Feuerhimmel (German Edition)
wildes Leben aufgaben. Was sie auch taten. Größtenteils jedenfalls.
Gabe erreichte das Revier ein paar Minuten später und schob sich durch die Doppelglastür am Eingang. Eine Polizeibeamtin am Empfangstresen kündigte einigen Kollegen im hinteren Raum seine Ankunft an. Wenige Minuten darauf erschien der Brandstiftungsinspektor der Feuerwehr mit dem grau melierten Haar, an den er sich vom gestrigen Abend erinnerte, im Warteraum.
„Vielen Dank, dass Sie gekommen sind“, begrüßte Captain Daily ihn. Gabe wusste, dass das Dezernat für Brandstiftung mit der Feuerwehr von Dallas zusammenarbeitete.
„Keine Ursache.“
„Wir denken, wir haben den Jungen gefunden, der das Feuer in den Towern gelegt hat.“
„Den Jungen?“
„Er ist siebzehn. Die Polizei hat ihn in der Nachbarschaft aufgegriffen – bei einer routinemäßigen Verkehrskontrolle. Sein Rücklicht war kaputt. Einer der Beamten erinnerte sich daran, dass er vor ein paar Jahren schon mal ein Feuer gelegt hat.“
„Und Sie wollen jetzt wissen, ob ich ihn gestern Abend gesehen habe.“
„Wir haben eine Gruppengegenüberstellung vorbereitet. Mal sehen, ob Sie ihn wiedererkennen.“
„Okay. Aber ich habe nicht sehr viel von dem mitbekommen, was um mich herum passiert ist. Die meiste Zeit habe ich den Feuerwehrleuten bei der Arbeit zugesehen.“
„Es ist einen Versuch wert.“
„Sicher.“ Gabe folgte dem Untersuchungsbeamten einen langen grellweiß gestrichenen Flur entlang zu einem winzigen Zimmer mit Glasfenster, das den Blick auf die Verdächtigen ermöglichte. Fünf Typen verschiedenster Größe und Herkunft standen auf einem Podest an der gegenüberliegenden Wand. Alle waren ziemlich jung. Einer von ihnen kam Gabe vage bekannt vor.
Das Bild eines kleinen muskulösen Jungen mit dunkler Haut und dichtem schwarzen Haar erschien vor seinen Augen. Er hatte neben einem anderen gestanden, der ungefähr in seinem Alter und wahrscheinlich ebenfalls ein Latino war.
„Nummer drei“, sagte Gabe. „Ich habe ihn gestern Abend zusammen mit einem anderen Jungen gesehen. Sie standen auf dem Bürgersteig, als ich ankam.“
Daily nickte. „Ihr Freund, Mr McBride, war vor zwei Stunden hier und hat denselben Jungen erkannt. Sein Name ist Angel Ramirez. Es sieht so aus, als hätten wir den Täter.“
Gabe sah wieder durch die Scheibe zu dem Jungen hinüber, der gerade hinausgeführt wurde. „Was sagt er denn dazu?“
„Er behauptet, gestern Abend nicht in der Nähe des Feuers gewesen zu sein. Wäre interessant, was er jetzt meint.“
„Sie erwähnten, er hätte schon mal einen Brand gelegt?“
Daily nickte. Er öffnete die Tür und führte Gabe aus dem Zeugenraum. „Vor drei Jahren. Da hat er ein altes verlassenes Haus angezündet. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, aber das Gebäude war vollkommen zerstört. Der Junge hat für seinen kleinen Streich zwei Jahre Jugendknast bekommen. Nach zwölf Monaten ist er wegen guter Führung entlassen worden. Da wundert man sich.“
Daily begleitete Gabe den Flur hinunter zum Ausgang.
„Wie gesagt, vielen Dank, dass Sie hergekommen sind.“ Der Captain streckte die Hand aus, Gabe ergriff sie und schüttelte sie.
„Viel Erfolg bei Ihrer Untersuchung“, wünschte er auf dem Weg in den Warteraum. Als er die Ausgangstüren fast erreicht hatte, kam eine Rothaarige wie ein Wirbelwind durch die Doppelglastür hereingestürzt und baute sich vor dem Empfangstresen auf.
„Entschuldigung. Mein Name ist Mattie Baker. Ich muss unbedingt mit dem verantwortlichen Beamten sprechen, der die Untersuchung im Fall der Brandstiftung in den Dallas Towers führt!“
Gabe blieb stehen und betrachtete die Frau genauer. Etwa eins sechzig, Ende zwanzig, vielleicht Anfang dreißig. Schlank, aber mit netten Rundungen, soweit man das unter diesem konservativen braunen Kostüm, das sie mit einer blassgelben Bluse kombiniert hatte, beurteilen konnte. Wunderbar geformte Beine jedenfalls, und dann das Haar. Es war nicht einfach kastanienbraun, sondern hatte einen intensiven Rotschimmer – es erinnerte ihn an die Flammen gestern Abend.
Gabe musste innerlich grinsen. Diese Lady konnte man einfach nicht übersehen. Die Sommersprossen auf der Nase und die hohen Wangenknochen taten ihr Übriges. Diese Kleidung und wie sie ihr herrliches Haar im Nacken zu einem festen Knoten gebunden hatte, ließen in ihm unwillkürlich die Frage aufkommen, was für eine Frau sie wohl sein mochte.
Inzwischen neugierig geworden, wartete Gabe
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