklich gebeten, ihn als dein eigenes Kind großzuziehen?«
Er nickte. Lachend gab ich ihm einen Kuss.
»Ich bin stolz auf dich. So ist es besser für ihn, glaube mir.«
»Ich dachte, nach der Sache mit der Eifersucht auf Arva, da wäre dir das vielleicht gar nicht mehr so recht?!« Schokoladenaugen durchleuchteten mich wie ein Röntgengerät. Ich seufzte.
»Ilian, ich war eine blöde Kuh. Eine gestresste, blöde Kuh. Arva und ich … das bekomme ich schon irgendwie hin, okay?« Ich sah zu Roran. »Und du weißt, dass ich mir gewünscht habe, dass du zu ihm stehst.«
Ilian wirkte immer noch ein wenig erstaunt.
»Was ist aber jetzt mit Audrina?«
»Das ist genauso unklar wie die ganze Situation des Nests«, seufzte er. »Wenn Mama Brutmutter wird, dann hat Audrina ausgedient und Mayla wäre die nächste Brutmutter-Generation. Roran und ich würden also weiterhin zu Mama gehören.«
»Ist das kompliziert«, jammerte ich.
»Ich weiß nur eins, ich möchte, dass er lernt, dass ich sein Vater bin, bevor er spricht.« Ilian betrachtete das Baby in seinem Arm. »Ich weiß auch nicht, seit du damit angefangen hast, konnte ich nicht aufhören darüber nachzudenken und im Keller«, er schluckte und ich sah, dass seine Finger an Rorans Köpfchen zitterten. Himmel, ich hatte Ilians Angst vollkommen und total unterschätzt. »Ich musste ständig daran denken, dass er vielleicht nie seinen Vater kennenlernen wird und dann hörte ich wieder dich von deinem Papa sprechen, wie viel er dir bedeutet und so weiter.«
»Schon gut, Ilian«, sagte ich und rutschte zu ihm herüber, um meine Arme um ihn und den kleinen Roran zu legen. »Ich bin vielleicht nicht Mutter, aber ich glaube, ich kann das ganz gut nachvollziehen.«
Ilian lehnte seine Stirn an meine.
»Du hast richtig entschieden. Im Grunde ändern sich doch nur Worte. Statt Mama heißt es jetzt Oma. Statt Bruder, Papa. Er braucht deine Mama noch sehr und das ist bei euch Drachen doch vollkommen legitim, oder? Also ihr zieht doch sowieso die Kids im Rudel groß?!«
Ilian nickte und ich strich ihm über die Wange.
»Du musst dich rasieren.«
»Nimmst du Roran so lange?«
»Ja, gib mir den kleinen Scheißer.«
Ilian überreichte mir das Baby und wollte gerade aufstehen, als ich ihn festhielt.
»Schatz?«
»Ja?« Er wirkte kurz irritiert, wusste dann aber sofort, worum es ging.
»Wenn du nochmal so Angst hast, sag es mir. Sollte ich schlafen, weck mich. Solltest du gerade nicht in meiner Nähe sein, ruf mich an. Versprochen?«
»Versprochen!« Er beugte sich über mich, um mich zu küssen. Dann verschwand er aus dem Zimmer und ließ mich mit seinem Sohn zurück. Ich betrachtete Roran und dachte an die Zukunft. Ilian und ich würden nie Kinder haben können. Roran hingegen würde immer zu ihm gehören, und wenn wir eine Partnerschaft hatten, machte mich das zur …
»Alles klar?«, fragte meine Stiefmutter und steckte den Kopf zur Tür herein.
»Ja, Carmen. Alles in Ordnung.«
»Ah, da ist ja der kleine Schatz«, trällerte sie freudig und kam, ohne hereingebeten zu werden, zu mir auf das Bett. Sie
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