Feuerhimmel (German Edition)
gerade im Zentrum gewesen, als Angel und seine Familie dorthin kamen und um Hilfe baten. Am Tag darauf war Angel erneut von seinem Vater brutal misshandelt worden. Das Feuer in diesem alten verlassenen Haus zu legen war seine hilflose Art gewesen, sich zu revanchieren.
Ein Jahr später, nachdem Angel aus dem Jugendknast entlassen worden war, hatte man Mattie mit diesem Fall beauftragt. Er war ein süßer Junge gewesen und entschlossen, sein Leben zu ändern. Für die Schule hatte er hart gearbeitet und sich auch bereit erklärt, anderen Jungen in seinem Alter im Zentrum zu helfen.
Letztendlich verbrachten sie eine Menge Zeit zusammen, und Mattie hatte ihm außerdem einen Halbtagsferienjob im Postraum ihres Büros verschafft. Mit dem Geld, das er dort verdiente, unterstützte er seine Familie.
Angel Ramirez war ein guter Kerl. Mattie glaubte nicht, dass der Teenager den Brand in den Towern gelegt hatte. Und sie war entschlossen, das zu beweisen.
Die Tür des Aufzugs öffnete sich mit einem „Pling“. Mattiestieg aus und ging den Flur entlang. Kurz darauf schob sie die Doppelglastür mit dem Schild Dewalt, Greeley & Associates Design auf und betrat die Empfangshalle der gefragten Architektenfirma.
„Mr Brewer hat wegen der Galerie nachgefragt“, sagte die hübsche Rezeptionistin Shirley Mack. „Und Ihre Mutter hat angerufen.“
Mattie nahm die Nachrichten entgegen, die Shirley ihr reichte. „Danke.“
„Wie geht es ihr denn? Ihrer Mutter, meine ich. Hat sie nicht gerade wieder geheiratet?“
„Es ist kaum zu glauben, aber das ist jetzt fast ein Jahr her. Sie und Jack scheinen glücklich zu sein.“ Ihre Mutter war bezüglich einer zweiten Ehe anfangs sehr argwöhnisch gewesen. Nach dem Tod von Matties Vater hatte sie lange gelitten und schwere Zeiten durchgemacht. Mattie hoffte, dass es ihr jetzt besser ginge.
„Na, ich freue mich jedenfalls für die beiden“, bemerkte Shirley.
„Ich mich auch.“ Mattie nahm sich vor, so bald wie möglich auf den Anruf zu reagieren. Sie telefonierten gewöhnlich mindestens zweimal die Woche. Ihre Mutter war mit Jack nach San Antonio gezogen, und Mattie vermisste sie.
Mattie ging am Empfangstresen vorbei durch ein Großraumbüro, in dem Konstruktionszeichner mithilfe ausgefeilter Computersysteme Entwürfe von Büros, Schulen, Eigentumswohnungen und Luxushäusern anfertigten.
Sie erwiderte das Winken von Aaron Kreski, einem Mitarbeiter und guten Freund. Mit ihren erfindungsreichen Entwürfen und ihrem überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz war sie vor Kurzem zur leitenden Designerin befördert worden und hatte ihr eigenes Büro bekommen. Sie befand sich auf dem besten Weg, zur Vizedirektorin ernannt zu werden. Ein Schritt weiter auf ihrem Karriereweg, den sie so eifrig verfolgte.
Mattie schob die breite Walnussholztür auf und ging zuihrem darauf abgestimmten Walnussholzschreibtisch zu. Die blitzblank polierte Oberfläche war ordentlich aufgeräumt. Neben dem dominanten Großbildmonitor lagen ein Kalender, ein schwarz-goldenes Schreibset mit Füllhalter und Bleistift, und sie hatte ein gerahmtes Lieblingsfoto ihrer Eltern aufgestellt.
Unbewusst strich sie über den Goldrahmen. Das Bild zeigte einen Moment aus den glücklichen Jahren, die Zeit, an die sich gern erinnerte. Dann hatte sie ihren Vater bei einem Autounfall verloren. Sie war zwölf gewesen, und ihr Leben hatte sich danach drastisch verändert.
Ohne Lebensversicherung und mit nichts als einem Highschool-Abschluss war ihre Mutter gezwungen gewesen, einen Job im Supermarkt anzunehmen, um sie durchzubringen. In diesen schweren Zeiten war ihre Mutter zu der Überzeugung gekommen, dass eine Frau niemals auf einen Mann zählen konnte, auch wenn der sie liebte. Sie konnte sich nur auf eine Person verlassen, und das war sie selbst.
Mattie hatte sich das zu Herzen genommen. Sie hatte hart gearbeitet, um den Universitätsabschluss an der UCLA zu machen; sie war die Beste ihres Jahrgangs gewesen. Diese Philosophie verfolgte sie seitdem weiter.
Sie ließ ihren Blick über die ordentlich aufgereihten Akten auf dem Sideboard hinter dem Schreibtisch und die Stapel unter dem Fenster schweifen. Aber sie überwand den Impuls, sich einen davon zu greifen und mit der Arbeit anzufangen. Stattdessen setzte sie sich an den Schreibtisch, nahm das Telefon und wählte die Nummer von Sidney Weiss, einem Anwalt, der für das FRC arbeitete.
„Sid? Hier ist Mattie Baker.“
„Hallo Mattie. Was kann ich für Sie
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