Feuerhimmel (German Edition)
Teint.
Mattie schüttelte ihr die Hand. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Barbara.“ Mattie blickte sich anerkennend um. „Ihre Galerie ist sehr beeindruckend. Die Arbeiten gefallenmir ausnehmend gut.“
„Vielen Dank. Der Künstler heißt Michael Ames. Seine Werke sind sehr beliebt. Ich denke, er hat eine aussichtsreiche Karriere vor sich.“
„Das kann ich mir gut vorstellen.“
„In dem Artikel stand, dass Sie Ihren Preis am Dienstagabend erhalten?“
„Das ist richtig.“
„Was für einen Preis?“, fragte Gabe, der sich jetzt neben sie stellte und sie mit seinen aufregenden Augen sehr intensiv betrachtete. Sofort lief ihr ein Schauer über den Rücken.
„Sie bekommt den AIA Award für den besten Galerienentwurf“, antwortete Barbara für sie. „Aus diesem Grund wurde ich auch auf den Artikel aufmerksam.“
Mattie lächelte. „Galerien und Museen sind so etwas wie meine Spezialität geworden. Aber um ganz ehrlich zu sein, war es eigentlich mehr ein Zufall. Ein Auftrag ergab sich sozusagen aus dem anderen.“ Doch sie freute sich wahnsinnig über den Preis. Im Büro würde es ihr zu Ehren am Montag einen kleinen Empfang geben. Dienstagabend ging sie zusammen mit Aaron zur Preisverleihung.
„Tut mir leid, ich habe den Artikel nicht gelesen“, sagte Gabe. „Ich war heute Morgen zu sehr abgelenkt.“
„Ja, ich habe es in den Nachrichten gesehen.“ Barbara blickte ihn besorgt an. „Das tut mir wirklich leid, Gabe! Hat man denn schon irgendwelche Anhaltspunkte, wie es zu dem Feuer kam?“
„Oder besser, wer dabei nachgeholfen hat“, entgegnete Gabe düster. „Leider wissen sie bisher noch nichts Genaues.“
„Sie meinen, es könnte sich um Brandstiftung handeln?“, fragte Barbara überrascht.
„Das ist möglich.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das war bestimmt so ein hormongesteuerter Teenager, dessen Eltern sich nicht genug um ihn kümmern.“
Mattie versteifte sich. „Ich glaube, so eine Schlussfolgerungist nicht ganz fair.“
Barbaras Miene nahm einen kämpferischen Ausdruck an, dann lächelte sie reuig. „Sie haben recht, das war nicht fair. Nur weil meine Brüder sich früher so wild aufgeführt haben, heißt das ja lange nicht, dass alle Kids so sind. Aber wer immer das auch getan hat – ich hoffe, sie werden ihn erwischen.“
Mattie entspannte sich wieder. Barbara Zigman mit ihrer offenen Art könnte ihr gefallen.
„Da wir gerade von Teenagern sprechen“, warf Gabe ein. „Da ist ein Junge, dessen Arbeiten Sie sich unbedingt ansehen sollten.“
Barbara zog die schmalen schwarzen Augenbrauen hoch. „So?“
„Enrique Flores ist ein Freund von Mattie. Dieser Junge ist wirklich erstaunlich! Er hat die Wand eines verlassenen Gebäudes angemalt. Ich hatte gehofft, Sie und Sal könnten sich irgendwann die Zeit nehmen, um sich das anzusehen.“
Barbara sah Mattie an. „Was meinen Sie? Sind Sie auch davon überzeugt, dass der junge Künstler talentiert ist?“
„Er ist sogar außergewöhnlich talentiert! Ich war heute übrigens bei ihm zu Hause und habe eine kleinere Arbeit von ihm mitgenommen. Sie liegt in meinem Kofferraum. Wenn es Sie interessiert, kann ich das Bild gern hierlassen …“
Barbaras Augen glitzerten. „Wenn Sie beide ihn so gut finden, dann will ich es sofort sehen.“ Sie winkte einem ihrer Angestellten, einem großen schlaksigen jungen Mann mit wildem braunen Haar.
„Dave, hol doch bitte das Bild aus Miss Bakers Kofferraum.“ Sie wandte sich zu Mattie um. „Wenn Sie damit einverstanden sind?“
„Das wäre wunderbar.“ Mattie gab David ihre Autoschlüssel.
Innerhalb weniger Minuten kehrte der junge Mann in die Galerie zurück, unter dem Arm trug er einen Teil einer alten Holztür. Er manövrierte sich damit durch die Besuchertrauben und brachte das Bild in einen hinteren Raum, wo Barbara eineStaffelei aufgestellt hatte.
David hievte das schwere Holzbrett auf die Mitte der Staffelei, damit sie das Bild betrachten konnten.
„Enrique hat kein Geld, um sich Leinwände zu kaufen“, erklärte Mattie. „Er bemalt alles, was er finden kann.“
Barbara erwiderte nichts darauf. Sie hatte sich vollkommen auf das Gemälde konzentriert. In einem wilden Farbenrausch, mit grellem Rot, Neongelb und satten Grüntönen hatte Enrique das Leben auf der Straße gemalt. Statt sich bemüßigt zu fühlen, den harten städtischen Überlebenskampf in düsteren Tönen wiederzugeben, hatte Enrique sich auf das Schöne konzentriert.
Der stillen Freude auf
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