Feuerhimmel (German Edition)
den Gesichtern der Menschen, die der Teenager in zerschlissener Kleidung gemalt hatte, schien all der Unrat der Gosse nichts anhaben zu können. Das waren Menschen, die das Positive im Leben sahen, die Hoffnung in einer Welt der Verzweiflung gefunden hatten.
„Es ist erstaunlich“, sagte Barbara schließlich leicht atemlos. Als sie ihren Mann durch die offen stehende Hintertür erblickte, winkte sie ihm aufgeregt zu.
„Sal! Sal, komm doch bitte mal kurz her!“ Sie drehte sich wieder zu Mattie und Gabe um. „Ohne die Arbeiten des wundervollen Künstlers, den wir gerade präsentieren, zu mindern: Ich bin wirklich froh, dass Sie mir das gezeigt haben.“
Sal Zigman kam zu der kleinen Gruppe vor der Staffelei herüber. Barbara stellte Mattie und Sal einander vor. Mr Zigman war ein nicht sehr großer, feingliedriger Mann. Er trug einen teuren italienischen Anzug und hatte ebenso schwarze Haare wie seine Frau. Barbara trat einen Schritt zur Seite, damit ihr Mann das Bild besser sehen konnte.
Sal riss erstaunt die Augen auf. Einen langen Moment starrte er einfach nur das Bild an. Verblüfft drehte er sich zu seiner Frau um.
„Genau das finde ich auch!“, sagte sie, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
„Wessen Arbeit ist das?“, erkundigte er sich aufgeregt. „Ichwürde gern mit dem Künstler reden. Mich interessieren auch seine anderen Bilder.“
Matties Augen füllten sich mit Tränen. „Ich kann ein Treffen mit ihm arrangieren. Enrique ist erst siebzehn, aber er hat schon ziemlich viel gemalt. Ein paar von den Bildern habe ich bereits bei ihm zu Hause gesehen. Vielen Dank, dass Sie ihm diese Chance bieten!“
„Wenn die anderen Sachen genauso gut sind wie das hier, dann wird aus dem Jungen ein echter Star“, sagte Sal.
Gabe grinste. „Warten Sie erst, bis Sie seine Häuserwand gesehen haben!“
Mattie blickte gerührt zu Gabe hoch. Er wollte einem Jungen helfen, den er kaum kannte. Trotz seiner eigenen Probleme nahm er sich die Zeit, sich um den Teenager zu kümmern, der so dringend Unterstützung benötigte.
Sie fühlte sich immer mehr zu Gabe hingezogen, nicht nur, weil er im Bett so erstaunlich gewesen war. Seine Anziehungskraft war einfach zu stark. Sie wusste genau, dass sie sich mit Gabe auf jede Menge Probleme einließ. Trotzdem konnte sie ihn sich nicht aus dem Kopf schlagen.
„Willst du dich mal in der Galerie umsehen?“, fragte Gabe. „Michael Ames ist sehr gut.“
Eigentlich wäre sie lieber gegangen. Und zwar mit Gabe ins Bett. Während sie neben ihm stand, konnte sie es vor sexueller Energie förmlich knistern hören. Ihr Puls raste vor Verlangen. Mattie versuchte, sich zusammenzureißen.
„Ich würde mir die Arbeiten gern ansehen“, erwiderte sie und hoffte, dass man das leichte Zittern ihrer Stimme nicht hörte. „Danke, dass du mich hierher eingeladen hast. Und für das, was du für Enrique tust.“
Er zuckte nur die Schultern. „Alles andere hängt jetzt von ihm ab.“
Mattie sah den schmalen Jungen mit dem unglaublichen Talent vor sich und bekam einen Kloß im Hals. Sie versuchte, sich von Gabes warmer Hand auf ihrem Rücken nicht irritieren zulassen, und ließ sich von ihm durch die Ausstellung führen.
Als ihnen ein Kellner mit einem Tablett voller Champagnergläser entgegenkam, nahm Gabe zwei herunter und reichte Mattie eines davon. Sie nahm einen tiefen Schluck, genug, um sich zu entspannen, aber zu wenig, um ihren Entschluss zu revidieren.
Zumindest heute Abend würde sie allein nach Hause gehen.
Das einzige männliche Wesen in ihrem Bett würde Tigger sein, der sich wie ein Fellball zu ihren Füßen zusammenrollte.
Mattie betrachtete Gabes ansprechendes Profil, und ihr Herz begann gefährlich zu klopfen. Sie machte sich echte Sorgen darum, wie magnetisch er sie anzog und welche Macht er über sie zu haben schien.
Das bestärkte sie nur noch mehr darin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
12. KAPITEL
Dienstagvormittag saß Gabe an seinem Schreibtisch im Bauwagen vor den Greenwood-Apartments. Hinter dem Maschendrahtzaun, der die Baustelle umgab, wechselten sich gerade zwei Sicherheitsleute von Atlas Security ab. Im Egyptian Theater waren ebenfalls Wachen postiert, ebenso im Lagerhaus, obwohl dort noch nicht gebaut wurde, und im Las Posas, in dem sich Gabes Apartment befand. Das Gebäude, in dem er wohnte, gehörte ihm zwar nicht mehr. Trotzdem hatte er sich Devs Warnung zu Herzen genommen.
Sein Handy klingelte. Gabe zog es aus seiner Hosentasche
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